DAT-Report: „Die Sichtweise auf Elektromobilität ändert sich spürbar“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Bei der Präsentation des 51. DAT Reports vergangene Woche in Berlin warfen das Autoren-Duo, Uta Heller und Dr. Martin Endlein, einen präzisen Blick auf das Automobiljahr 2024 aus Sicht der autofahrenden Endverbraucher. Angesichts des nicht ganz einfachen Automobiljahres 2024 stieß die Präsentation der repräsentativ erhobenen Daten und Informationen auf besonders großes Interesse, so eine aktuelle Mitteilung der Deutsche Automobil Treuhand (DAT). Neben Vertretern der Wirtschaft waren auch Spitzenpolitiker verschiedener Parteien unter den mehr als 1000 Gästen, um zu erfahren, wie die Situation auf dem Automobilmarkt aus Sicht der Endverbraucher ist.

Aus der DAT Befragung geht beispielsweise hervor, dass für 82 Prozent aller Pkw-Halter das eigene Auto unverzichtbar ist, um die Mobilität im Alltag sicherzustellen. Sie gaben an, dass sie ohne ein eigenes Auto die täglichen Mobilitätserfordernisse nicht bewältigen können. Dieser Wert ist seit 2020 deutlich um sieben Prozentpunkte gestiegen. Naturgemäß gibt es hier allerdings auch starke Unterschiede zwischen Stadt und Land. So liegt die Quote in Kleinstädten mit weniger als 20.000 Einwohnern sogar bei 89 Prozent, während nur 71 Prozent der Pkw-Halter in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern ein eigenes Auto für unverzichtbar halten. Interessant wäre sicherlich auch eine Gesamtbetrachtung, in der auch Nicht-Pkw-Halter berücksichtigt werden. In München etwa ist fast die Hälfte aller Haushalte autofrei.

77 Prozent der Pkw-Halter haben demnach vor, ihr derzeitiges Auto länger zu fahren, um die technologische sowie politische Entwicklung der E-Mobilität abzuwarten. Knapp die Hälfte gibt zudem an, dass sich die individuelle Mobilität ändern müsse – hin zu mehr Alternativen zum eigenen Auto. Für 44 Prozent und damit für fast die Hälfte aller Pkw-Halter kommt der Kauf eines Neuwagens indes nicht mehr infrage. Von ihnen sagt mit 69 Prozent die große Mehrheit, dass ihnen Neuwagen, unabhängig von der Antriebsart, zu teuer seien.

Der Bestand mit seinen fast 50 Millionen Pkw ist zu knapp 90 Prozent in den Händen privater Halter. Daher ist es von hoher Relevanz, wie diese Menschen die Elektromobilität einschätzen. Ohne ihr Vertrauen in diese Antriebstechnik werden sich Elektroautos nur sehr langsam durchsetzen. Doch schärfere CO2-Vorgaben seit Anfang des Jahres sowie das Ende fossil betriebener Verbrenner in der EU ab 2035 zwingen Autohersteller dazu, mehr E-Autos abzusetzen, wenn sie Strafzahlungen vermeiden wollen. Diese Weichenstellungen der Politik wirken sich auch auf die Einschätzungen und Umstiegspläne der Autokäufer aus.

„Viele der vorherigen Bedenken schwächen sich ab“

Erstmals in der Geschichte des DAT Reports wurde bei den privaten Pkw-Haltern und den privaten Autokäufern jene Teilgruppe gesondert analysiert, die bereits Erfahrungen mit Elektroautos gemacht hat. „Die Unterschiede zum Durchschnitt sind bemerkenswert, weil sich dadurch viele der vorherigen Bedenken abschwächen. Das spricht dafür, dass man den Menschen niederschwellige Angebote machen muss, Elektromobilität – idealerweise über einen längeren Zeitraum – zu erleben“, so die Studienautoren Heller und Endlein. Natürlich gebe es weiterhin Herausforderungen, etwa rund um die Ladeinfrastruktur, „aber die Sichtweise auf Elektromobilität ändert sich spürbar.“

Generell zeigt – wie bereits einige andere Umfragen zuvor – auch die Befragung für den DAT Report 2025, dass Personen, die bereits Erfahrungen mit Elektroautos gemacht haben, diese auch deutlich positiver sehen. Etwa zwei Drittel der Menschen mit E-Auto-Erfahrung schätzen die Nutzung als umweltfreundlich (66 Prozent) und den Fahrspaß als hoch (62 Prozent) ein. Unter den Pkw-Haltern insgesamt sind dies nur 54 Prozent (umweltfreundlich) und 34 Prozent (hoher Fahrspaß). Für fast die Hälfte der E-Erfahrenen ist das Elektroauto das perfekte Alltagsauto. Generell unter allen Pkw-Haltern liegt dieser Wert bei nur 30 Prozent.

20 Prozent der Pkw-Halter halten die Weichenstellungen der Politik und die Ausrichtung des Technologiewandels mit Fokus auf die Elektromobilität für richtig und wichtig. 62 Prozent konnten zum Zeitpunkt der Befragung dem gewollten Technologiewandel einzig in Richtung Elektromobilität allerdings nichts abgewinnen und sind für Technologieoffenheit. Die verbleibenden 18 Prozent wussten es nicht oder hatten sich damit noch nicht auseinandergesetzt. Die Werte liegen in etwa auf Vorjahresniveau, was zeigt, dass solch große Veränderungen ihre Zeit benötigen.

Deutlich weniger Skepsis herrschte auch hier bei Pkw-Haltern, die bereits ein E-Auto gefahren sind. Hier sind 36 Prozent der Meinung, dass Elektroautos der richtige Weg sind, damit Autos klimafreundlicher werden, 52 Prozent sprechen sich für Technologieoffenheit aus.

Umstiegswille steigt mit höherem Kenntnisstand

Vor drei Jahren konnte sich noch fast die Hälfte (46 Prozent) der Pkw-Halter vorstellen auf ein E-Auto umzusteigen. Die Bereitschaft sank aktuell auf 38 Prozent. Interessant ist dabei, dass Personen, die bereits ein Elektroauto gefahren sind, sich einen Umstieg eher vorstellen können. Von denen, die E-Erfahrung haben, könnten sich 52 Prozent den Umstieg auf ein E-Auto vorstellen.

Für 30 Prozent aller Neuwagenkäufer war die Entscheidung, einen Verbrenner oder ein E-Auto zu kaufen schwierig bzw. sehr komplex. Von den Neuwagenkäufern, die bereits ein Elektroauto gefahren sind, sagten das sogar 42 Prozent. Bei der Frage nach bezahlbaren E-Autos beklagten 34 Prozent der Neuwagenkäufer, dass ihnen diese auf dem Markt fehlten. In der Personengruppe der E-Erfahrenen waren hingegen 50 Prozent dieser Meinung.

Höherer Beratungsbedarf bei E-Auto-Erfahrenen

Aufgrund immer größer werdender Entscheidungsvielfalt brauchte nahezu jeder private Neuwagenkäufer eine Beratung in Bezug auf E-Mobilität. 47 Prozent der Personen, die bereits ein Elektroauto gefahren sind, bestätigten, dass der Autohändler als Informationsquelle im Kaufentscheidungsprozess wichtiger geworden sei. Bei der Betrachtung aller Neuwagenkäufer war dies nur knapp ein Drittel (32 Prozent). Das zeigt, dass jemand, der sich bereits mit dem Thema Elektromobilität auseinandergesetzt hat und eine konkrete Kaufabsicht hat, mehr Beratung braucht. Diese kann sich auf das Fahrzeug und die dazu gehörende Ladeinfrastruktur beziehen.

Skepsis gegenüber gebrauchten E-Autos

Hohe Anschaffungskosten nannten 48 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer als Grund, sich gegen ein E-Auto zu entscheiden. Die begrenzte Reichweite stand mit 45 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt von zu langen Ladezeiten und die als unausgereift empfundene Infrastruktur. Nur noch jeder Fünfte (22 Prozent) sieht in der Antriebsbatterie einen Unsicherheitsfaktor, während dieser im Vorjahr von 26 Prozent genannt wurde.

Ein gebrauchtes E-Auto ist für die Mehrheit keine Kaufoption. Fast die Hälfte der befragten Gebrauchtwagenkäufer (47 Prozent) spricht sich grundsätzlich gegen ein E-Auto aus – egal ob neu oder gebraucht. Ein Elektroauto käme generell nur für 31 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer infrage, allerdings dann nur als Neuwagen. Lediglich 12 Prozent der Gebrauchtwagenkäufer konnten sich zum Zeitpunkt der Befragung grundsätzlich ein gebrauchtes E-Auto vorstellen.

Wer bereits E-Erfahrung hat, denkt auch hier ganz anders: 35 Prozent könnten sich ein gebrauchtes Elektroauto vorstellen, 43 Prozent würden es nur als Neuwagen kaufen, und nur noch 11 Prozent lehnen E-Autos grundsätzlich ab.

Quelle: DAT – Pressemitteilung vom 28.01.2025 / DAT-Report 2025 (Kurzfassung als PDF)

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Manfred:

Die Fakten stimmen sicherlich. Für mich erschreckend. Sind wir Deutschen wirklich so bräsig? Immerhin fahre ich seit einem Jahr ein gebrauchtes E-Auto und es war saugünstig. Es hat bislang nicht die geringsten Probleme bereitet. Alles spricht dafür, egal ob neu oder gebraucht. Es ist auch bei weitem nicht so komplex und erklärungsbedürftig wie ein Verbrenner. Ein paar Artikel zu E-Autos lesen und mal einen E-Auto Besitzer fragen sollte Klarheit verschaffen.

HANS-PETER:

Hallo Robert, ich denke, dass einfach das Verursacher Prinzip angewendet werden muss. Wer etwas verursacht muss es auch bezahlen. Also wer der Menschheit, in der Zeit wo es Alternativen gibt, Abgase in die Luft bläst muss dafür bezahlen. Somit ist es nicht eine Verteuerung sondern einfach ein Umsetzen der Auflagen. Ist wie bei Geschwindigkeit Übertretungen, die macht jeder selbst und muss dafür auch bezahlen, gezwungen hat ihn Niemand. Immer diese Ausreden, obwohl das Gesetz schon seit 2009 in Kraft ist und nie geändert wurde. Alle wissen bescheid, dann kauft Elektro Occasionen, macht vorher den Aviloo.at Test an dem Auto und sofort weiß jeder was das Auto noch Wert ist und kann. Da ja 69% der Autokäufer in Deutschland sowieso noch nie und auch in Zukunft nicht ei Neue Auto kaufen werden. Occasionen gibt es schon viele Gute, davon gehen einfach sehr viele in den Osten von Europa, denn da kann man sich auch fast keine Neuen Autos leisten.

HANS-PETER:

Hallo Herr Liebsch können Sie mir sagen welchen Strompreis sie meinen? Ich für meinen Teil fahre für 39 Cent Kw. Das finde ich ganz angenehm am Schnellader. Aber vielleicht haben sie ja ganz andere Zahlen die ich nicht kenne.

Farnsworth:

Einige Leute (unabhängig des Autos) sind ja auch der Meinung, dass die Zukunft dem Wasserstoffauto gehört. Was aber einfach nicht stattfindet. Es gibt H2 Autos und keiner kauft sie. Dazu kommt, dass den meisten Leuten die Tragweite des Klimawandels nicht bewusst ist. Wenn ich höre wie viele Leute erzählen, dass sie in den Urlaub fliegen, weiß ich, dass Ihnen das Thema einfach egal ist.

Achim Liebsch:

Bei den Strompreisen und der Abzocke an Schnellladesäulen muss sich niemand wundern. E Auto fahren ist noch immer nur für Leute, die nicht auf den Euro schauen müssen. Leider

Robert:

Upps habe ich mich da ein wenig verlesen

Frank:

Die 52% für die Technologieoffenheit waren unter den PKW-Haltern, die bereits ein E-Auto gefahren sind.

“ Deutlich weniger Skepsis herrschte auch hier bei Pkw-Haltern, die bereits ein E-Auto gefahren sind. Hier sind 36 Prozent der Meinung, dass Elektroautos der richtige Weg sind, damit Autos klimafreundlicher werden, 52 Prozent sprechen sich für Technologieoffenheit aus. „

Marcel Gleißner:

[Edit: Kommentar gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Robert:

Nein davon halte ich nichts die alte technologie zu versteuern ist nur wasser auf die Mühlen der Kritiker, sie sagen dann dass die E-Mobilität einem aufgezungen und sich nur deshalb am markt hält weil die alte technologie massiv verteuert und sie ansonsten keine Chance hätte.
Besser ist es einfach überall kostenlose Probefahrten anzubieten. Die Hersteller könnten auch einfach mal anbieten für einen geringen Betrag ein E-Auto einfach mal 1 Monat zum testen zu verleihen. Du kannst dir sicher sein das diese 52% noch nie E_Auto gefahren sind und deshalb gar nicht wissen was ihnen da an Fahrspass entgeht einfach mal fahren lassen und die meisten werden danach begeistert sein.

Rolando:

Die Saat der Öllobby geht auf. Wenn ich lese das 52% sich für „Technologieoffenheit“ aussprechen dann heißt dies „an den alten Zöpfen“ sprich Verbrennern festhalten.

Das Verbrenner fahren muss schneller viel teurer werden ansonsten fahren in 20 Jahren noch 60% Verbrenner auf unseren Straßen aber ich bin mir sicher das die CO2 Bepreisung in der EU nicht durchgehalten wird. Ein Dilemma welches sich nicht lösen lässt und auf die Einsicht der Menschen können wir lange warten.

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