Die Entscheidung der EU-Kommission über mögliche Strafzölle auf Elektroautos aus China wird in dieser Woche erwartet. Eine Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) zeigt, dass eine Mehrheit der deutschen Firmen diese Maßnahme unterstützt. Der wachsende Konkurrenzdruck durch chinesische Anbieter führt laut Annahmen der Verfasser sogar zu Entlassungen in Deutschland.
Im Rahmen des IW-Zukunftspanels wurden rund 900 deutsche Firmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen im März und April 2024 befragt. Etwa 350 dieser Unternehmen gaben an, dass chinesische Wettbewerber ihre Absatzmärkte beeinflussen.
Die Ergebnisse der Umfrage sind eindeutig: Der Anteil der Firmen, die einen hohen Konkurrenzdruck aus China spüren, ist groß und steigt weiter an. Im produzierenden Gewerbe betrachten fast zwei Drittel der befragten Firmen die chinesische Konkurrenz als eine große Herausforderung. Auch 60 Prozent der innovativen Unternehmen, die kontinuierlich Forschung und Entwicklung (FuE) betreiben, sehen sich diesem Druck ausgesetzt. In den letzten fünf Jahren hat sich der Konkurrenzdruck aus China stark erhöht, und die meisten Firmen erwarten, dass dieser Trend in den kommenden fünf Jahren anhält.
Preisunterbietungen und staatliche Subventionen
Mindestens die Hälfte der Unternehmen gibt an, dass chinesische Firmen vergleichbare Produkte zu Preisen anbieten, die mehr als 20 Prozent unter den eigenen liegen. Einige chinesische Anbieter unterbieten die Preise sogar um über 30 Prozent. Dies betrifft besonders 63 Prozent der Firmen, die einen großen Konkurrenzdruck aus China verspüren, aber auch 37 Prozent der innovativen Unternehmen. Viele deutsche Firmen vermuten hinter diesem Preisvorteil staatliche Subventionen. Zwischen 55 und 70 Prozent der befragten Unternehmen stimmen zu, dass chinesische Unternehmen durch staatliche Unterstützung begünstigt werden, laut deren Einschätzung.
Der starke Wettbewerb aus China führt bei vielen deutschen Firmen zu Marktanteilsverlusten und Gewinneinbußen. Je nach Unternehmensgruppe berichten 60 bis 95 Prozent der Firmen über diese negativen Folgen. Ein hoher Anteil der Unternehmen plant daher Produktionskürzungen, Entlassungen und Verlagerungen ins Ausland. Besonders betroffen sind Firmen, die den Konkurrenzdruck als hoch empfinden – hier sind die Anteile bei Entlassungen und Auslandsverlagerungen noch höher.
Handelskrieg und technologische Sicherheit
Die Wahrscheinlichkeit eines Handelskriegs mit China aufgrund eines möglichen Taiwankonflikts wird von den Unternehmen auf rund 70 Prozent geschätzt. Viele Firmen unterstützen Strafzölle auf subventionierte chinesische Elektroautos und befürworten Maßnahmen zur Unterbindung eines sensiblen Technologietransfers. Rund 80 Prozent der befragten Unternehmen halten diese Maßnahmen für gerechtfertigt oder teilweise gerechtfertigt.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass die als subventioniert wahrgenommene Konkurrenz aus China eine erhebliche Bedrohung für das deutsche Geschäftsmodell darstellt. Die hohe Zustimmung der Wirtschaft zu einem härteren Vorgehen gegenüber China spiegelt die Dringlichkeit der Situation wider. Wie Matthes und Schmitz schlußfolgern, bieten kontinuierliche Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen nur begrenzt Schutz vor den negativen Auswirkungen des immensen Konkurrenzdrucks. Der Industriestandort und die industrielle Beschäftigung in Deutschland stehen auf dem Spiel. Ob hier Strafzölle der richtige Schutzwall sind, wird die Zeit zeigen.
So haben sich inzwischen neben mehreren Herstellern auch die großen Automobilverbände gegen Strafzölle auf chinesische Autos ausgesprochen. Auch der deutsche Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) äußerte sich gegen die Erhebung von Strafzöllen. Ebenso hat der ehemalige Volkswagen-Chef Herbert Diess die möglichen globalen Auswirkungen solcher Spannungen eingeordnet und rät von entsprechenden Strafzöllen ab.
Quelle: IWKoeln.de – Konkurrenzdruck aus China für deutsche Firmen