Warum gesteuertes Laden so wichtig ist

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

E-Autos sollen flexibel so geladen werden können, dass es zur Lage im Stromsystem passt. Bevor das sogenannte gesteuerte Laden jedoch breit zum Einsatz kommen kann, fehlt es noch an technischer Infrastruktur und vor allem an variablen Preisen für die Nutzung des Stromnetzes. Wie das gesteuerte Laden funktioniert und welche Vorteile es sowohl für Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für die Energiewende bietet, hat der Thinktank Agora Verkehrswende in einer Analyse und einem dazugehörigen kurzen Faktenblatt zusammengetragen.

Beim gesteuerten Laden eines E-Autos orientiert sich der Ladevorgang an der aktuellen Verfügbarkeit von Strom und der Auslastung des Stromnetzes. Die Batterie wird vor allem dann geladen, wenn viel freie Netzkapazität und viel Strom zur Verfügung stehen. Auf diese Weise kann der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix erhöht und der Bedarf an zusätzlichem Netzausbau gesenkt werden. So entstehen der Allgemeinheit weniger Kosten und E-Autos laden zu niedrigen Preisen.

Gesteuertes Laden ist wertvoll, weil es die Integration von Windkraft- und Solaranlagen und den Hochlauf der Elektromobilität erleichtert“, sagt Wiebke Zimmer, stellvertretende Direktorin von Agora Verkehrswende. „Die technischen und regulatorischen Voraussetzungen sollten deshalb rasch und praktikabel geschaffen werden“. Das gelte insbesondere für variable Netzentgelte und Eingriffe von Netzbetreibern. „Gleichzeitig dürfen Unklarheiten beim gesteuerten Laden keine Ausrede für den aktuellen Rückstand beim Ausbau der Elektromobilität sein. Das Stromsystem kann den Bedarf der Elektromobilität vorerst auch ohne gesteuertes Laden decken, nur eben nicht so effizient“, sagt Zimmer.

Um die Nachfrage nach Elektroautos zu steigern, brauche es zusätzliche Instrumente: „Vor allem eine klimagerechte, effiziente und sozial ausgewogene Reform der Steuern, Abgaben und Subventionen rund um den Pkw – von Kfz- und Dienstwagenbesteuerung bis Dieselprivileg und Mineralölsteuer. Damit könnte die Bundesregierung ihr Ziel erreichen, 15 Millionen vollelektrische Pkw bis 2030 auf die Straße zu bringen.“

Weichen stellen für gesteuertes Laden

Um Ladevorgänge mit dem Stromangebot und der Netzauslastung abzustimmen, braucht es laut Agora Verkehrswende vor allem variable Preise für Stromeinkauf und -vertrieb sowie für Netznutzung. Diese würden bei Verbraucherinnen und Verbrauchern als Anreiz für gesteuertes Laden wirken. Mit dem kürzlich beschlossenen Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende hat die Bundesregierung Stromlieferanten bereits dazu verpflichtet, ab 2025 variable Preise für Stromeinkauf und -vertrieb anzubieten. Zur Einführung von variablen Netzentgelten gab es bisher nur eine unverbindliche Anhörung durch die Bundesnetzagentur.

Die Bundesnetzagentur arbeitet darüber hinaus an Regeln, wie Netzbetreiber in akuten Engpasssituationen den Stromverbrauch von flexiblen Verbrauchseinheiten wie Ladepunkten oder Wärmepumpen regulieren können. So können die Betreiber auch bei einem dynamischen Zubau von flexiblen Verbrauchseinheiten einen sicheren Netzbetrieb gewährleisten und zügig etwa neue Ladepunkte ans Stromnetz anschließen. Grundsätzlich stehen solche Eingriffe jedoch gesteuerten Ladevorgängen entgegen und sind nicht im Interesse von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Agora Verkehrswende plädiert daher dafür, dass Netzbetreiber nur dann eingreifen dürfen, wenn es unbedingt notwendig ist.

Fanny Tausendteufel, Projektmanagerin Industriepolitik bei Agora Verkehrswende, hebt hervor: „Über die Gestaltung des gesteuerten Ladens wird bislang vor allem aus Sicht der Energiewirtschaft diskutiert. Das Thema ist aber auch relevant für den Hochlauf der Elektromobilität. Die Regeln für gesteuertes Laden bestimmen mit darüber, wann und mit welcher Leistung es am günstigsten ist, ein E-Auto zu laden. Deshalb sollten auch die mitreden können, die die Zukunft des Verkehrssektors mitgestalten wollen. Mit unseren Publikationen möchten wir das Wissen dafür bereitstellen und zur Diskussion einladen.“

Analyse und Faktenblatt zum gesteuerten Laden

Das Analysepapier „Gesteuertes Laden. Warum es sich lohnt, beim Laden von Elektrofahrzeugen auf Stromangebot und Netzauslastung zu achten“ erläutert die technischen und regulatorischen Voraussetzungen und gibt Empfehlungen für die Umsetzung in Deutschland. Es wurde im Auftrag von Agora Verkehrswende vom Fachberatungs- und Softwareunternehmen Consentec erstellt und steht online zur Verfügung unter: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/gesteuertes-laden-1/

Im dazugehörigen Faktenblatt „Gesteuertes Laden – kurz erklärt“ ist das Wichtigste zum Thema mit anschaulichen Illustrationen auf wenigen Seiten zusammengefasst. Das Faktenblatt hat Agora Verkehrswende zusammen mit der Kreativ- und Strategieagentur Ellery Studio erarbeitet. Es steht online zur Verfügung unter: https://www.agora-verkehrswende.de/veroeffentlichungen/gesteuertes-laden-kurz-erklaert/

Quelle: Agora Verkehrswende – Pressemitteilung vom 31.05.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

Ok – dann werde ich wohl kein Mitglied im „Club der Klimafreunde“.

brainDotExe:

Ich hatte dir ja oben geschrieben, welchen Gewinn ein Volleinspeiser über 20 Jahre abwirft, kannst du ja gegenrechnen.

Btw. du schriebst doch etwas von Handwerkern in der Verwandtschaft. Denke mal über eine Eigenmontage nach.
Hat bei uns die Kosten auf 700-800€/kWp gedrückt.

brainDotExe:

Dann auch mal ein Bemerkung dazu.
Die aktuelle Ausbaustufe unserer PV Anlagen speist jährlich ca. 20.000 kWh ins Netz ein.
Das entspricht nach deiner Rechnung ca. 8250 kg vermiedenes CO2.

Sprich nach etwas mehr als einem Jahr habe ich die Emmisionen, die bei der Produktion meines E-Autos entstanden sind ausgeglichen.
Ich kann mir also guten Gewissens diesen Luxus gönnen und muss mich nicht belehren lassen.

Gleichzeitig konnten wir unseren Netzbezug von 6000 kWh/a auf ca. 3000 kWh/a reduzieren. Wieder eine ordentliche CO2 Ersparnis.
Ganz nebenbei gibt es dazu noch ein schönes Taschengeld im Form der Einspeisevergütung, welche die Anlage abbezahlt.

brainDotExe:

Wie gesagt, an der Fassade zwei Module zu montieren, stelle ich mir als machbar vor.

kann ich nicht auch noch für andere Leute Klimaschutz leisten und Strom ins Netz einspeisen, das müssen die Leute übernehmen, die mehr Luft beim Geld haben

Nochmal, das müssen alle Leute übernehmen.
Wenn du dich nicht an der Energiewende beteiligen willst, dann fordere das bitte auch nicht von andern.

Daniel W.:

Kleiner Nachtrag 2:

Finanztip bei YouTube vor 5 Monaten: Max. 1.800 Euro/kWp netto inkl. Montage sollte eine PV-Anlage kosten, damit es sich lohnt.
Bei größeren Dächern max. 1.500 Euro netto inkl. Montage.
(Quelle: youtube.com/watch?v=4CYMTU009O4 = 12:52 Minuten)

PV kommt bei mir nicht in Frage, da sonst vorzeitiger Hausverkauf.

Daniel W.:

Kleiner Nachtrag am Rande:

ADAC-Artikel 2022: E-Auto-Produktion 9.384 kg CO2, das entspricht rund 3.528 Liter Heizöl, das wären bei mir 5 Jahre Heizölverbrauch.

1.200 kWh Strom pro Jahr gespart, beim Strommix ca. 500 kg CO2, das entspricht rund 188 Liter Heizöl pro Jahr.

Flug Frankfurt – New York, Hin- und Rückflüg rund 300 Liter Kerosin.

Daniel W.:

Mein Grundstück ist nur 88m² groß. Die Nordseite mit Balkon und die Ostseite stehen auf der Grundstücksgrenze. Im Westen ist ein etwa 1m breiter Streifen mit Überfahrtsrecht des Nachbarn.

Im Süden zur Straße hin gehört mir ein kleines Dreieck, dann kommt etwas Platz der Gemeinde und der Gehweg, hier steht ein Baum, der im Sommer ein angenehmer Schattenspender ist.

Also das Balkonkraftwerk müsste über den Fenstern des 1. Stockes auf der südlichen Giebelseite platziert werden, damit es genug Sonne bekommt, sonst ist da nicht viel Platz zur Verfügung.

Im Osten und Westen ist der Hofraum der Nachbarn, deshalb ist das Haus freistehend und bekommt genug Sonnenlicht, allerdings stehen dort Scheunen, die morgens und abends Schatten werfen.

Es bleiben nur Ost- und Westdach für eine große PV-Anlage sowie die Giebelseite für ein Balkonkraftwerk oberhalb des 1. Stockes.

Bei meinem Kassensturz oben und den 14 Jahren fehlen allerdings noch 24.000 Euro, die ich in 1 bis 2 Jahren bekommen könnte, falls alles nach Plan läuft. Es ist also alles „auf Kante genäht“ und es dürfen keine größeren Reparaturen am Haus dazu kommen.

Bei so wenig finanziellem Spielraum kann ich nicht auch noch für andere Leute Klimaschutz leisten und Strom ins Netz einspeisen, das müssen die Leute übernehmen, die mehr Luft beim Geld haben.

Ich habe meinen Teil beim CO2- und Stromsparen geleistet, den Rest müssen die Leute mit den „starken Schultern“ übernehmen.

brainDotExe:

Hast du ein Gartenhäuschen oder ähnliches Flachdach?
Im schlimmsten Fall kann man die Module auch einfach auf den Boden legen (oder mit einfachen Holzgestell in den Garten), an die Südfassade schrauben oder halt einfach auf der Nordseite am Balkon montieren, die bringt durch diffuses Licht mehr als man denkt.

Für ein Balkonkraftwerk braucht man in der Regel keinen Handwerker, wenn man keine zwei linken Daumen hat.

Daniel W.:

Fürs Balkonkraftwerk brauche ich einen Handwerker, der es mit einem Kranwagen an der südlichen Giebelseite an der Straße montieren müsste, da der Balkon auf der Nordseite ist, und dann sollten gleich 2 Module montiert werden, d.h. ca. 2.000 Euro Kosten.

brainDotExe:

Also hast du keine 600€ für den Klimaschutz übrig (Balkonkraftwerk)?

Der Klimaschutz muss von den starken Schultern getragen werden und darf nicht auf die Schultern der Schwachen gelegt werden,

Der Klimaschutz bzw. die Energiewende muss von allen Schultern getragen werden.
Du bist also eher konservativ unterwegs, nichts selbst ändern, die anderen sollen es machen. So funktioniert die Energiewende aber nicht.

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