Was E-Auto-Fahrer beim öffentlichen Laden erwarten

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Michael Neißendorfer
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In der öffentlichen Diskussion werden die Ladetarife für das öffentliche Laden massiv kritisiert. Zu teuer, zu kompliziert, intransparent. Doch wie bewerten E-Auto-Fahrende die aktuellen Ladetarife wirklich? Erstmals hat UScale mit der EV Charging Tariff & Pricing Study die Ladetarife für unterwegs aus Sicht der Nutzer bewertet. Die Ergebnisse zeigen: Die Nutzer zeigen sich vergleichsweise gelassen – wünschen sich jedoch gezielt Verbesserungen.

Hohe Wechselbereitschaft – geringe Kundenbindung als Warnsignal

E-Auto-Fahrende nutzen im Durchschnitt rund drei Ladeservices. Angesichts der niedrigen Wechselbarrieren können E-Auto-Fahrer schnell wechseln und tun es auch: Über 80 Prozent der Nutzer denken regelmäßig oder gelegentlich über einen Anbieterwechsel nach. Diese Zahl zeigt: Wer seine Kunden halten will, muss mehr bieten als nur Strom.

Preis ist nicht alles – Trend zur Leistungsorientierung

Während Ladepreise für die Pioniere der Elektromobilität eine große Rolle spielen, achten die, die erst seit ein, zwei Jahren elektrisch fahren, weniger auf den Preis. Die sogenannten Early Adopter erwarten Leistung. Das macht den Weg frei für Tarife mit Mehrwert – z. B. Variable Tarife, Bonusprogramme, Kombiangebote.

Grundgebühren als Polarisierer – aber auch Umsatztreiber

Ein Drittel der E-Auto-Fahrer lehnt Tarife mit Grundgebühr kategorisch ab. Gleichzeitig gibt es einen harten Kern von rund 15 Prozent, der Grundgebührentarife sehr schätzt, da sie von geringeren kWh-Preisen profitieren. Betreiber von Ladeinfrastruktur können mit sinnvoll gestalteten Grundgebühren sowohl planbare Einnahmen als auch Kundenbindung erzielen.

Bonusprogramme zur Kundenbindung

Als Instrument zur Kundenbindung werden Bonusprogramme bisher unterschätzt. Zwei Drittel der E-Auto-Fahrenden sind grundsätzlich offen für Bonusprogramme von Anbietern für öffentliches Laden. Über Lade-Apps und Lade-Karten sind Bonussysteme auch einfach umsetzbar.

Wechselwirkung mit Hausstrom – ein unterschätzter Kanal

Ladestrom beeinflusst Hausstrom und umgekehrt. Die Offenheit der E-Auto-Fahrenden für alternative Tarifmodelle und Tarifstrukturen ist groß. Ein Beispiel: Zwei Drittel der Befragten halten eine Kombination von Haus- und Ladestrom unterwegs für sinnvoll oder sie beziehen bereits beides vom gleichen Anbieter. Damit werden Kombitarife ein unterschätzter Hebel für langfristige Kundenbindung.

Anbieter müssen gleichzeitig mutig und behutsam sein

Ladetarife und ihre Ausgestaltung entwickeln sich rasant weiter. Da Tarifmodelle aber nicht nur von aktuellen E-Auto-Fahrende studiert werden, sondern auch für umstiegs-bereite Verbrennerfahrende interessant sind, haben sie eine hohe Signalwirkung. Anbieter müssen also gleichzeitig mutig und behutsam sein. Anbieter und Betreiber, die jetzt in nutzerzentrierte Tarifmodelle investieren, sichern sich nicht nur Marktanteile – sie schaffen Vertrauen und Differenzierung im dynamisch wachsenden Elektroauto-Markt.

Für die Studie wurden im vergangenen April insgesamt 1722 E-Auto-Fahrende in Deutschland befragt, die öffentlich laden. In der Stichprobe waren rund 650 Pioniere und rund 1050 Early Adopter mit unterschiedlichsten Fahrgewohnheiten. Die Studie ist die Erste des UScale-Ladestudien-Quartett, das die öffentliche Ladeverhalten unter E-Auto-Fahrern untersucht.

Quelle: UScale – Pressemitteilung vom 03.06.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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