DLR forscht an ko­balt­freien Bat­te­ri­en für nach­hal­ti­ge Elek­tro­mo­bi­li­tät

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DLR / Mihaela Buga, ICSI

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht im EU-Verbundprojekt HYDRA gemeinsam mit elf europäischen Projektbeteiligten an Lithium-Ionen-Batterien der nächsten Generation. Im Mittelpunkt des Projekts steht der Aspekt der Nachhaltigkeit: Die Elektroden dieser neuartigen Batterien für Elektromobilität sind frei von Kobalt. Sie enthalten dadurch 85 Prozent weniger Konflikt-Rohstoffe, so das DLR in einer aktuellen Mitteilung. Ein industrietauglicher Prototyp soll für einen realen Betrieb in einem Schiffsbatteriesystem erprobt werden.

Moderne Elektromobilität stellt hohe technische und wirtschaftliche Anforderungen an Batteriesysteme. Neben Energiedichte und elektrischer Leistung sind bestmögliche Lebensdauer, Öko-Bilanz und Kosteneffizienz besonders wichtige Aspekte. Mit neuartigen Elektrodenmaterialien, wie sie in den HYDRA-Batterien verwendet werden, sollen sich hohe Energiedichten und Batterieleistungen gleichzeitig realisieren lassen.

Dafür erproben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Stuttgarter DLR-Instituts für Technische Thermodynamik die Leistungsfähigkeit der neuen Batterien. Ebenso analysieren sie die elektrochemischen Prozesse, die während des Betriebs in deren Innerem ablaufen. Wie lange und wie zuverlässig die Batteriezellen funktionieren untersuchen die Forschenden, indem sie die Batterien immer wieder auf- und entladen.

Bei ihren Tests berücksichtigen sie unterschiedliche Betriebsbedingungen, wie sie auch im Alltag vorkommen: „Wir messen, wie sich die elektrische Leistung und die Speicherkapazität nach vielen hundert Lade- und Entladezyklen verändert, zum Beispiel bei hohem Leistungsbedarf, bei besonders schnellen Ladevorgängen sowie bei unterschiedlichen Temperaturen“, erläutert Dennis Kopljar, Leiter des DLR-Arbeitspakets im HYDRA-Projekt. „Am Ende öffnen wir die Batteriezellen und schauen uns an, wie sich Struktur und Zusammensetzung der Materialien während des Betriebs verändert haben.“

DLR-Elektroauto-Batterie-Forschung

Auf Grundlage der experimentellen Ergebnisse des DLR simuliert das norwegische Forschungsinstitut SINTEF im Anschluss die chemischen und physikalischen Prozesse in den Batterien. Die Forscherinnen und Forscher passen so die Elektrodenmaterialien und das Zelldesign schrittweise an unterschiedliche Anforderungen an. Die im Labormaßstab gewonnen Erkenntnisse lassen sich dann auf die industrielle Ebene übertragen.

Dieses Wissen ist besonders für die Anwender relevant: Wieviel Energie und welche Leistung kann ein Batteriesystem liefern? Wie oft muss es geladen werden? Welche Speicherfähigkeit haben die Batterien nach 10 Jahren im Einsatz? Mit diesen Informationen können Konstrukteure Batteriesysteme und deren Betriebsmodi passend für die jeweilige Anwendung auslegen“, so DLR-Forscher Kopljar.

Nachhaltige Batterien als Chance für europäische Hersteller

Im Gegensatz zu herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus enthalten die Elektroden der HYDRA-Batterien kein Kobalt mehr, sondern bestehen aus unproblematischen Materialien, wie Eisen, Mangan und Silizium. Um die neuartigen Elektroden umweltfreundlich, ressourcenschonend und kosteneffizient herzustellen, entwickelt das HYDRA-Team auch nachhaltige Produktionsverfahren auf Wasserbasis ohne organische Lösemittel. Damit leistet das Projekt einen wesentlichen Beitrag, um die europäische Wertschöpfungsketten im Bereich der Batterieherstellung zu stärken und internationale Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

Für eine klimafreundliche und ressourcenschonende Mobilität von morgen nehmen nachhaltige Batterien eine Schlüsselrolle ein. Ganzheitlich gesehen ist dabei der CO2-Fussabdruck ebenso wichtig wie nachhaltige Lieferketten und Handelsbedingungen.

Quelle: DLR – Pressemitteilung vom 11.12.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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bergfex:

Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus lassen bei Kälte enorm nach. Was mich noch wundert: Hierzulande forscht man an kobaltfreien Akkus, die es längst gibt (z.B. von S-Volt; siehe aktueller Beitrag hier bei Elekktroauto-News). Auch die Stromspeicher für meine PV-Anlage sind Lithium-Eisen-Phosphat, also kobaltfrei. Im Keller sind sie keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt und das Gewicht spielt keine Rolle. Ein großer Vorteil, der mir im Haus besonders wichtig ist: Sie können nicht brennen.
Im Auto sind mir LiIon-Akkus wegen der bessern Leistungsdichte lieber. Das Kobalt kann recycelt werden, wenn die Akkus nach vielen Jahren ausgedient haben.

Josef:

In China werden wohl Lithium Eisen Phosphat Batterien im M3 SR+ verbaut…die auch inzwischen in DE angekommen sind.
Nachteil…viel schwerer und die Zuladung ist glaube ich nur noch unter 300kg mit den Batterien…also kaum noch für 4 Erwachsene geeignet!

Außerdem lese ich von schlechter Ladegeschwindigkeit…ca. erste Käufer sprechen von nur noch 60kw…wäre ein Grund für mich den Kauf zu wandeln.

Ob die neuen 4680er Zellen schon Kobaltfrei sind…keine Ahnung…glaube aber noch nicht ganz.

Daniel W.:

Wenn ich das richtig lese …

Eine neue, kobaltfreie Lithium-Ionen-Batterietechnologie könnte viele der derzeitigen Schwächen von Elektroauto-Batterien überwinden. Während Elektropionier Tesla und einige andere Hersteller bereits intensiv an einer solchen Technologie forschen, widmet sich nun auch ein europäisches Gemeinschaftsprojekt dem Thema.

(Quelle: efahrer.chip.de – 30.12.2020)

… dann forschen auch Tesla und die Anderen noch.

Powerwall Thorsten:

Verbaut Tesla nicht schon kobaltfreie Batterien in China?
Die neuen 46/80 sind glaube ich auch kobaltfrei – oder?
Wo genau ist da jetzt die Innovation?

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