Es war fast zu erwarten, nach Schlagzeilen wie dieser: „Chinas Hersteller zeigen im Mai fast alle starkes Wachstum“. Mit dem Blick auf die absoluten Zahlen durch Automobil-Analyst Matthias Schmidt wird es nun aber besonders deutlich – China hat im NEV-Markt (E-Autos und Plug-in-Hybride) global betrachtet die Nase vorn. Chinas NEV-Markt verzeichnete im ersten Drittel des Jahres ein Gesamtvolumen von 2,2 Millionen neuen Pkw mit Steckeranschluss (mehr als 1,5 E-Autos und gut 600.000 Plug-in-Hybride). Das Land ist damit weiterhin führend auf dem weltweiten Markt für alternative Antriebe. In ganz Westeuropa waren es nur gut 545.000 E-Autos und 295.000 Plug-in-Hybride, in den USA 330.000 E-Autos und 70.000 Plug-in-Hybride.
Auch bei den prozentualen Anteilen der Neuwagenflotte zeigt sich der Vorsprung Chinas in Sachen Elektromobilität: Im April machten Elektroautos und Plug-in-Hybride 34 Prozent des chinesischen Neuwagenmarktes aus, während dieser Wert in Westeuropa bei 23 Prozent lag. Deutlich dahinter lag der US-Markt mit einem NEV-Anteil von 7,8 Prozent und schließlich Japan mit einem Anteil von unter 4 Prozent, der sich fast gleichmäßig auf E-Autos und Plug-in-Hybride verteilt.
Schmidt schärft in seiner Betrachtung den Blick auf Europa. Auf rollierender 12-Monats-Basis erreichte der Anteil der E-Auto und PHEV-Neuzulassungen auf dem westeuropäischen Pkw-Markt mit 24,8 Prozent und liegt damit weiterhin im Bereich des Allzeithochs, das im Gesamtjahr 2022 verzeichnet wurde. Der Markt wurde zudem stark durch wegfallende Förderung bei Plug-in-Hybriden beeinträchtigt. Da in Märkten wie Deutschland, dem Vereinigten Königreich und Schweden diese Förderungen gestrichen wurden, nahm auch der Absatz von PHEV entsprechend ab. In der Gesamtbetrachtung zeigt sich, dass bis Ende Mai 2023 rund ein Drittel der Zulassungen (35,2 Prozent) auf Plug-in-Hybride entfiel, die restlichen gut zwei Drittel auf reine E-Autos.
In Westeuropa wurden inzwischen fast neun Millionen Fahrzeuge mit Stecker (E-Auto und PHEV) zugelassen. Das Knacken der 10 Millionengrenze wird noch in diesem Jahr erwartet. Allein die E-Autos haben bis zum 30. April die Marke von fünf Millionen Neuzulassungen gerissen. Es wird jedoch erwartet, dass das jährliche rollierende 12-Monats-Volumen von PHEV nicht mehr als eine Million betragen wird, da Deutschland, das im Jahr 2022 36,4 Prozent des Volumens von Plug-in-Hybriden in der Region ausmachte, die Subventionen ab 2023 abgeschafft hat. Allerdings bleiben wichtige steuerliche Vorteile für PHEV-Firmenwagen in bedeutenden Volumenmärkten bestehen, die den Absatz stabil halten könnten. Der Fokus wird jedoch mehr und mehr auf reinen E-Autos liegen.
Quelle: Matthias Schmidt – European Electric Car Monthly Market Intelligence 04/2023