China antwortet mit Plug-in-Hybriden auf Europas E-Auto-Zölle

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Chinesische Autohersteller reagieren auf die gestiegenen Importabgaben auf Elektroautos der Europäischen Union mit einer neuen Taktik, wie Reuters berichtet. Statt batterieelektrischer Autos setzen sie zunehmend auf Plug-in-Hybride, um die hohen Zusatzkosten zu umgehen. Im März lagen die Verkaufszahlen von Plug-in-Hybriden aus China deutlich über denen vom Sommer des Vorjahres. Die EU hatte im Juli 2024 vorläufige Strafzölle auf Elektroautos aus China eingeführt, um sich vor stark subventionierten Importen zu schützen. Diese Regelung wurde im November verschärft. Seitdem gelten für batterieelektrische Modelle Abgaben von bis zu 45,3 Prozent. Plug-in-Hybride sind dagegen mit dem regulären Zollsatz von nur 10 Prozent belegt.

Diese Differenz nutzen Hersteller wie BYD und Chery gezielt. BYD verkaufte im März über 3200 Plug-in-Hybride in der EU, während es im Juli 2024 noch keine nennenswerten Zahlen gab. Chery steigerte seinen Absatz im gleichen Zeitraum auf 757 Autos mit Plug-in-Technologie. Die Anbieter setzen damit auf eine Mischform aus Verbrennungsmotor und Elektromotor, um unterhalb der Zollgrenze zu bleiben und gleichzeitig Präsenz auf dem europäischen Markt zu zeigen.

Für rein elektrische Modelle zahlt BYD derzeit 27,5 Prozent Einfuhrabgabe. Das macht jedes verkaufte Exemplar des Atto 3 in Deutschland um gut 10.000 Euro teurer. Bei einem Plug-in-Hybrid wie dem Seal U beträgt die Zolllast hingegen nur knapp 4000 Euro. Dieser Unterschied macht die hybride Technik für den Vertrieb attraktiver, auch wenn sie beim Klimaschutz weniger konsequent ist. Chery ist ebenfalls von einem erhöhten Zoll betroffen. Für seine batterieelektrischen Modelle muss das Unternehmen zusätzlich zum Basiszoll eine Abgabe von 21,3 Prozent zahlen. Die Absatzzahlen für vollelektrische Autos lagen im März bei 310 Einheiten – deutlich unterhalb der Hybridzahlen. Damit zeigt sich auch hier eine klare Verschiebung der Strategie.

SAIC, ein weiterer großer Anbieter aus China, steht vor noch höheren Hürden. Mit einem Zollsatz von 35,3 Prozent auf Elektroautos ist die wirtschaftliche Grundlage für den Export in die EU weniger attraktiv. Im Gegensatz zu BYD und Chery hat SAIC bisher kaum auf Plug-in-Modelle umgestellt. Ein Branchenkenner von Rho Motion kommentierte die Entwicklung mit dem Hinweis, dass dieser Schritt vorhersehbar gewesen sei. Die Autohersteller suchten gezielt nach Wegen, die neuen Handelshemmnisse zu umgehen und weiterhin Marktanteile in Europa zu sichern. Eine Anpassung der Modellpalette sei dabei ein naheliegender Schritt.

Parallel laufen Gespräche zwischen der EU und China, um eine Lösung für die Zollproblematik zu finden. Bis dahin bleibt der Druck auf die Anbieter hoch, flexibel zu agieren. BYD plant deshalb, in Deutschland noch in diesem Jahr zwei weitere Plug-in-Hybride auf den Markt zu bringen. Damit reagiert das Unternehmen nicht nur auf politische Rahmenbedingungen, sondern auch auf verhaltene Kundennachfrage im Bereich rein elektrischer Autos. Die Strategie zielt darauf, sich trotz schwieriger Bedingungen langfristig in Europa zu etablieren.

Quelle: Reuters – Chinese EV makers sell more plugin-hybrids in the EU to avoid tariffs, research firm says

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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MMM:

Abwarten. Sobald die PHEV aus China aus Bedrohung für die heimische Industrie wahrgenommen werden, ist das ein kleiner Akt, die Zölle dorthin auszudehnen.

MMM:

Chinesen ist das auch nicht wichtig.
Die beherrschen nur gerne Märkte. Wenn das mit BEV nicht funktioniert, dann geht’s vielleicht mit PHEV.
Die würden es auch mit Kohle machen, würde das Erfolg versprechen.

Pedro G.:

Nur Interessant mit realen 120 Kilometer rein elektrischer Reichweite ⁉️
Mit einem Verbrennerverbrauch von unter 5 Liter auf 100 km ⁉️
Natürlich auch mit Ladegeschwindigkeit von AC 11 kWh und DC 40 kWh ⁉️

Rogg Reinhold:

Meiner Meinung nach gibt er bei den EU Entscheidern zu viele Lobbyisten und zu wenige Politiker mit Wissen, nur so kann ich mir solche absurde Entscheidungen wie Besteuerung von umweltfreundlichen Lösungen vorstellen.
Meine Petition im EU Parlament wurde deswegen auch nicht zugelassen

S. Eckardt:

Wieder ein Beweis:
Klimaschutz ist europäischen Politikern nicht wichtig!

Klimaschutz = Menschenschutz

Wir sind nur alle traurig, nach dem nächsten Hochwasser und der nächsten Dürre und daraus folgenden Mißernten und Waldbränden.
Zum Ausgleich gibt es dann Geld für die armen Betroffenen.

Irre

Daniel W.:

So wird das nichts mit dem EU-Klimaschutz, wenn E-Autos aus China mit Strafzöllen belegt werden, aber die Autos mit Verbrenner aus China nicht.

Der Einfluß der konservativen und verbrennerfreundlichen Parteien in der EU wird immer größer, sonst wären solch absurde Entscheidungen undenkbar.

Vermutlich müssen zunehmende Klimakatastrophen mit vermehrten Hochwassern viele Autos in Autowracks verwandeln, sonst dürfte sich nicht viel ändern.

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