Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) und das Bundesverkehrsministerium (BMVI) haben 62 Wasserstoff-Großprojekte ausgewählt, die im Rahmen eines gemeinsamen europäischen Wasserstoffprojekts (sog. Important Project of Common European Interest, IPCEI) mit gut 8 Milliarden Euro staatlich gefördert werden sollen. Sie setzen damit eine wichtige Maßnahme der Nationalen Wasserstoffstrategie um.
Die 8 Milliarden Euro staatliche Fördermittel setzen sich aus Bundes- und Landesmitteln zusammen. Rund 4,4 Milliarden Euro kommen aus dem Bundeswirtschaftsministerium; bis zu 1,4 Milliarden Euro aus dem Bundesverkehrsministerium. Die übrigen Fördermittel werden von den Bundesländern zur Verfügung gestellt. Insgesamt sollen Investitionen in Höhe von 33 Milliarden Euro ausgelöst werden, davon mehr als 20 Milliarden Euro von privaten Investoren. Die 62 Wasserstoff-Großprojekte wurden aus mehr als 230 eingegangenen Projektskizzen ausgewählt und bilden die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffmarktes ab.
„Wir wollen bei Wasserstofftechnologien die Nummer 1 in der Welt werden. Dafür bündeln wir unsere Kräfte in Europa und stoßen durch das erste gemeinsame europäische Wasserstoffprojekt massive Investitionen in die Zukunftstechnologie Wasserstoff an. Das sichert Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze – in Deutschland wie auch Europa. Wir bilden mit den ausgewählten Projekten die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Wasserstofferzeugung, über den Transport bis hin zu Anwendungen in der Industrie. Wir machen damit einen großen Schritt auf dem Weg hin zur Klimaneutralität unserer Wirtschaft. Ein zentraler Bereich hierfür ist die Stahlindustrie ebenso wie die Chemieindustrie, wo jährlich durch diese Wasserstoffprojekte mehrere Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können.“ – Peter Altmaier, Bundeswirtschaftsminister
„Wir machen Deutschland zum Wasserstoff-Land“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Dabei werde die Mobilität neu, europäisch und ganzheitlich gedacht – vom Energiesystem über die Antriebstechnologien bis hin zur Tankinfrastruktur. Derzeit ist der Verkehr noch zu mehr als 95 Prozent vom Einsatz fossiler Energien abhängig. „Daher brauchen wir dringend Mobilität, die auf erneuerbare Energien setzt. Grüner Wasserstoff und Brennstoffzellen sind – quer über alle Verkehrsträger hinweg – eine super Ergänzung zu reinen Batteriefahrzeugen“, so Scheuer weiter. Deutschland müsse und wolle „den Umstieg auf eine klimafreundliche Mobilität dringend vorantreiben“. Um alle Bereiche der Mobilität mit Null-Emissionslösungen abzudecken, brauche es die Technologieoffenheit. „Deshalb unterstützen wir auch die Brennstoffzellentechnologie sowie Fahrzeug- und Komponentenhersteller, um international den Anschluss nicht zu verpassen. Heute gehen wir einen Riesenschritt in Richtung klimafreundliche Mobilität.“
Im Bereich des BMWi wurden 50 Projektskizzen ausgewählt. Darunter sind Projektskizzen für Erzeugungsanlagen, die zusammen genommen mehr als 2 Gigawatt Elektrolyseleistung für die Produktion von grünen Wasserstoff umfassen. Dass entspricht 40 Prozent des in der Nationalen Wasserstoffstrategie gesetzten Ziels von 5 Gigawatt bis 2030. Zudem soll die Infrastruktur von Anfang an mitgedacht werden, weshalb Wasserstoffleitungen mit einer Länge von rund 1700 km aufgebaut werden sollen.
Besonders viele Emissionen können in der CO2-intensiven Stahlindustrie eingespart werden. Mit ArcelorMittal, Stahl Holding Saar, Salzgitter Stahl und Thyssenkrupp Steel haben alle in Deutschland tätigen Stahlerzeuger Investitionsvorhaben eingereicht, so das BMVI in einer aktuellen Mitteilung. Auch eine Reihe von innovativen Vorhaben der Chemieindustrie, wie z.B. von BASF am Standort Ludwigshafen, zeigen durch die CO2-freie Herstellung von Wasserstoff und dessen Weiterverwendung, z. B. zur Herstellung von Ammoniak oder synthetischen Kraftstoffen für den Last- oder Flugverkehr, enorme Reduktionspotenziale auf.
Brennstoffzellen-Fahrzeuge für verschiedenste Einsatzzwecke
Das Bundesverkehrsministerium fördert zwölf Vorhaben im Mobilitätssektor. Diese betreffen die Entwicklung und Herstellung von Brennstoffzellen-Systemen und Fahrzeugen – vom Pkw über Lkw bis hin zu Kommunalfahrzeugen. Außerdem soll z.B, der Aufbau einer bundesweiten und grenzüberschreitend vernetzten Wasserstoff-Betankungsinfrastruktur gefördert werden. Auch wird mit einem Hamburger Verbundprojekt die Luftfahrt und der maritime Bereich mit einem ganzheitlichen Ansatz adressiert: von Brennstoffzellen-Fahrzeugen für die Hafenlogistik oder den H2-Schubboote im Hamburger Hafen bis hin zu H2-Fahrzeugen – beginnend für die Intralogistik bei Airbus. Mit solchen integrierten Reallaboren, die vor Ort entstehen, wird die Brennstoffzellentechnologie weiter voran und in den Einsatz gebracht.
Die Förderung der deutschen Vorhaben erfolgt im Rahmen eines europäischen Projekts (IPCEI Wasserstoff) gemeinsam mit bis 22 europäischen Partnerländern. Die verschiedenen nationalen Projekte sollen so miteinander vernetzt werden, dass alle Länder voneinander profitieren und gemeinsam eine europäische Wasserstoffwirtschaft aufgebaut werden kann. Der Startschuss zu dieser Initiative fiel durch Bundeswirtschaftsminister Altmaier im Dezember 2020 im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Ziel ist es, dass noch in diesem Jahr die Projekte von der Europäischen Kommission beihilferechtlich genehmigt werden können. BMWi und BMVI arbeiten hierfür laut eigener Aussage eng und vertrauensvoll mit der Europäischen Kommission zusammen.
Quelle: BMVI – Pressemitteilung vom 28.05.2021