E-Auto-Laden extrem: Von 5 auf 85 Prozent in 90 Sekunden

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Hofer Powertrain

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Es klingt fast unglaublich: Mit 3750 kW Ladeleistung bei einem Elektro-Sportwagen in weniger als 90 Sekunden einen fast leeren Akku auf 85 Prozent nachladen. Die Ingenieure von Hofer Powertrain wollen dies in einer „bahnbrechenden Neuentwicklung der Megawattklasse mit FlashCharge-Ladegeschwindigkeit für den Sprint- und Langstrecken-E-Motorsport“ geschafft haben, heißt es in einer entsprechenden Pressemitteilung.

Zunächst entwickelte das Batterieteam des Unternehmens demnach eine voll funktionsfähige Hochvoltbatterie unter Einsatz des damals marktführenden BMS-Systems und einer Schnelllade-CCS-Wallbox mit Gleichstrom (DC). „Bei dem sogenannten ersten Proof-of-Concept (POC) wurde diese in ein Rennkart eingebaut und einer Reihe komplexer Prüfungen unter Last und mit realem Fahrwiderstand unterzogen, die alle Erwartungen deutlich übertroffen hat“, heißt es in der Mitteilung. Die Batterie namens BlueFire zeigte laut Hofer Powertrain eine extrem hohe Zyklenstabilität, was direkt zu einer längeren Batterielebensdauer führe.

„Durch die Simulation verschiedener Fahrsituationen mit der Hochvolt-Ladestation konnten die Batterie- und Systemfunktionalitäten sowie die Gesamtleistung des Systems ermittelt werden – dabei bestätigten die Messungen die bahnbrechende Ladekurve“, schreibt das Technologie-Unterehmen. Der Akku habe sich in weniger als 90 Sekunden von 5 auf 85 Prozent S0C (State of Charge) aufladen lassen. „Die eingesetzten LTO-Zellen sind besonders für jene Anwendungsbereiche geeignet, die schnelles Laden und Entladen mit hohen Ladestromstärken voraussetzen“, wird erläutert.

Diese Entwicklung sei ideal für den E-Motorsport, vor allem für 24-Stunden-Rennen, bei denen dann das Nachladen kaum länger dauert als der sowieso nötige Fahrerwechsel. Erste Gespräche mit Interessenten und Investoren liefen inzwischen und das Feedback sei positiv. Derzeit arbeiten die Ingenieure demnach daran, die bereits sehr hohe Energiedichte in den Zellen der BlueFire-Batterie um ein Vielfaches zu steigern und gleichzeitig das Gewicht der Zellen zu reduzieren.

„Bei Langstreckenrennserien sollen die Ladezeiten innerhalb eines Boxenstopps so verkürzt werden, dass die Sportwagen nicht länger als heutige Verbrenner in der Box bleiben. Über das Megawatt-Ladesystem und über entsprechende MCS-Steckersysteme wird die notwendige Ladeenergie in die BlueFire-Batterie eingespeist. Mit diesem Gesamtsystem können rein elektrische Endurance-Races wie beispielsweise eine LMDe-Rennserie ermöglicht werden. Mit entsprechend kurzen Boxenstopps kann auch eine Elektro-Langstreckenrennserie spektakuläres und emotionales Rennsporterlebnis für Fans bieten, vergleichbar zur neuen LMDh Rennserie“, wird Gerold Sluka, leitender Batterieexperte von Hofer Powertrain, in der Mitteilung zitiert.

Quelle: Hofer Powertrain – Pressemitteilung vom 31.01.202

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Alexey:

Das ist jetzt nur eine Vermutung basierend auf eben der von Dir bereits erwähnten Supraleiter Technologie. Da die Meldung sich auf Motorsport bezog, wäre eine teure aber deutlich leichtere Supraleiter Technologie durchaus vorstellbar. Alltagstauglich ist das natürlich nicht und sollte es je soweit sein, wird man da sicher an anderen Lösungen arbeiten müssen.

Laderoboter vielleicht?

Induktiv sind die aktuellen Test’s die ich finden konnte auf 75kW Ladeleistung im Maximum begrenzt. Ob sich da jemals Megawatt Leistungen übertragen lassen ist also eher unwahrscheinlich.

Was ich mir vorstellen könnte wäre eine Art umgekehrte Oberleitung. Also quasi spannungsführende Schienen auf die vom Auto Ladeschienen heruntergelassen werden. Geschlossen und geschützt im inaktiven Zustand. Also ähnlich des induktiven Ladens. Da man im Stillstand größere Kontaktflächen als bei einer Oberleitung verwenden könnte gehe ich davon aus, dass die Ladeleistung kein Problem darstellt. ICE Leitungen können bis zu 16 Megawatt übertragen. Das wäre natürlich kein günstiges Verfahren wäre aber wegen der hohen Ladeleistung trotzdem in der Lage viele Fahrzeuge pro Stunde abfertigen zu können.

Oder man könnte es wie bei diesen Batterie-Wechsel-Stationen machen. Ein dediziertes kleines Gebäude wo die Technik trocken und sicher steht und wo das Fahrzeug dann per Laderoboter geladen wird. Ebenfalls kostenintensiv aber halt mit einem potentiell hohen Fahrzeugdurchsatz pro Stunde.

MMM:

Ich denke nicht, dass das „so“ kommt. Schnellere Ladeleistung ist ja toll – nutzt ohne den Netzausbau allerdings nichts.
Bei großen Ladeparks mit aktuell 20 oder 30 Ladeplätzen würde es keinen Unterschied machen – dann lädt eben einer mit 2 MW statt 15 mit 130 kW (im Schnitt).
Aber dort, wo es aktuell nur 2 oder 4 Ladeplätze gibt, kannst du das nicht machen, ohne massiv in die Netzanbindung oder in einen lokalen Pufferspeicher zu investieren.

Ich denke auch – so hoch das Thema „Ladeleistung“ immer gekocht wird, so sehr wird das übertrieben. Klar gibt es Leute, die das interessiert, aber die Mehrzahl der Menschen lädt 11 kW zu 95% der Zeit.

Und wenn auf Tour, dann läuft es dann wie heute beim Tanken – du musst dabei bleiben. Bei 4 oder 5 Minuten Ladezeit kannst du nicht mehr dazwischen einen Kaffee holen oder zur Toilette – dann blockierst du nämlich einen 2 MW Ladeplatz. Das ist bestimmt nicht umsonst. ;-)

Silverbeard:

Ich denke das wird lange Zeit für den realen Straßeneinsatz unbezahlbar bleiben. Dazu ist im Rennsport eine lange Lebensdauer des Akkus nicht wichtig. Es geht sowieso jedes Jahr ein neugebautes Modell an den Start. Niemand erwartet von einem Verbrenner Rennmotor 200.000km Laufleistung.

Marc:

Wer sich für die Sache näher interessiert, könnte ja auch die Homepage aufsuchen.

Dann liest man, es scheint tatsächlich eine CCS DC Fast Charging Wallbox verwendet worden zu sein. Da wäre schon zu fragen, wie das geht, auch für 90 Sekunden. Das wird nicht beantwortet. Jedenfalls scheint mit hohen Amperestärken gearbeitet zu werden, man sieht einen Screenshot mit 3000 A.

Zur Energiedichte und Größe des Akkus gibt es konkrete Angaben. Man kommt von 46 Wh/kg geht über 85 Wh/kg, was dieses Jahr erreicht werden soll und nächstes Jahr 115 Wh/kg bis 135 Wh/kg, was 2025 das Ziel sein soll. Ist alles nicht unbedingt Benchmark. Da die Gewichte der Akkus (oder Menge der Zellen?) angegeben sind, kann man die Kapazität des Akkus errechnen, 65 kWh. Also wären dann 52 kWh in 90 Sekunden geflossen. Damit war die durchschnittliche Ladeleistung „nur“ 2 MW.

Eines ist jedenfalls klar: was auch immer dort im Labor erzielt wurde: Auf die Straße kommt es jetzt definitiv nicht, das Projekt ist erst 2025 abgeschlossen. Wenn alles gut geht, wobei man ja weiß, dass sich Sachen verzögern können.

S. Eckardt:

Das Ladekabel im Bild dürfte wohl ungeeignet sein !!!
Bei 3750 kW DC-Ladeleistung fließen bei 2000V Ladespannung 1875A.
Da hat jeder Leiter geschätzt einen Durchmesser von 30 mm oder ein Kupfer-Rechteckprofil von 20x37mm. Das steckt keiner mehr ans Fahrzeug.
Aber vielleicht wird es ja eine Supraleitung oder die haben eine bessere Idee ?!?!?

Klärt mich bitte freundlich auf, wenn ich mich vertan habe …

Ralf:

LTO-Zellen sind ja bekannt dafür eine hohe Leistungsdichte zu bieten und auch Zyklenstabilität, aber eben eher geringe Energiedichten. Um so mehr wäre es interessant zu erfahren welche Energiedichte die Akkus von Hofertrain bieten. Dazu gibt es wohl keine Information in der Pressemitteilung von Hofertrain.

Martin:

Auch wenn das Ding von Alttagstauglichkeit und Bezahlbarkeit weit entfernt sein mag, Hut ab von der technologischen Leistung. 90 Sekunden Ladezeit sind für eine Batterie unglaublich. Und mal eben fast vier Megawatt Ladeleistung zu übertragen ist auch deutlich jenseits bisheriger Technologie.

Nur das Versprechen, die Energiedichte gleich um ein Vielfaches steigern zu wollen, strapaziert die Glaubwürdigkeit dann doch etwas arg. (Außer die verwendeten LTO-Zellen hätten der Fokussierung auf Ladeleistung geschuldet, nur einen Bruchteil der Energiedichte von marktüblichen Zellen…)

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