Was E-Auto-Fahrer beim öffentlichen Laden erwarten

Cover Image for Was E-Auto-Fahrer beim öffentlichen Laden erwarten
Copyright ©

Shutterstock / 2322886551

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

In der öffentlichen Diskussion werden die Ladetarife für das öffentliche Laden massiv kritisiert. Zu teuer, zu kompliziert, intransparent. Doch wie bewerten E-Auto-Fahrende die aktuellen Ladetarife wirklich? Erstmals hat UScale mit der EV Charging Tariff & Pricing Study die Ladetarife für unterwegs aus Sicht der Nutzer bewertet. Die Ergebnisse zeigen: Die Nutzer zeigen sich vergleichsweise gelassen – wünschen sich jedoch gezielt Verbesserungen.

Hohe Wechselbereitschaft – geringe Kundenbindung als Warnsignal

E-Auto-Fahrende nutzen im Durchschnitt rund drei Ladeservices. Angesichts der niedrigen Wechselbarrieren können E-Auto-Fahrer schnell wechseln und tun es auch: Über 80 Prozent der Nutzer denken regelmäßig oder gelegentlich über einen Anbieterwechsel nach. Diese Zahl zeigt: Wer seine Kunden halten will, muss mehr bieten als nur Strom.

Preis ist nicht alles – Trend zur Leistungsorientierung

Während Ladepreise für die Pioniere der Elektromobilität eine große Rolle spielen, achten die, die erst seit ein, zwei Jahren elektrisch fahren, weniger auf den Preis. Die sogenannten Early Adopter erwarten Leistung. Das macht den Weg frei für Tarife mit Mehrwert – z. B. Variable Tarife, Bonusprogramme, Kombiangebote.

Grundgebühren als Polarisierer – aber auch Umsatztreiber

Ein Drittel der E-Auto-Fahrer lehnt Tarife mit Grundgebühr kategorisch ab. Gleichzeitig gibt es einen harten Kern von rund 15 Prozent, der Grundgebührentarife sehr schätzt, da sie von geringeren kWh-Preisen profitieren. Betreiber von Ladeinfrastruktur können mit sinnvoll gestalteten Grundgebühren sowohl planbare Einnahmen als auch Kundenbindung erzielen.

Bonusprogramme zur Kundenbindung

Als Instrument zur Kundenbindung werden Bonusprogramme bisher unterschätzt. Zwei Drittel der E-Auto-Fahrenden sind grundsätzlich offen für Bonusprogramme von Anbietern für öffentliches Laden. Über Lade-Apps und Lade-Karten sind Bonussysteme auch einfach umsetzbar.

Wechselwirkung mit Hausstrom – ein unterschätzter Kanal

Ladestrom beeinflusst Hausstrom und umgekehrt. Die Offenheit der E-Auto-Fahrenden für alternative Tarifmodelle und Tarifstrukturen ist groß. Ein Beispiel: Zwei Drittel der Befragten halten eine Kombination von Haus- und Ladestrom unterwegs für sinnvoll oder sie beziehen bereits beides vom gleichen Anbieter. Damit werden Kombitarife ein unterschätzter Hebel für langfristige Kundenbindung.

Anbieter müssen gleichzeitig mutig und behutsam sein

Ladetarife und ihre Ausgestaltung entwickeln sich rasant weiter. Da Tarifmodelle aber nicht nur von aktuellen E-Auto-Fahrende studiert werden, sondern auch für umstiegs-bereite Verbrennerfahrende interessant sind, haben sie eine hohe Signalwirkung. Anbieter müssen also gleichzeitig mutig und behutsam sein. Anbieter und Betreiber, die jetzt in nutzerzentrierte Tarifmodelle investieren, sichern sich nicht nur Marktanteile – sie schaffen Vertrauen und Differenzierung im dynamisch wachsenden Elektroauto-Markt.

Für die Studie wurden im vergangenen April insgesamt 1722 E-Auto-Fahrende in Deutschland befragt, die öffentlich laden. In der Stichprobe waren rund 650 Pioniere und rund 1050 Early Adopter mit unterschiedlichsten Fahrgewohnheiten. Die Studie ist die Erste des UScale-Ladestudien-Quartett, das die öffentliche Ladeverhalten unter E-Auto-Fahrern untersucht.

Quelle: UScale – Pressemitteilung vom 03.06.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Jens:

„Kundenbindung“?
Wozu sollte ich das brauchen? Bindung bedeutet, dass man nicht frei wählt. Und das bedeutet, dass man nicht den besten Preis bekommt.
Zur Erinnerung an die ganzen PR-Freaks: Das Produkt ist nicht nur immer gleich, sondern auch das selbe…

Torsten:

Wenn der Vorschlag von Pedro irgendwann Mal in der Praxis ankommt, kaufe ich mir auch ein E-Auto! ;-)

Torsten:

Die Abzocke an öffentlichen Ladesäulen ist leider traurige Realität! In Cottbus sind E-Autos im Straßenbild eine absolute Rarität. Wer kauft eigentlich die ganzen Teslas, die ganz in der Nähe von CB produziert werden?
Wie auch hier im Forum geäußert, zählen letztlich die (Lade-)Kosten, bei der Entscheidungsfindung pro oder Contra E-Auto, die entscheidende Rolle. Gerade im Osten, wo gutbezahlte Jobs eher die Ausnahme sind. Die Meisten fahren zum Tanken nach Polen. Bei den aktuellen Preisen in PL von 1,30€/l bis 1,40€/l ist die Ersparnis gegenüber DL schon erheblich! Ganz ehrlich, ich selbst würde gern ein E-Auto fahren, zumal ich ein gelernter Elektriker bin, aber ich kann es mir schlicht nicht leisten. Mein Benziner ist 20 Jahre alt, hat >200Tausend km auf dem Tacho mit einem Verbrauch von 6l auf 100km. Sobald sich ein E-Auto für mich rechnet, bin ich dabei!

Robert W:

Ich fahre zeit 150 000 km Elektrisch.
Ich möchte nicht vor jeder länger Fahrt schauen welcher Anbieter oder App für die Stecke einen günstigen Preis bietet.
Günstiger Adhoc Preis, Preistafel das ist Kundenbindung.

Pedro G.:

Der Erfolg für E-Autos ist auch vom Ladepreis abhängig!
▪︎ AC bis 30 kW um 20 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 70 kW um 30 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 130 kW um 40 Cent pro kWh
▪︎ DC bis 200 kW um 50 Cent pro kWh
▪︎ HPC ab 200 kW um 60 Cent pro kWh
Alls Ausgangs Preiß mit max 10 Cent mehr wäre Hilfreich ‼️

S. Eckardt:

Peter sagt, ihm geht es auch um den Preis – nur nicht so klar …

steinpilz:

im Parkhaus Neumarkt in Cottbus AC für 89 Cent von EnBw. Da bleibe ich nicht gelassen, sondern bekomme Hass auf die Situation.

Floofman:

Frankreich: 35 Cent Adhoc, z. B. Bei Izivia
Finnland: Vielerorts 39 Cent Adhoc

Um nur mal 2 zu nennen.

Und nix Schmitti. Ich hab mit dem nix zu tun. Es nervt einfach.

Thomas:

Wer ist Schmitti und warum rufen Enbw und andere irgendwelche Abbopreise auf nur damit ich den Strom für 39 Cent bekomme? Bei Teag und Jet geht es doch auch ohne. Zugegeben der Strom kostet 49 Cent aber die Differenz muss erst mal reingefahen werden.

Peter:

Welche anderen Länder sind das ?
Und diese Knebelverträge…sind die gerade mit hier im Raum ?
Bei EnBW hab ich für den Urlaub den 0,39€/kWh Tarif gebucht, sofort gekündigt und meine 18€ schon bei der Anreise wieder drin gehabt…keinen Plan warum die Trolle vom Schmitti überall ihren Hassund Hetzte verbreiten müssen.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Fluch & Segen: Gebrauchte E-Autos erreichen den Massenmarkt

Fluch & Segen: Gebrauchte E-Autos erreichen den Massenmarkt

Sebastian Henßler  —  

Immer mehr gebrauchte E-Autos kommen auf den Markt – doch viele freie Händler zögern, weil Technik, Preisentwicklung und Unsicherheit sie bremsen.

Cover Image for Angst vor dem freien Fall – die großen Probleme der deutschen Autobauer

Angst vor dem freien Fall – die großen Probleme der deutschen Autobauer

Stefan Grundhoff  —  

Was kann die deutsche Autoindustrie machen, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden? Oder wurde alles verschlafen?

Cover Image for Volvo EX30 soll in Europa schneller ausgeliefert werden

Volvo EX30 soll in Europa schneller ausgeliefert werden

Sebastian Henßler  —  

Volvo baut den EX30 nun in Belgien – die Lieferzeit soll von rund sechs Monaten auf nur 90 Tage sinken, um Nachfrage und Absatz wieder anzukurbeln.

Cover Image for E-Lkw im Fernverkehr: Dachser nimmt neue eActros 600 in Betrieb

E-Lkw im Fernverkehr: Dachser nimmt neue eActros 600 in Betrieb

Tobias Stahl  —  

Der Logistiker Dachser hat kürzlich die ersten von insgesamt 15 vollelektrischen Lkw von Mercedes-Benz übernommen. Die E-Lkw sollen im Fernverkehr eingesetzt werden.

Cover Image for E-Auto-Offensive von Xiaomi nimmt weiter Fahrt auf

E-Auto-Offensive von Xiaomi nimmt weiter Fahrt auf

Sebastian Henßler  —  

Xiaomi meldet im Juli mit über 30.000 ausgelieferten E-Autos einen neuen Höchstwert – erstmals dabei: das neue SUV-Modell YU7 mit starkem Start.

Cover Image for Flexis plant 15.000 E-Transporter in drei Jahren

Flexis plant 15.000 E-Transporter in drei Jahren

Sebastian Henßler  —  

Ab 2026 setzen Renault, Volvo Trucks und CMA-CGM mit Flexis auf vernetzte E-Transporter, die nicht nur fahren, sondern auch digital gesteuert werden.