E-Müllautos sollen bald in 90 Sekunden geladen sein

Cover Image for E-Müllautos sollen bald in 90 Sekunden geladen sein
Copyright ©

shutterstock / 2013728828

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Der estnische Superkondensator-Bauer Skeleton sowie der kanadische Zulieferer Martinrea, spezialisiert auf E-Nutzfahrzeuge, wollen zusammen Müllfahrzeuge auf eine neuartige Weise elektrifizieren und in Paris sowie New York testen. Das berichtet electrive.net. Nachdem die Flotten in Paris und New York umgerüstet worden sind, soll die Technologie weltweit angeboten werden.

Bei Skeletons Superkondensatoren handelt es sich um leistungsstarke Energielieferanten mit Graphen als Elektroden, die nicht auf Lithium-Ionen basieren, sondern auf einem speziellen Kohlenstoff in einer Art Bienenwabenmuster. Diese würden in einer „SuperBattery“ als hybride Speicher mit den Vorteilen der Lithium-Ionen-Technik kombiniert. Die Vorteile sind laut Skeleton eine hohe Lebensdauer mit etwa 50.000 Ladezyklen sowie eine extrem schnelle Aufladbarkeit. Der Akku für die Müllfahrzeuge könnte demnach in anderthalb Minuten geladen sein, kleinere reine Graphen-Batterien sogar in nur wenigen Sekunden. Zudem sei der Akku frei von Kobalt, Kupfer und Nickel, außerdem könne er sich nicht entzünden. Auch das Gewicht der Akkus sei vergleichsweise gering.

Viele Details sind noch unklar

Allerdings haben Graphen-Batterien einen entscheidenden Nachteil, weshalb sie bislang nicht in größerem Stil zum Einsatz kommen: Die haben eine nur etwa halb so hohe Energiedichte wie Lithium-Ionen-Akkus. Würden solche Batterien also in Fahrzeugen verbaut, würden sie entweder für die gleiche Kapazität doppelt so viel Platz benötigen – oder bei gleicher Größe wie ein Lithium-Ionen-Akku nur für die Hälfte der Reichweite ausreichen. Es gibt aber weltweit einige Projekte, die Graphen-Batterien zukünftig in der Mobilität eine größere Rolle zukommen lassen könnten.

Die Müllfahrzeuge, die nun in Paris und New York umgerüstet werden sollen, sollen mit „SuperBattery“ ausgestattet vollelektrisch unterwegs sein. Wann und wie viele Fahrzeuge welcher Marken umgerüstet werden sollen, sei laut electrive.net noch nicht bekannt. Auch Daten wie zur erwarteten Reichweite der Fahrzeuge fehlen aktuell noch. „Unsere SuperBattery wurde speziell für die Dekarbonisierung von Sektoren und Industrien entwickelt, deren Energie-, Sicherheits- und Effizienzanforderungen von anderen Batterietechnologien nicht erfüllt werden können. Wir freuen uns daher sehr über die Kooperation mit Martinrea und damit einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO2-Emissionen beizutragen sowie die Energieeffizienz von Müllfahrzeugen in New York City und Paris zu verbessern“, wird im Artikel Skeleton-Geschäftsführer Taavi Madiberk zitiert.

Hergestellt werden sollen die „SuperBatterys“ im Skeleton-Werk in Großröhrsdorf in Sachsen. Nahe Leipzig wolle das Unternehmen zudem im kommenden Jahr die dann größte Fabrik für Superkondensatoren weltweit eröffnen.

Quelle: electrive.net – „Skeleton und Martinrea planen E-Müllautos mit SuperBattery“

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


MMM:

Klar, wenn er die Ladung halten kann… mindestens über das Wochenende, mit Ladungsverlusten im kleinen 1-stelligen %-Bereich.
Erklärt aber nicht, wie welcher Technologie man die Energie übertragen will. Wenn man 8 Megacharging Stecker dafür braucht, ist man ja länger am an- und abstecken, als die Ladung dauert. ;-)
Und das dann 2x täglich, das geht den Leuten sehr bald auf die Nerven. Die stecken 1 oder 2 und rauchen so lange eine Zigarette.

Philipp:

Netzanbindung:
Man kann ja auf beiden Seiten einen Superkondensator stellen und den auf Netzseite solange keiner lädt langsamer laden. Sehe ich nicht so ein Problem.

MMM:

Das wären dann (bei 90 Sek.) noch 1,2 MW. Nicht easy, aber über eine Oberleitung und Pantograph darstellbar. Da, wo auch Straßenbahnen fahren, ist das sicher einigermaßen schnell einzurichten.

MMM:

Ehrlich gesagt kenne ich die Rundenlänge nicht. Klar, irgendwann ist der voll und muss geleert werden. Aber welche Anfahrt hatte er? Bei uns wäre alleine die An- und Abfahrt schon gute 50 km – falls es denn ein MÜLL-Auto ist. Gestern wurde Papier abgefahren, keine Ahnung, wo die herkommen, und wohin die fahren. Die Firma ist 50 km entfernt – muss ja nichts heißen. Keine Ahnung, ob es dort, wo die hinfahren, eine Lademöglichkeit gibt.

Aber ja: 900 Sekunden klingt schon deutlich entspannter als 90. Sind aber dann auch 15 Minuten. Eher nichts für zwischendurch! Warum dann nicht gleich 1800 Sekunden in der Mittagspause? Das sind noch 600 kW – völlig andere Liga. Oder 300 kW bei nur 150 kWh Kapazität. Schnarchladen für LKWs ;-)

Silverbeard:

1) Braucht ein LKW 300kWh Akku, wenn in 90 Sekunden vollgeladen werden könnte? Das sind 200km Reichweite, die ein Müllwagen eigentlich nicht benötigt. Bei jedem Abladen kann der Akku ja wieder komplett gefüllt werden.

2) Ich denke, das ist ein theoretischer Wert. Was spricht gegen 900 Sekunden? Dann wäre nach Deiner Rechnung 1,2MW Ladeleistung notwendig, was durchaus im Leistungsbereich der neuen Ladesäulen für LKWs liegen würde. Aber wie schon unter 1) ausgeführt: 300kWh werden wahrscheinlich bei einer Runde gar nicht verbraucht, d.h. die Batterie ist dann schneller als in 15 Minuten wieder voll.

Daniel W.:

Beim Anbieter ist das Gewicht der Zellen gut 3 mal höher als Li-ion Batterien, d.h. dass die Batterien von der kWh-Zahl viel kleiner sein müssen und dafür x-mal häufiger geladen werden.

Der Stadtbus hätten keine Batterie mit 300-400 kWh an Bord, sondern z.B. nur 30-40 kWh und weil Stadtbusse ihre Runden drehen, könnten je Busroute 1-2 Ladestationen genügen, da die Busse während des Tages laufend diesen 1-2 Ladestationen anfahren.

Jetzt müsste man nur noch den Preis kennen, um weitere Einsatzmöglichkeiten abzuschätzen.

Marc:

Grafen hin, Grafen her. Müllautos gehören in jedem Fall jetzt sofort elektrisiert. Sie fahren Kurzdistanz und die Mechanik lässt sich ohne Mühe elektrisch bedienen.

Jakob Sperling:

„bald“ ist hier wohl in erdgeschichtlichem Zeitmaßstab gemeint.

MMM:

Halte ich ehrlich gesagt für Zukunftsmusik.
Selbst wenn es die SuperCaps gibt und sie funktionieren, gibt es nichts, womit man sie in 90 Sekunden aufladen könnte.
Im Falle eines 300 kWh Energiespeichers reden wir von einer konstanten Ladeleistung von 12 MW. Da ist auch mit Megacharging nichts mehr zu machen, Man bräuchte also nochmal deutlich massivere Ladestecker.

Nächster Punkt wäre die Netzanbindung. 12 MW ist schon Mittelspannungsnetz, das wird ein kommunaler Betrieb kaum machen wollen – falls es überhaupt geht. Das müsste man dann lokal über Puffer sicherstellen und hohen Zwischenladungen auf den nächsten Müll-LKW vorbereiten, was kostet das in den Größenordnungen? Einziger ausweg: da, wo die LKWs den Müll direkt an der Deponie abladen, können sie, falls das Müllverbrennungskraftwerk direkt daneben ist, vielleicht eine passende Ladeleistung bekommen. Das wird aber nicht überall so sein, zumal solche LKWs ja auch Grüner-Punkt Verpackungen (Recyclingmüll) abfahren – mit einem (hoffentlich) anderen Abladeort.

Da scheint es mir deutlich praktikabler, einfach über Nacht zu laden.

Ähnliche Artikel

Cover Image for BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

Sebastian Henßler  —  

Der erste Stromer der Neuen Klasse startet stark: BMWs iX3 übertrifft die Erwartungen deutlich – und das ohne eine einzige Probefahrt.

Cover Image for EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Selbst im Elektromodus verbrennen Plug-in-Hybride Kraftstoff und stoßen 68 g CO2/km aus – das kostet im Schnitt 500 Euro zusätzlich pro Jahr.

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.