BYD will „ein europäisches Unternehmen werden“

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Daniel Krenzer
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  —  Lesedauer 3 min

„Es ist unser Ziel, ein europäisches Unternehmen zu werden, und nicht ein chinesisches Unternehmen, das in Europa Geschäfte macht.“ Das sagt BYD-Europa-Chef Michael Shu im Gespräch mit der Automobilwoche. Der chinesische Hersteller ringt beim weltweiten Absatz von Elektroautos mit Tesla um die Spitzenposition, in Europa sind die Fahrzeuge aber noch selten zu sehen. Das soll sich aber zeitnah und massiv ändern.

Derzeit plant BYD sein erstes europäisches Werk in Ungarn. Doch schon bevor dieses voraussichtlich 2026 fertiggestellt ist, will der Hersteller bei Elektroautos einen europaweiten Marktanteil von fünf Prozent erreichen. Im vergangenen Jahr hatte BYD europaweit nicht einmal 16.000 Autos verkauft – das sind lediglich rund 0,5 Prozent der weltweit abgesetzten mehr als drei Millionen Fahrzeuge und etwas mehr als ein Prozent aller Elektroautos in Europa. Diesen Wert will BYD demnach kurzfristig verfünffachen. Dabei helfen soll unter anderem der neue eigene Frachter sowie die Markenpräsenz als offizieller Partner der Fußball-EM in Deutschland in diesem Sommer.

Einen noch deutlicheren Sprung nach vorne will der chinesische Hersteller dann mit Inbetriebnahme des ungarischen Werkes machen. Zunächst 150.000 und später bis zu 300.000 Autos vornehmlich für den europäischen Markt sollen dort jährlich vom Band rollen. „Wenn wir in Europa produzieren, werden wir den Kunden näher sein, schnellere Lieferungen anbieten und die Menschen werden uns mehr vertrauen“, führt Shu im Interview mit der Automobilwoche aus. Es wird Europa für Europa sein. Die „fortschrittliche Technologie aus China“ werde nur dafür genutzt, wenn die Fabrik gebaut wird. „Aber die Arbeit wird in einer lokalen Fabrik geleistet, unter Verwendung lokaler Arbeitskräfte und einer lokalen Lieferkette“, versichert der BYD-Chef. Dafür sollen zudem europäische Zulieferer eingebunden werden.

„Premium mit Mainstream-Preisen“

Chinesische Fahrzeuge stehen aktuell in Europa in der Kritik, weil die Unternehmen oft staatlich unterstützt sind und mit vergleichsweise niedrigen Preisen die etablierten europäischen Hersteller zunehmend unter Druck setzen – auch wenn in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die vermeintliche „China-Flut“ an Autos in Deutschland zuletzt nur einen sehr niedrigen einstelligen Marktanteil ausmachte. In China hergestellte Fahrzeuge könnten zukünftig mit EU-Strafzöllen belegt werden, auch diesem Risiko würde BYD mit einer Verlagerung der Produktion nach Europa mit hier geschaffener Wertschöpfung und Arbeitsplätzen aus dem Weg gehen.

Ziel von BYD sei es, in Europa hochwertige, aber günstige Fahrzeuge anzubieten. Dazu führt Shu aus: „Unser Produkt ist Premium, unser Preis ist Mainstream. Deshalb nennen wir es erschwingliches Premium.“ Anders als manch andere neuen Automobilhersteller, die in Deutschland ihre Produkte anbieten, setzt BYD dabei auf den stationären Handel. „Wir glauben nicht, dass der Autoverkauf funktioniert, wenn er nur digital ist. Sie benötigen die Präsenz auf dem Markt und auf der Straße, sehen Autos in physischen Autohäusern“, zitiert die Automobilwoche.

Kritik äußerte Shu an der Preispolitik von starken Rabatten auf Elektroautos auf dem europäischen Markt. Ohne Namen zu nennen, verweist der BYD-Chef dabei auf mehrere europäische Hersteller sowie einen nicht-europäischen, bei dem es sich um Tesla handeln dürfte. „Was wir in letzter Zeit in Europa in Bezug auf die Preisgestaltung von Elektroautos gesehen haben, ist zu viel Überreaktion“, stellt Shu fest. Auch wenn er zugibt, dass einzelne Produkte wie der BYD Seal und das Tesla Model 3 miteinander konkurrieren, weist er zudem vehement von sich, dass BYD das chinesische Tesla sei: „BYD hat eine breite Palette von Marken und Technologien – einschließlich unserer hochmodernen Plug-in-Hybride –, während Tesla ausschließlich Elektroautos mit einer einzigen Marke hat. Wir unterscheiden uns sehr.“

Quelle: Automobilwoche – „BYD-Europa-Chef: Es ist unser Ziel, ein europäisches Unternehmen zu werden“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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MMM:

Es ist sicher ein richtiger Schritt, in Europa die Autos zu bauen, die man in Europa verkaufen will.
Für „Premium“ gibt es zwar „übliche Kundenvorstellungen“, was das ist, aber die sind natürlich auch etwas subjektiv – wie der Begriff „Qualität“ subjektiv ist.
Am Ende entscheiden die Kunden, ob das für sie „Premium“ ist. Die vergleichen das einfach.

Ein Punkt, den ich bei einem chinesischen Unternehmen aber nie aus den Augen verlieren werden, ist der Datenschutz.
Ja, alle sammeln Daten. Nicht unbedingt die gleichen Daten, aber es sammeln alle. Nur landen die nicht bei allen Herstellern auf Servern in China. Und China heißt „KP“, ob man will oder nicht.
Es gibt viele Orte, wo ich meine Daten nicht gespeichert haben möchte.
Aber wenn ich nur EINEN Ort auswählen dürfte, wo sie keinesfalls landen sollen, dann wäre es die chin. KP.

Den Punkt muss jedes chinesische Unternehmen klären, aber vielleicht ein bisschen glaubwürdiger als TicToc.

raiden_ev:

für Konsumenten wie Sie und ich ist diese Sicht sicherlich richtig. Aber selbst dieser Hochpreis, der das 2fache ist wie auf dem chinesischen Markt, ist scheinbar der EU trotzdem zu billig, sodass sie nochmals mit Strafzöllen drauflegen wollen.

Spiritogre:

Warum hast du dann koreanische Autos mit drin?

Spiritogre:

Ich bin bei den BYD Zahlen immer verwirrt. Selbst Statista schmeißt deren Hybride mit in die Gesamtsumme und erklärt BYD zum größten Elektroautohersteller 2023, dabei sind die Hälfte davon Hybride und Busse stellen die außerdem auch noch her. Ich meine klar, sie produzieren keine reinen Verbrenner mehr aber ich finde, das verwässert das Bild erheblich. Denn wenn Hybride zu „Elektro“ zählen, dann verkauft Toyota mehr als die anderen fünf ersten Plätze zusammen…

Tesla hat 2023 1,8 Millionen Elektroautos verkauft. BYD hat Tesla nur im Dezember geschlagen. Von deren angeblich 3 Millionen BEVs sind also locker die Hälfte Hybride.

Ansonsten, BYD kann ja mal anfangen die Dolphin Mini ab 15k und den Dolphin ab 20k anzubieten, damit würden sie sicher viele Leute überzeugen. Da sowohl R5 als auch ID.2 den Dolphin ziemlich mies aussehen lassen, besonders von der Wertigkeit her, das Teil mit 33k aber soviel kostet wie ein ID.3 will den naturgemäß keiner haben, da völlig überteuert.

Archie:

Also mich spricht ein chinesisches Auto absolut nicht an, auch wenn sich der Hersteller (Staatsbetrieb?) in einem autokratisch regierten Land innerhalb Europas unterstellt.
Ebenso wenig koreanische Fahrzeuge.
Denn mir ist es sehr wichtig, von wem die Fahrzeuge gebaut werden, unter welchen sozialen (Menschenrechte), umwelttechnischen und Arbeitsbedingungen das abläuft.
Geld ist nicht alles.

Peter:

„Chinesische Fahrzeuge stehen aktuell in Europa in der Kritik, weil die Unternehmen oft staatlich unterstützt sind“
Desweiteren haben diese Unternehmen auch gut 7 Jahre vor der deutschen Autoindustrie angefangen und haben schon entsprechend skaliert.
Aber ja die Preise sind trotzdem nicht günstig, ich denke aber es handelt sich um ein abklopfen des Marktes, die Preise werden noch fallen.

heinr:

Ein Chinese bleibt ein Chinese. Könnte aber sein das ein Chinese aus Europa viele eher anspricht wie ein (falscher) Europäer aus China.

Michael Neißendorfer:

Natürlich, danke für den Hinweis, ist korrigiert! Schöne Grüße, Michael

Robert:

„Chinesische Fahrzeuge stehen aktuell in Europa in der Kritik, weil die Unternehmen oft staatlich unterstützt sind und mit vergleichsweise niedrigen Preisen“
ich lese das zwar immer und wird ständig auch behauptet nur wenn ich mir dann die Presie anschaue frage ich mich jedesmal wo sollen dies billigen Autos
sein? ich finde nur hochpreisige E-Autos von BYD z.B. Carwow ab 34.000 Euro wo bitteschön ist das Günstig? 25.000 Euro das würd ich asl günstig ansehen

Robert:

an die Redaktion „Derzeit plant BYD sein erstes europäisches Werk in Ungarn. Doch schon bevor dieses voraussichtlich 2016“
sollte das nicht eher 2026 heißen?

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