Eine Pilotanlage für die Produktion von E-Fuels im sächsischen Freiberg ist in Betrieb und hat bereits 15.000 Liter des synthetischen Kraftstoffes aus Bio-Methanol produziert, berichtet Automobil Industrie Vogel. Mithilfe von gut 15 Millionen Euro an Fördergeldern des Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) sollen bis 2026 dort insgesamt 380.000 Liter Treibstoff hergestellt werden – umgerechnet auf den Liter sind das fast 40 Euro.
Diese sind jedoch nicht für Tankstellen bestimmt, sondern dienen lediglich den Projektpartnern – unter anderem zu “umfangreichen Kfz-Tests”. Diese Partner sind im Wesentlichen die TU Bergakademie Freiberg, die Chemieanlagenbau Chemnitz GmbH, FEV Europe GmbH, Hermann Lother & Co. Mineralölhandelsgesellschaft mbH, Coryton Advanced Fuels Deutschland GmbH sowie das Forschungszentrum Jülich GmbH. Die Unternehmen wollen im Zuge des Projekts beweisen, dass “eine Kohlenstoffkreislaufführung bis zu 90 Prozent CO2-Emissionen sparen kann”.
Treibstoff für etwa 100 Autos
Die Großversuchsanlage zu E-Fuels an der TU Bergakademie Freiberg bestünde seit 2009 und sei damit bundesweit die erste ihrer Art. Mit den angestrebten 380.000 Litern binnen vier Jahren ließen sich theoretisch etwas mehr als 100 Fahrzeuge mit klimaneutralen Kraftstoffen betreiben (15.000 Kilometer im Jahr, 6 Liter Verbrauch). In Freiberg ist Bio-Methanol der Grundstoff für den Treibstoff – und nicht Wasserstoff. Ob das Methanol aus Wasserstoff stammt, ist im Artikel nicht näher beschrieben.
Die zuletzt öffentlich stark diskutierten E-Fuels werden unter hohem Energieaufwand aus Wasserstoff, der aus elektrischem Strom stammt, gewonnen. Damit diese Treibstoffe klimaneutral sind, muss es sich um Strom aus erneuerbaren Energien handeln. Trotz der extrem schlechten Effizienz werden sie als Treibstoff für die Zukunft in Betracht gezogen – zumindest für diejenigen Fahrzeuge, die ab Greifen des “Verbrenner-Verbots” 2035 noch als Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind. Diese könnten damit bedeutend umweltfreundlicher betrieben werden als mit fossilen Kraftstoffen. Auch für Neuzulassungen ist in der EU aktuell noch eine Hintertür offen.
Wo soll produziert werden?
Experten gehen allerdings davon aus, dass E-Fuels weniger im Pkw-Bereich als im Schiff-, Flug und Schwerlastverkehr eine Rolle spielen werden – eben in denjenigen Bereichen, in denen eine Elektrifizierung schwierig ist. Es ist aus heutiger Sicht schwer vorstellbar, dass die benötigten Mengen an E-Fuels bis 2035 hergestellt werden können, um derart viele Fahrzeuge damit zu versorgen. Auch eine große E-Fuels-Produktionsstätte in Frankfurt-Höchst kann lediglich Treibstoff für wenige Tausend Fahrzeuge liefern. Fürsprecher der Technologie – unter anderem die FDP in Deutschland – setzen als Produktionsländer aber auf Afrika, die arabische Halbinsel oder Südamerika.
Quelle: Automobil Industrie Vogel – “Alternative Kraftstoffe – E-Fuels aus Sachsen: Demoanlage liefert ersten Kraftstoff”