DAT-Barometer Fuhrparks: „E-Autos sind in Flotten angekommen“

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Neuwagenbestellungen können nicht getätigt werden, Fuhrparkleiter müssen ihre Verträge verlängern, Dienstwagenberechtigte fahren Poolwagen, Autovermieter bekommen keine Fahrzeuge, Werksdienstwagen und Vorführwagen sind weiter Mangelware. Erst Corona und fehlende Halbleiter, jetzt der Krieg in der Ukraine. Die Automobilindustrie befindet sich in einer schwierigen Lage.

Für das aktuelle DAT-Barometer im April wurde eine Befragung unter Fuhrparkleitern durchgeführt. Von allen gewerblichen Neuzulassungen – immerhin zwei Drittel aller Neuzulassungen – ist die Hälfte auf Firmenfuhrparks zugelassen. Die Top-Antriebsart unter ihnen ist weiterhin der Diesel (72 Prozent). Benziner und Alternative Antriebsarten vereinen jeweils 14 Prozent auf sich. Unter den Alternativen Antriebsarten ist der Anteil der batterieelektrischen Pkw deutlich gestiegen und macht nunmehr fast die Hälfte aus (43 Prozent).

Durch die anhaltend schwierige Liefersituation bei Neuwagen würden die meisten Fuhrparkleiter auf eine Vertragsverlängerung der Leasinggesellschaften zurückgreifen. Wenn man schnell ein Interimsfahrzeug benötigt, nutzt die Mehrheit eigene Poolwagen, dicht dahinter folgen Mietfahrzeuge. Auf die viel diskutierten Auto-Abos greift nur eine geringe Zahl von Fuhrparkleitern zu. Dennoch beschäftigen sich mit Abos im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr von ihnen (von 41 Prozent auf 60 Prozent), und auch deren Nutzung ist in den Fuhrparks gestiegen (von 1 Prozent auf 10 Prozent). Als Alternative zum Leasing sehen 77 Prozent der Befragten ein Auto-Abo allerdings nicht.

DAT-Barometer-Alternative-Antriebe
DAT

Der Anteil der Alternativen Antriebsarten in Fuhrparks wächst zwar, doch bei den für das DAT-Barometer im April 2022 befragten Fuhrparkleitern und Flottenmanagern ist der Diesel vorherrschend. Hier macht sich die Effizienz dieser Motoren bei hoher Fahrleistung und den derzeitigen Kraftstoffpreisen bemerkbar. Der Anteil von Benzinern und Alternativen Antrieben liegt aktuell bei jeweils 14 Prozent. Von Letztgenannten machen die Plug-In-Hybride (PHEV) mit 48 Prozent den größten Anteil aus, gefolgt von den rein batterieelektrischen Pkw (BEV) mit 43 Prozent. Mildhybride (mHEV), die von den Fuhrparkleitern mit 7 Prozent angegeben wurden, müssten strenggenommen den Verbrennern zugeordnet werden, da sie nicht rein elektrisch fahren können.

Alternative Antriebsarten in Fuhrparks angekommen

In der aktuellen Befragung für das DAT-Barometer gaben alle Fuhrparkleiter an, dass sich mindestens ein Fahrzeug mit alternativer Antriebsart in der Flotte befinde. 84 Prozent der Fuhrparkleiter haben am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit, über deren Nutzung gibt die Befragung allerdings keine Auskunft. Auch denkt über die Hälfte der Befragten (51 Prozent), dass es Dienstwagenfahrer gibt, die ihren PHEV ausschließlich als Verbrenner nutzen – also nicht extern laden. Knapp ein Drittel der Fuhrparkleiter gibt an, dass die Bestellung eines PHEV oder BEV nicht an bestimmte Bedingungen geknüpft ist (z. B. Lademöglichkeit zu Hause).

Die Mobilitätswende ist längst im Fuhrpark- und Mobilitätsmanagement angekommen. Doch der Umbau in Richtung Alternative Antriebe dauert seine Zeit. Diese haben zwar mit Benzinern gleichgezogen und wachsen – doch lange nicht so wie man es durch die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit glauben würde“, sagt Axel Schäfer, Geschäftsführer des Bundesverbands Fuhrparkmanagement. „Förderungen und medialer Hype sind eben noch keine hinreichende Entscheidungsgrundlage für Unternehmen“, so der Flottenexperte.

„Eine Mobilitätswende kann kein radikaler Umbruch sein“

Die Entscheidung für alternative Antriebe sei im Wesentlichen abhängig von der Relevanz für die eigenen Mobilitätsanforderungen und der Verfügbarkeit, die derzeit noch immer ein Problem darstelle. Klar sei zudem, „dass eine Mobilitätswende kein radikaler Umbruch sein kann“, so Schäfer weiter. Damit der Prozess gelingen kann, brauche es Übergangstechnologien und angemessene politische Rahmenbedingungen.

Ein bereits angegangenes Problem sei die Förderung der Plug-in-Hybride. „Wir als Fuhrparkverband haben die Förderung schon lange kritisiert, da Plug-in-Hybride nachweislich keinen großen Anteil an der Reduzierung der CO2-Emissionen haben. In den meisten Fällen wird das Fahrzeug als Verbrenner betrieben“, sagt Schäfer. „Wir haben schon lange vor der Mogelpackung gewarnt und gefordert, dass eine Förderung an eine adäquate Stromnutzung von 50 Prozent gekoppelt sein muss“. Nun hat auch die Bundesregierung reagiert und entschieden, die Kaufpreis-Förderung über den Umweltbonus zum Ende des Jahres 2022 ganz auslaufen zu lassen.

Um die Mobilitätswende voranzutreiben, müsse sich noch einiges ändern – insbesondere beim Thema Ladeinfrastruktur, so Schäfer. „Nicht nur der Ausbau der Ladesäulen, sondern vor allem auch die Bekämpfung der Monopolstellung sowie des Tarifdschungels sind vonnöten“, sagt der Flottenexperte. Daher sei es begrüßenswert, dass 84 Prozent der Fuhrparkverantwortlichen das Problem selbst angehen und Lademöglichkeiten am Arbeitsplatz bieten.

Quelle: DAT – Pressemitteilung vom 27.04.2022 / Dat-Barometer

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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