Viel schlechter kann man es im Grunde nicht machen: Da tönen Politik und Industrie nach ihrem „Auto-Gipfel“ im November lautstark von Aufstockung und Verlängerung der Kaufprämie für Elektroautos – und Ende Januar ist noch immer nichts passiert. Dass da selbst der gutwilligste Interessent die Lust verliert, muss nun wirklich nicht verwundern.
Dabei gibt es genügend Leute, die nach vernünftigen E-Autos suchen. Sollte man jedenfalls meinen. Und zwar Batterie-Mobile, mit denen man den Alltag prima meistern kann – die aber halbwegs normal verdienende Menschen auch noch ordern können, ohne sich gleich in Schulden stürzen zu müssen. Da kann monetäre Zuwendung nicht schaden.
Finanziell wirklich verlockend allerdings ist das Angebot der Regierung bislang nie gewesen. Weil die Hersteller sich hälftig an der E-Prämie beteiligen müssen, sparen sie den Betrag nicht selten bei anderen Rabatten wieder ein. Blieben unterm Strich also oft nur mickrige 2000 Euro vom Staat – in Frankreich kann man das Fünffache einstreichen, wenn man zum Kauf eines Akku-Autos noch seinen betagten Diesel verschrotten lässt.
Ansonsten hat man als Fahrer eines Elektromobils ja nicht wirklich viele Vorteile. So jedenfalls ist die verbreitete Auffassung. Man zahlt mehr für seinen Wagen als für einen vergleichbaren Verbrenner, die Reichweite ist deutlich geringer, und oft genug muss man der Batterie wegen mit einem kleineren Kofferraum vorliebnehmen. Dass der Stromer leise ist und keine Abgase ausstößt – davon profitieren hauptsächlich die anderen.
Also steht man da. Mit seinem Gewissen. Und seinem Geldbeutel. Selbst wenn man sich den Batterie-Betrieb leisten kann und will, stehen dem vermeintlich guten Gefühl viele Zweifel gegenüber. Wie weit komme ich eigentlich bei 20 Grad Kälte? Soll ich wirklich vorneweg fahren, solange sich so Vieles noch entwickelt? Oder doch lieber warten und in ausgereifte Technik investieren? Besser einen reinen Stromer ordern oder die Hybrid-Kraft der zwei Herzen? Und ist das Auto mit Stecker wirklich so ein Segen für den Planeten wie Markt und Politik versprechen?
Zu vielfältig sind die alltäglichen Anforderungen, als dass ein Elektroauto von heute sie immer und überall problemlos erfüllen könnte. An Fahrten mit Zwischenstopp muss man sich auch gedanklich erst einmal gewöhnen. Geld allein jedenfalls scheint die Masse der Bundesbürger vom Batteriebetrieb noch nicht so recht überzeugen zu können. Technisch wie finanziell ist E-Mobilität eben mehr als Plus und Minus.
Dabei haben Scharen von Psychologen längst untersucht, warum Menschen sich für ein E-Auto entscheiden – oder eben nicht. Die simple Antwort: Kauf und Besitz müssen einfach verlockend sein. In Norwegen zum Beispiel ist es die Aussicht auf immense Förderung, in London die freie Fahrt in die City, in China die einzige Chance, überhaupt ein Auto zulassen zu können.
Doch hierzulande ist es eben leider noch kein bisschen sexy, ein E-Auto zu fahren. Auch nicht cool oder irgendwas sonst Schönes. Schon weil die Infrastruktur nicht stimmt, dazu all das Kleinklein um Ladezeiten, Strompreise und Öko-Bilanz – und weil man nicht wirklich das Gefühl haben kann, diese Regierung brenne für die E-Mobilität.
Womöglich sollten sie sich in Berlin drauf besinnen, dass man politische Ziele nicht bloß erkaufen kann – und manchmal ein kleines bisschen Psychologie deutlich mehr helfen könnte als sehr viel Geld.