Der chinesische Automobilhersteller BYD hat bestätigt, dass schon bald neben dem Werk in Ungarn ein weiteres eigenes Werk in Europa entstehen könnte. Der Baubeginn könnte schon im kommenden Jahr sein, sagte der Geschäftsführer für Europa, Michael Shu, laut eines Berichts der Nachrichtenagentur Reuters.
Dies sagte er auf einer Konferenz im Zusammenhang mit der Absichtserklärung, ein günstiges Elektroauto auf Basis des BYD Seagull nach Europa bringen zu wollen. Dieser soll in Europa zwar mehr als doppelt so teuer wie in der Heimat China ausfallen, damit mit einem Preis von weniger als 20.000 Euro aber immer noch zu einem attraktiven Preis zu haben sein. Ob es auch der europäische Seagull sein soll, der im neuen Werk gebaut werden könnte, ist indes noch offen.
Shu betonte laut Reuters, dass BYD bis 2030 ein führender Hersteller von Elektroautos in Europa werden will. “Es ist unser Ziel, ein europäisches Unternehmen zu werden, und nicht ein chinesisches Unternehmen, das in Europa Geschäfte macht”, sagte Shu dazu erst kürzlich im Gespräch mit der Automobilwoche.
Derzeit plant BYD sein erstes europäisches Werk in Ungarn. Doch schon bevor dieses voraussichtlich 2026 fertiggestellt ist, will der Hersteller bei Elektroautos einen europaweiten Marktanteil von fünf Prozent erreichen. Im vergangenen Jahr hatte BYD europaweit nicht einmal 16.000 Autos verkauft – das sind lediglich rund 0,5 Prozent der weltweit abgesetzten mehr als drei Millionen Fahrzeuge und etwas mehr als ein Prozent aller Elektroautos in Europa. Diesen Wert will BYD demnach kurzfristig verfünffachen. Dabei helfen soll unter anderem der neue eigene Frachter sowie die Markenpräsenz als offizieller Partner der Fußball-EM in Deutschland in diesem Sommer.
BYD will europäisch werden
Einen noch deutlicheren Sprung nach vorne will der chinesische Hersteller dann mit Inbetriebnahme des ungarischen Werkes machen. Zunächst 150.000 und später bis zu 300.000 Autos vornehmlich für den europäischen Markt sollen dort jährlich vom Band rollen. “Wenn wir in Europa produzieren, werden wir den Kunden näher sein, schnellere Lieferungen anbieten und die Menschen werden uns mehr vertrauen”, führte Shu im Interview mit der Automobilwoche aus. Es werde das Motte Europa für Europa umgesetzt. Die “fortschrittliche Technologie aus China” werde nur dafür genutzt, wenn die Fabrik gebaut wird. “Aber die Arbeit wird in einer lokalen Fabrik geleistet, unter Verwendung lokaler Arbeitskräfte und einer lokalen Lieferkette”, versicherte der BYD-Chef für Europa. Dafür sollen zudem europäische Zulieferer eingebunden werden.
Zwar ist der größte chinesische Autohersteller BYD gemeinsam mit Tesla weltweit der größte Anbieter von Elektroautos, doch in Deutschland tut sich das Unternehmen bislang schwer. Zuletzt wurden hierzulande weniger als 200 Fahrzeuge pro Monat abgesetzt – deutlich weniger als erhofft. Und sogar weniger als in deutlich kleineren Märkten wie beispielsweise Österreich oder Belgien. Wie das Handelsblatt berichtete, soll nun die Topmanagerin Stella Li dem Europa-Geschäft neue Impulse versetzen.
Quelle: Reuters – “China’s BYD will consider second Europe plant in 2025, executive says”