Im November 2018 hat das Europäische Parlament die Vorgabe 32 % erneuerbare Energien als verbindliches Ziel für 2030 verabschiedet. Das erste Halbjahr 2019 konnte man mit einem Anteil von 44 % erfolgreich abschließen, nach drei Quartalen stand man bei 42,9 Prozent. Mit diesem prozentualen Anteil an Erneuerbaren Energien konnte man das Jahr 2019 auch beenden. Im ersten Quartal 2020 sahen die Zahlen, aufgrund einer Kombination von Sondereffekten, noch erfreulicher aus. Erneuerbare Energien deckten rund 52 Prozent des Bruttoinlandstromverbrauchs.
Vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gaben dies zu verstehen. Ermöglicht wurde dies dadurch, dass auf den „Wind-Rekord“ im Februar der März mit außergewöhnlich vielen Sonnenstunden folgte. Des Weiteren profitierte man davon, dass der Stromverbrauch in Deutschland um rund ein Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurückging. Ausgelöst durch eine vergleichsweise schwache Konjunktur sowie einen Rückgang der Industrieproduktion in der letzten Märzwoche aufgrund der Corona-Krise.
Die Kombination dieser Faktoren ermöglichte es, den Erneuerbaren in den ersten drei Monaten über die Hälfte des Stromverbrauchs zu decken (Q1 2019: 44,4 Prozent). Angesichts dieser Sondereffekte lässt sich daraus jedoch keine Ableitung für das Gesamtjahr 2020 treffen – zumal das erste Quartal witterungsbedingt regelmäßig eine höhere Erneuerbaren-Quote aufweist.
“Die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren ist sehr erfreulich. Allerdings sollten wir uns immer vor Augen halten, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und viele Sondereffekte hinein spielen. Die Rekordzahlen stehen in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen Ausbau von Wind- und PV-Anlagen: Werden die Hemmnisse und Deckel hier nicht zügig beseitigt, ist das 65 Prozent-Ziel bis 2030 kaum zu erreichen. Die wirtschaftlich schwierige Situation verschärft den Handlungsdruck zusätzlich: Es muss sichergestellt werden, dass weiterhin in den Ausbau der Erneuerbaren investiert wird, damit sie die Energieversorgung von morgen gewährleisten können.” – Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung
Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW, gab seinerseits zu verstehen, dass “angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Krise sich mehr Investitionen in Erneuerbare Energien lohnen.” Denn aus seiner Sicht bleiben bei der Errichtung von Windenergie- und Solaranlagen, im Vergleich zur Nutzung fossiler Energien, ein deutlich größerer Anteil der Wertschöpfung im Land. Dies wirke sich seinerseits positiv auf die Konjunktur und die Unternehmen aus. Zudem sei es so, dass die Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte wenig risikobehaftet sind. Daher interessant für Investoren, die der derzeit volatile Aktienmarkt abschreckt.
Im ersten Quartal 2020 lag die Bruttostromerzeugung bei fast 158 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) – ein Rückgang von fast sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Q1 2019: 169 Mrd. kWh). Dem stand ein Stromverbrauch von rund 148 Mrd. kWh gegenüber (Q1 2019: 151 Mrd. kWh).
Insgesamt wurden rund 77 Mrd. kWh Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt (Q1 2019: 67,1 kWh). Davon stammten fast 43 Mrd. kWh aus Wind onshore, gut 11 Mrd. kWh aus Biomasse, 9 Mrd. kWh aus Wind offshore, 7 Mrd. kWh aus Photovoltaik und 5 Mrd. kWh aus Wasserkraft. Der Rest entfiel auf biogene Siedlungsabfälle und Geothermie. Aus konventionellen Energieträgern wurden etwa 81 Mrd. kWh erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es 101,9 Mrd. kWh. Neben den dargestellten Sondereffekten fällt hier noch ins Gewicht, dass Ende 2019 das Kernkraftwerk Philippsburg 2 mit 1.400 Megawatt (MW) vom Netz gegangen ist und Braunkohlewerke mit 760 MW in die Sicherheitsbereitschaft überführt wurden.
Quelle: BDEW/ZSW – Per Mail