E-Autos „Made in China“: Mehrheit der Deutschen noch skeptisch

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Chinesische Elektroauto-Importe sollen den deutschen Automarkt gehörig umkrempeln – zumindest, wenn es nach den Autoherstellern aus China geht. Doch hierzulande herrscht noch Skepsis: Mehr als ein Drittel der Autofahrerinnen und -fahrer (36,6 Prozent) sieht in chinesischen Elektroautos keine Vorzüge gegenüber anderen Marken. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Online-Fahrzeugmarkts Mobile.de.

Obwohl die Hälfte der Befragten (50,3 Prozent) chinesischen E-Auto-Herstellern in Zukunft eine größere Rolle auf dem deutschen Markt zutraut, können sich aktuell nur 22,1 Prozent der Autofahrerinnen und -fahrer den Kauf eines chinesischen Stromers überhaupt vorstellen. Gründe für die Zurückhaltung: Die Befragten wollen lieber die deutsche Autoindustrie unterstützen (32,2 Prozent), vertrauen eher auf westliche Automarken (29,8 Prozent) oder fürchten den Mangel an Ersatzteilen im deutsch-europäischen Raum (20 Prozent).

Alle, die den Kauf eines chinesischen E-Autos grundsätzlich in Erwägung ziehen würden, wären dazu nur dann bereit, wenn das Fahrzeug deutlich günstiger wäre als ein nicht-chinesisches Elektroauto (63,3 Prozent). Immerhin 17,3 Prozent wären bereit, genauso viel auszugeben. Nur 19,4 Prozent würden tatsächlich mehr Geld für einen China-Stromer in die Hand nehmen. Was Interessierte zu einer Anschaffung bewegen würde, wären das gute Preis-Leistungs-Verhältnis (29,5 Prozent), niedrigere Anschaffungspreise (27,2 Prozent) sowie die softwaretechnische Ausstattung der Fahrzeuge (16,1 Prozent).

Mehr als die Hälfte möchte kein China-Auto ausprobieren

Nur 14 Prozent der Autofahrerinnen und -fahrer hierzulande sind schon einmal mit einem Auto „Made In China“ gefahren. 78,5 Prozent hatten bislang hingegen noch gar keine Berührungspunkte. Und das offensichtlich aus Überzeugung: Lediglich 24 Prozent von ihnen sind interessiert daran, ein chinesisches Auto Probe zu fahren – mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) lehnt das kategorisch ab.

Auch politische Aspekte könnten ein Grund für die Zurückhaltung sein: Knapp die Hälfte der Autofahrerinnen und -fahrer (42,4 Prozent) würde sich zwar nicht von politischen Spannungen zwischen China und Deutschland beeinflussen lassen. Weitere 40,6 Prozent würden jedoch kein E-Auto kaufen, wenn es einen Konflikt zwischen beiden Ländern gäbe. Je interessierter an Politik die Befragten sind, desto weniger würden sie den Kauf eines chinesischen E-Autos in Erwägung ziehen: Während 50,9 Prozent der sehr stark politisch motivierten Menschen den Kauf ablehnen, sind es unter den Unpolitischen nur 18,7 Prozent.

Viele chinesische Automarken sind noch unbekannt

Nio, Ora, MG – fast die Hälfte der Deutschen (46,1 Prozent) gibt an, keine chinesische Automarke beim Namen nennen zu können. Lediglich fünf Marken erreichen eine nennenswerte Bekanntheit unter den Befragten:

Polestar (27,4 Prozent)
MG (24,9 Prozent)
BYD (21,7 Prozent)
Nio (12,8 Prozent)
Lynk & Co (7,4 Prozent)

In Deutschland haben chinesische Elektroautos den Massenmarkt bislang noch nicht erreicht: Auf Mobile.de wurden im Mai 2024 82.248 E-Autos zum Kauf angeboten. Der Anteil an chinesischen Fahrzeugen lag dabei bei knapp 3 Prozent. Aber das Angebot wächst: Im Vergleich zum Gesamtmarkt der E-Fahrzeuge (plus 45,5 Prozent) ist das Angebot an chinesischen Stromern im Jahresvergleich deutlich stärker gestiegen (plus 97,1 Prozent).

Quelle: Mobile.de – Pressemitteilung vom 13.06.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Spiritogre:

„Noch skeptisch“ ist relativ. Selbst nach 30 Jahren werden Hyundai / Kia von einigen Leuten noch kritisch betrachtet. Die Chinesen müssen jetzt erst mal preislich attaktive Qualität liefern lernen und dann beweisen, dass sie die auch halten können und einen Service über Jahrzehnte aufrechterhalten. Einer der größten Mankos ist die schreckliche Software fast aller chinesischen Fabrikate. Dann kommen hier viele Modelle wie etwa von Ora, deren Technik schon vor drei Jahren hoffnngslos veraltet war. Selbst so ein BYD Han ist ja nun schon ein paar Jährchen alt. Manchmal kommt da der verdacht auf, die wollen hier ihre dort unverkäuflichen Autos doch noch irgendwie abstoßen, wenn man sich die Reichweite und Ladeleistung einer Modelle so anschaut.

Es gibt natürlich auch Lichtblicke, XPeng etwa hat einige tolle Modelle und für das was sie bieten auch nicht wirklich zu teuer. Da ist eher wirklich das Problem, dass in der Klasse ab 60.000 mehr gilt als nur reine Qualität. Wenn XPeng kleinere, günstigere Autos mit solcher Qualität im Bereich 20.000 bis 40.000 anbieten könnte, dann hätten die hervorragende Chancen.

Das grundsätzliche Problem dabei, viele Firmen wie Aiways, HiPhi etc. sind schon wenige Monate nach der Euro-Prämiere wieder pleite. Natürlich werden und sollten solche Firmen, die weit unter 1 Millionen Autos im Jahr produzieren, mit Skepsis betrachtet werden. Ab 1 Millionen können wir dann langsam von „wahrscheinlich etabliert“ sprechen.

Gerd:

Ich finde, da fehlt ein wenig der Hinweis auf „Tarn-Chinesen“ wie Smart, MINI, Volvo, VW/Cupra, BMW und was da demnächst auch noch von Stellantis&Co kommen wird. Und ich bin gespannt was in den Köpfen dieser Menschen passiert, wenn die Chinesen bald im großen Stil in Europa produzieren.

Wolfbrecht Gösebert:

Artikel-Zwischenüberschrift: „Viele chinesische Automarken sind noch [u]nbekannt“

Ja, das geht wohl selbst denen so, die häufig auch Webseiten zum Thema chinesischer Autos lesen, wie carnewschina.com ;)
Da tauchen auch immer wieder mal Namen auf, die (zumindest mir) bisher wohl eher nicht bekannt waren …

Ansonsten sehe ich ein womöglich starkes Auftreten von China-Marken in EU kommen und besonders in -D- für die nächsten 2 Jahre als wohl sicher voraus. Nicht umsonst sponsert BYD die EM mit Millionenbeträgen und wird – evtl. noch in diesem Jahr – u.a. den schon länger produzierten Kleinwagen Seagull in einer europäisierten Version (wohl als „Dolphin Mini“) vorstellen – im Preis womöglich unter der 25K-€-Grenze liegend! In der politischen Bewertung der Käufer hingegen wird auch die Entwicklung des aggressiven Verhaltens ggü. Taiwan und im Südchinesischen Meer noch eine Rolle spielen, die zu Kaufzurückhaltungen führen könnte.

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