Der chinesische Elektroauto-Riese BYD bleibt trotz der aktuellen Herausforderungen entschlossen, eine zweite Fabrik in Europa zu errichten. Dies verkündete Stella Li, Vizepräsidentin für Europa und Amerika, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP auf der Top Marques Automesse in Monaco. BYD errichtet bereits eine Fabrik in Ungarn, die Ende des kommenden Jahres mit der Produktion beginnen soll. Das Unternehmen prüft derzeit potenzielle Standorte für eine neue Produktionsstätte. “Sobald die Zeit reif ist, werden wir in eine zweite Anlage investieren”, erklärte Li.
Mit sinkenden Verkaufszahlen von Elektroautos in einigen EU-Ländern wie Deutschland passt BYD zudem seine Strategie an. Das Unternehmen plant die Einführung von Plug-in-Hybridfahrzeugen (PHEV) wie dem Seal U DM-i, der auf der Veranstaltung in Monaco vorgestellt wurde. Diese Autos kombinieren einen Verbrennungsmotor mit einer mittelgroßen Batterie, die aufgeladen werden kann. Für viele Käufer sind Plug-in-Hybride der erste Schritt in die Welt der Elektromobilität, da sie sowohl den Komfort eines herkömmlichen Autos als auch die Vorteile des Elektroantriebs bieten.
Kritiker argumentieren, dass Plug-in-Hybride aufgrund ihres Gewichts und des Benzinverbrauchs umweltschädlich sind, insbesondere wenn die Batterie nicht regelmäßig geladen wird. Li entgegnete, dass diese Fahrzeuge für Verbraucher:innen attraktiv seien, die sich Sorgen um die Ladeinfrastruktur und die Reichweite von Elektroautos machen.
Bisher schwerer Start von BYD in Deutschland
Zwar ist der größte chinesische Autohersteller BYD gemeinsam mit Tesla weltweit der größte Anbieter von Elektroautos, doch in Deutschland tut sich das Unternehmen bislang schwer. Zuletzt wurden hierzulande weniger als 200 Fahrzeuge pro Monat abgesetzt – deutlich weniger als erhofft. Und sogar weniger als in deutlich kleineren Märkten wie beispielsweise Österreich oder Belgien.
Förderlich ist in der aktuellen Lage auch nicht die Tatsache, dass die Europäische Kommission im vergangenen Jahr eine Anti-Subventionsuntersuchung gegen chinesische Elektroautos eingeleitet hat. Es wird erwartet, dass die EU in Kürze – wohl noch diese Woche – die Importzölle auf chinesische Fahrzeuge erhöhen könnte. Derzeit beträgt der Zollsatz 10 Prozent, könnte jedoch bald auf 25 bis 30 Prozent steigen. Li zeigte sich unbeeindruckt von der Untersuchung und betonte, dass die Qualität und Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Autos ein positives Bild vermitteln. Sie fügte hinzu, dass höhere Zölle europäischen Verbrauchern schaden könnten, da sie den Zugang zu erschwinglicher Technologie einschränken würden.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt BYD fest entschlossen, weiterhin in Europa zu investieren und dort Erfolg zu haben. Li betonte, dass das Unternehmen seine Pläne für den europäischen Markt nicht ändern werde und langfristig an einer starken Präsenz in der Region arbeitet. “Wir werden weiter in Europa investieren und den Erfolg hier ausbauen”, so Li abschließend gegenüber AFP.
Quelle: France24 – BYD says to build second EU factory despite EV slowdown