Daimler und Kawasaki erproben Flüssigwasserstoff für Lkw und Logistik

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Daimler Truck

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der japanische Schwerindustrie-Konzern Kawasaki Heavy Industries und Daimler Truck, einer der weltweit führenden Nutzfahrzeughersteller, haben eine Absichtserklärung unterschrieben, um gemeinsam technologische Schlüsselelemente für den Aufbau und die Optimierung einer Lieferkette für Flüssigwasserstoff (LH2) zu untersuchen.

Die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen stellt laut entsprechender Mitteilung von Daimler einen bedeutenden Fortschritt bei den laufenden Bestrebungen dar, um die Verwendung von Flüssigwasserstoff auszuweiten, zum Beispiel auch auf den Straßengüterverkehr. Die gemeinsame Initiative umfasst die Untersuchung der gesamten Lieferkette für Flüssigwasserstoff, einschließlich LH2-Terminals, großer und mittelgroßer Überseeverschiffung und der Speicherung großer Mengen Flüssigwasserstoffs.

Kawasaki Heavy Industries befasst sich mit der Verflüssigung von Wasserstoff aus verschiedenen Wasserstoffträgern. Gleichzeitig arbeiten wir an der Entwicklung aller dafür notwendigen Schlüsseltechnologien, die für den Aufbau von Wasserstofflieferketten weltweit erforderlich sind, wie zum Beispiel Wasserstoffverflüssiger, entsprechenden Transportmöglichkeiten und Flüssigwasserstoffspeicher sowie deren Nutzung“, erklärt Yoshinori Kanehana, Vorstandsvorsitzender von Kawasaki Heavy Industries. Im Kontext des europäischen Wasserstoffmarktes mit der weltweit größten Nachfrage seien die Bestrebungen dahingehend in Deutschland entscheidend. „Daimler Truck treibt die Entwicklung von mit Flüssigwasserstoff betriebenen Brennstoffzellen-Lkw der nächsten Generation voran, um Vorreiter auf dem Gebiet von verflüssigtem Wasserstoff zu werden. Wir sind stolz darauf, zu dieser äußerst erfreulichen Zusammenarbeit beitragen zu können“, so Kanehana weiter.

„Wir bei Daimler Truck wollen den nachhaltigen Transport anführen“

Martin Daum, Vorstandsvorsitzender und CEO von Daimler Truck, wird ebenfalls in der Mitteilung zitiert: „Wir bei Daimler Truck wollen den nachhaltigen Transport anführen, und Wasserstoff spielt für uns bei der Dekarbonisierung eine Schlüsselrolle. Neben dem Angebot passender Lkw und Busse ist es absolut entscheidend, die Versorgung mit grünem Wasserstoff aufzubauen und die Kosten für Wasserstoff zu senken“. Die Initiative mit Kawasaki unterstreiche den gesamtheitlichen Ansatz und die vielfältigen Aktivitäten, die Daimler Truck vorantreibt, um für seine Kunden „preiswerten grünen Flüssigwasserstoff zu realisieren“.

Der Kawasaki-Konzern setzt innovative Lösungen mit dem Ziel um, die gesellschaftlichen Herausforderungen seiner „Group Vision 2030“ zu bewältigen, deren drei Schwerpunktbereiche „A Safe and Secure Remotely-Connected Society“ (Sicherheit für eine vernetzte Gesellschaft), „Near-Future Mobility“ (Mobilität der nahen Zukunft) und „Energy and Environmental Solutions“ (Lösungen für Energie und Umwelt) sind, und außerdem neuen Kundennutzen zu schaffen.

Eine Wasserstoff-Lieferkette von der Produktion bis hin zu Transport, Lagerung und Nutzung

Mit dem Fokus auf der Verwirklichung wasserstoffbasierter Gesellschaften, in denen Wasserstoff vorausschauend genutzt wird, wie im „Basic Energy Plan of Japan“ beschrieben, arbeitet Kawasaki sowohl in Japan als auch im Ausland mit Regierungsbehörden und in diesem Themenbereich aktiven Unternehmen zusammen. Ziel ist die Entwicklung von Technologien für die frühzeitige Etablierung einer Wasserstofflieferkette von der Produktion bis hin zu Transport, Lagerung und Nutzung.

Daimler Truck bezeichnet sich als dem Pariser Klimaabkommen eindeutig verpflichtet und strebt eine führende Rolle beim nachhaltigen Transport an. Das Unternehmen plant, sein gesamtes Neufahrzeugportfolio von Lkw- und Bussen bis 2039 in seinen globalen Kernmärkten (Europa, USA, Japan) im Fahrbetrieb CO2-neutral zu machen.

Zur Dekarbonisierung des Transports verfolgt Daimler Truck eine Doppelstrategie mit wasserstoff- und batteriebetriebenen Fahrzeugen. Das Unternehmen hat vor Kurzem eine Absichtserklärung mit Masdar unterzeichnet, um Optionen für die Lieferung von flüssigem grünem Wasserstoff von Abu Dhabi/VAE (Vereinigte Arabische Emirate) nach Europa bis 2030 zu sondieren.

Die Praxistauglichkeit des Einsatzes von Flüssigwasserstoff im Straßengütertransport wurde im vergangenen Jahr mit dem Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Trucks (siehe Titelbild) demonstriert, der eine Strecke von mehr als 1000 Kilometern quer durch Deutschland mit nur einer Tankfüllung Flüssigwasserstoff unter realen Bedingungen zurückgelegt hat. Daimler Truck baut derzeit eine Testflotte von Mercedes-Benz GenH2 Trucks auf, die ab Mitte 2024 von Kunden eingesetzt werden sollen.

Das Memorandum of Understanding (MoU) wurde von Yasuhiko Hashimoto, Präsident und CEO von Kawasaki Heavy Industries, und Dr. Manfred Schuckert, Head of Regulatory Strategy von Daimler Truck, in Anwesenheit von EU-Energiekommissarin Kadri Simson und Ken Saito, dem japanischen Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie, vergangene Woche in Tokio vorunterzeichnet. Yoshinori Kanehana, Vorstandsvorsitzender von Kawasaki Heavy Industries, und Martin Daum, Vorstandsvorsitzender und CEO von Daimler Truck, vervollständigten die Unterzeichnung des Übereinkommens auf der Jahrestagung des Hydrogen Councils in Berlin im Beisein von Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Maroš Šefčovič, EU-Kommissions Executive Vice President, sowie Kazuchika Iwata, japanischer Staatsminister für Wirtschaft, Handel und Industrie und Hidenao Yanagi, dem Außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter von Japan in Deutschland.

Quelle: Daimler Truck – Pressemitteilung vom 11.06.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Daniel W.:

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Ein für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassener Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck legte demnach innerhalb des Daimler Truck HydrogenRecordRun eine Strecke von 1047 Kilometern mit einer Tankfüllung flüssigem Wasserstoff zurück.
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Wasserstoff, Brennstoffzellen, isolierte H2-Tanks und kleine Akkupacks

– – – versus – – –

Strom und große Akkupacks

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Prototyp des eActros 600 fährt mit 40 Tonnen ohne Zwischenladen 530 Kilometer von Stuttgart nach Südtirol – insgesamt über 1.000 Kilometer mit einer Zwischenladung

Leinfelden-Echterdingen / Bozen, Südtirol – Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks haben erfolgreich eine Alpen-Testfahrt mit dem batterieelektrischen eActros 600 für den Fernverkehr absolviert. Die Ingenieure fuhren den auf rund 40 Tonnen beladenen Prototyp von Stuttgart über den Albaufstieg am Aichelberg, Kufstein und die Brennerautobahn bis nach Bozen in Südtirol. Trotz der anspruchsvollen Topografie bewältigte der E-Lkw die 530 Kilometer lange Strecke komplett ohne Zwischenladen und kam nach etwa sieben Stunden Fahrt in Bozen an.
(Quelle: daimlertruck.com – 05.10.2023)
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Der Daimler E-Lkw fuhr vollbeladen 530 km in 7 Stunden mit einer Akku-Ladung, also genug Reichweite bis zur gesetzlichen Pause, dann am Megawatt-Lader wieder aufgeladen und weitere 4,5 Stunden bis zum Feierabend, dort kann dann wieder aufgeladen werden für den nächsten Tag.

Der BEV-Lkw ist genauso langstreckentauglich wie der FCEV-Lkw, denn kaum eine Spediton in Europe dürfte 2 oder mehr Fahrer in die Kabine setzen.

Mein Tipp:

Megawatt-Lader in der Nähe von PV- und Windparks bauen, damit möglichst viel Ökostrom direkt in die E-Lkws geladen werden kann, damit die niedrigen Stromgestehungskosten von PV- und Windkraftanlagen ohne viele Umwege und Aufpreise an die E-Lkw-Fahrer weitergereicht werden kann – politisch unterstützt.

(Hatte meinen Kommentar versehentlich in einen alten Beitrag geschrieben und jetzt hier richtig eingefügt.)

Captain Ahab:

Hydrogen-central ist auch informativ.
Oder – in deutsch – auf dem deutschen h2-news.

Jakob Sperling:

Liest Du nur eine Quelle?

Falls du deine Informations-Basis mal erweitern möchtest, schau z.B. mal auf fuelcellsworks nach.

Captain Ahab:

Jetzt kann man noch darüber diskutieren, ob wohl der grösste LKW-Hersteller der Welt oder die ‚Wirtschaftsweisen‘ besser wissen, welchen Truck mit welcher Technik die Transporteure brauchen.

Peter:

Passt ja der Artikel von gestern wunderbar dazu.

https://wp.elektroauto-news.net/news/wirtschaftsweise-raten-zu-elektro-lkw

Wolfbrecht Gösebert:

Auja … nachdem wir das drigend notwendige Lkw-E-Ladenetz noch lange nicht fertighaben, geschweige denn ein (notwendiges?) H₂-Gas-Tankstellen-Netz, brauchen wir – ganz klar(?) – noch ein bundesweites Tiefkühl-Flüssig-H₂-Tanknetz!? –>Randproblem: Wer soll das eigentlich alles finanzieren?

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