BYD Seal Excellence AWD so fährt er sich

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 4 min

Der BYD Seal Excellence AWD überzeugt mit viel Platz, einem effizienten Antrieb und viel Kraft. Schwächen offenbart die 4,80 Meter lange Elektro-Limousine beim Fahrwerk und vor allem der Lenkung.

Design und Aerodynamik des BYD Seal Excellence AWD

Es muss nicht immer ein rundgelutschtes Nimm-2-Bonbon sein, um bei der Aerodynamik vorne mitzuspielen. Der BYD Seal hat einen cW-Wert von 0,219 und reiht sich damit zwischen dem Hyundai Ioniq 6 (0,21) und dem VW ID.7 (0,23) ein. Geschmack ist immer eine subjektive Sache, aber der BYD Seal zeigt auch Kante und damit ein ansehnliches Profil.

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Ganz ohne aerodynamische Hilfsmittel wie den kleinen Heckspoiler, die Luftleitelemente an den Seitenschwellern oder die versenkbaren Türgriffe geht es natürlich nicht. Dass die Mittelklassen-Limousine mit einer Höhe von 1,46 Metern ziemlich flach daherkommt, hilft natürlich auch. Das Gute daran ist, dass man im Fond ganz entspannt sitzen kann und auch bei einer Größe von 1,85 Metern einem der Himmel nicht auf den Kopf fällt.

Technologie und Leistung

Ein Grund für diese gute Raumökonomie ist das, was BYD „Cell-to-Body-Technologie“ nennt. Also das Integrieren der lediglich elf Zentimeter hohen Batterie in die Fahrzeugstruktur. Andere Hersteller nutzen das gleiche Prinzip, dessen Vorteil unter anderem eine steifere Karosserie ist. Dass die hauseigenen Blade-Akkus keine sperrigen Klötze sind, hilft natürlich beim Schnüren des Fahrzeugpakets. Auch die Sicherheit soll davon profitieren. BYD will mit dem Seal ein Fünf-Sterne-NCAP-Ergebnis erreichen.

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Der BYD Seal ist die erste D-Segment-Limousine des chinesischen Autobauers, die auf der neuen Elektroauto-Platform 3.0 basiert. Neben dem bereits erwähnten Integrieren der Batterie, sind eine Wärmepumpe und der sogenannte 8-in-1-Antriebstrang Teil der Plattform, in der auch der Motor samt Steuerung, das Getriebe, der Gleichstromwandler, das Batteriemanagementsystem und der Onboardlader in einer Einheit zusammengefasst sind. Das spart Platz und steiget laut BYD die Effizienz.

So soll der Seal Excellence-AWD mit einer Akku-Ladung seiner 82,5 Kilowattstundenbatterie bis zu 520 Kilometer weit kommen (WLTP). Nach unserer Testfahrt meldete der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 19,2 kWh/100 km, obwohl wir durchaus flott und auf Autobahnen unterwegs waren. Beim Laden ist der Seal nicht zwingend Spitzenklasse, aber dennoch flott: So sollen die Akkus innerhalb von 26 Minuten von 30 auf 80 Prozent gefüllt sein. Der Onboardlader ermöglicht bei Wechselstrom maximal 11 kW, beim Gleichstrom-Schnellladen sind es 150 kW. Da können der VW ID.7 und der Hyundai Ioniq 6 mehr.

Fahrerlebnis und Infotainment

Insgesamt bietet der BYD Seal vier Fahrmodi: Schnee, Eco, Normal und Sport. Die Spreizung zwischen den drei letztgenannten Programmen ist spürbar. In Eco steht die Effizienz im Vordergrund. Der Seal hält sich spürbar zurück und zügelt die Kraftentfaltung. Comfort ist ein Kompromiss aus Dynamik und Alltagsfahrten. Dennoch ist die 2.185 Kilogramm schwere Limousine auch in dieser Einstellung auf Gaspedal-Wunsch flotter unterwegs als die meisten anderen Fahrzeuge. Bei Sport geht es richtig zur Sache. Dann spielt der Seal seine ganze Kraft aus, prügelt dem Fahrer beim Kick-down vehement ins Kreuz und erreicht aus dem Stand nach 3,8 Sekunden die 100 km/h Marke. Bei 180 km/h ist der Sturm und Drang vorbei. Angenehm ist, wie leise es im Innenraum zugeht.

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Das Fahrwerk mit Doppelquerlenkern vorne, einer Fünflenker-Hinterachse sowie den frequenzselektiven Dämpfern macht seine Sache im Großen und Ganzen ordentlich. „Wir haben die sportliche chinesische Abstimmung als Basis für das europäische Set-up genommen“, erklärt BYDs Europa-Technikchef Weijie Zhang. Ganz harmonisch ist die Abstimmung aber nicht. Bei längeren Wellen wippt die Karosserie nach, während das Fahrwerk Querfugen oder kleine Schlaglöcher nicht ganz so souverän verarbeitet. Der Allradantrieb beschert dem Seal ausreichend Traktion, kann aber die Untersteuerneigung nicht ganz kaschieren.

Bei der Lenkung müssen die BYD-Techniker nachbessern. Die Steuerung fühlt sich teigig-synthetisch an, leitet die Informationen über Traktion sowie Fahrbahnzustand nur unzureichend an den Fahrer weiter und gaukelt selbst in der Komfort-Einstellung durch hohe Rückstellkräfte Sportlichkeit vor.

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Das Infotainment gefällt uns dagegen. Der 15,6-Zoll große drehbare Touchscreen ist die Kommandozentrale der Unterhaltungsabteilung, deren Menüs ohne großes grafisches Tamtam auskommen. So findet man sich schnell zurecht, um unter anderem den bimmelnden Spurhalteassistenten zu deaktivieren, der zudem nachdrücklich eingreift und am Lenkrad zupft. Auch die englische Sprachbedienung funktioniert ziemlich gut. Die Smartphones von Fahrer und Beifahrer laden induktiv in der Mittelkonsole. Im November steht der Seal beim Händler, nächstes Jahr kommt eine Komfort-Version mit einer 61-kWh-Batterie. Über den Preis der Excellence-Version schweigt sich BYD noch aus. Es dürften aber mehr als 50.000 Euro werden.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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Spiritogre:

Von 30 Prozent auf 80 in 30 Minuten sind Werte von vor 15 Jahren, der Rest der Welt ist inzwischen sehr viel weiter.

maddin:

Schnellladen mit hoher Leistung ist auf Dauer schlecht für den Akku

Spiritogre:

Der BYD lädt aber eindeutig zu langsam.

maddin:

Ich würde trotzdem dem BYD nehmen statt den i4 mit all seinen durch die Mischplattform bedingten Nachteilen. Bin auch nicht sicher wie das mit dem Umweltbonus zu rechen ist. Evtl. beträgt der Preisunterschied dann 11.000 €

Marc:

Gut, also 47.150€ mit kleinem Akku von 61 kWh brutto. Da fangen die OEM nicht an zu weinen. 9.000€ mehr für den BMW i4 mit größerem Akku und Luftfederung und riesiger Heckklappe.

maddin:

Die Preise sind laut BYD HP: SEAL Design – 44.900 €, SEAL Excellence – 50.990 €
Preis inklusive Umweltbonus i.H.v. 2.250€ (netto)

Bing Bong:

Schrott kam früher aus China, Qualität aus Deutschland. Heute ist es andersherum.

Marc:

Andererseits weiß man, wenn jemand den Boden des Standards verlässt und nicht 10% auf 80 % angebt, dass das Auto unterperformt. Zum Preis wird die Redaktion nicht so verkehrt liegen, denn BYD muss seine anderen Modelle schützen. Wenn der Dolphin bei 36k startet und der Atto 3 bei 44k, wo soll dann bitte der Seal starten?

Gastschreiber:

Ich finde schon schwach, dass man hier keinen Wert von 10-80% angibt. Eigentlich will ich einen 0-100 Wert zusätzlich, da ich ja 100% Akku zahle und die neuen LFP Akkus ja eigentlich auch problemlos immer vollgeladen werden können. Die 150kW Peak klingen nett, scheinen aber nur kurz anzuliegen. Denke trotzdem, dass der Wagen von der Performance über und dem Preis unter dem ID.7 liegen wird und das ist für viele wohl schon Grund genug die vorhandenen Kröten zu schlucken.

Marc:

Tja, warum sollte man den kaufen? Preis-/Leistung wären für die 61 kWh-Version gut, wenn es knapp über 30k Grundpreis wären. Dann könnte man als Sparfuchs überlegen, ob die zur Konkurrenz gesparten Euronen das Abenteuer rechtfertigen. Er kostet aber vermutlich sehr viel mehr, so dass der ID.7, der schon in die Oberklasse schielt, fast als Sonderangebot gelten wird.

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