BYD will 2026 erstmals E-Autos in Pakistan montieren

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Tobias Stahl
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  —  Lesedauer 4 min

BYD will spätestens im August 2026 sein erstes in Pakistan montiertes Auto verkaufen. Der chinesische E-Auto-Riese will damit die wachsende Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybridfahrzeugen in der Region bedienen, teilte ein Unternehmensvertreter laut Reuters mit.

BYD expandiert zuletzt aggressiv außerhalb seines Heimatmarktes China, wo Elektroautohersteller sich seit geraumer Zeit einen Preiskampf liefern. Mit dem Werk in Pakistan will BYD auf die steigende Nachfrage aus Schwellenländern reagieren, zudem kann das Unternehmen beim Bau von Anreizen der pakistanischen Regierung profitieren. Das Werk liegt in der Nähe von Karatschi und befindet sich seit April im Bau. Das Projekt ist Teil einer Partnerschaft zwischen BYD und der Mega Motor Company, einer Tochtergesellschaft des pakistanischen Energieversorgers Hub Power.

BYD geht von steigender E-Auto-Nachfrage in Pakistan aus

Laut Danish Khaliq, dem Vizepräsidenten für Vertrieb und Strategie bei BYD Pakistan, soll das Werk zunächst eine Kapazität von 25.000 Einheiten pro Jahr im Zweischichtbetrieb haben. Khaliq machte keine Angaben dazu, wann das Werk seine volle Kapazität erreichen werde oder wann die Massenproduktion dort beginnen werde. Im Werk werde man zunächst importierte Teile montieren, zudem sollen einige nicht-elektrische Komponenten vor Ort produziert werden, so Khaliq weiter. Zunächst sollen in Pakistan nur Autos für den pakistanischen Markt hergestellt werden, allerdings solle es die Möglichkeit geben, je nach Frachtkosten und Wirtschaftlichkeit auch in Länder der Region mit Rechtsverkehr zu exportieren.

„Wir rechnen nicht mit Überkapazitäten in unserem System, da die Nachfrage in Pakistan nachziehen wird“, so Khaliq gegenüber Reuters. BYD hatte im März mit dem Verkauf von Elektrofahrzeugen in Pakistan begonnen. Khaliq nannte keine genauen Verkaufszahlen, sagte jedoch, dass der Verkauf von einigen hundert Autos die internen Ziele um 30 Prozent übertroffen habe. Er erwarte, dass der Markt für Elektroautos und Plug-in-Hybride in Pakistan im laufenden Jahr um das Drei- bis Vierfache gegenüber den insgesamt nur rund 1000 Einheiten im Jahr 2024 wachsen werde. BYD strebe einen Marktanteil von 30 bis 35 Prozent in diesem Segment an, so Khaliq.

Einer Meldung von HUBCO zufolge erzielte BYD Pakistan im ersten Quartal 2025 einen Gewinn von rund 444 Millionen Rupien oder rund 4,37 Millionen Euro. Vor wenigen Tagen hat BYD seinen Plug-in-Hybrid-Pickup Shark 6 in Pakistan auf den Markt gebracht. Der chinesische Hersteller MG verkauft bereits einen Plug-in-Hybrid-SUV, auch der ebenfalls chinesische Hersteller Haval will bald in das Segment einsteigen. Plug-in-Hybridfahrzeuge gelten in Pakistan als alltagstauglichere Option, da das Land über keine ausreichende Ladeinfrastruktur verfügt. Die pakistanische Regierung hatte im Januar die Stromtarife für private Ladepunkte um 45 Prozent gesenkt, um die Verbreitung von Elektroautos und die Installation privater Lademöglichkeiten zu fördern.

Verkehrswende: Die pakistanische Regierung verfolgt ehrgeizige Ziele

BYDs Pläne dürften für die pakistanische Regierung gelegen kommen: Das Land durchläuft aktuell eine Mobilitätswende, da es sich mit extremer Luftverschmutzung, hohen Treibstoffpreisen und einem wachsenden Interesse an nachhaltiger Technologie konfrontiert sieht. Der pakistanische E-Auto-Markt steckt aber noch in den Kinderschuhen, auch angesichts mangelnder Lademöglichkeiten und hoher Kaufpreise. Laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sehen viele Verbraucher in Pakistan E-Autos eher als Statussymbol denn als umweltfreundliche Alternative zu Verbrennern. In Großstädten wie Karachi und Lahore, wo die Luftqualität zu den schlechtesten weltweit zählt, sei der Bedarf an sauberer Mobilität besonders dringend. Elektrofahrzeuge bleiben bislang aber eine Option für wohlhabende Käufer.

Bislang konzentriert sich die Mobilitätswende demnach eher auf Motorräder und Rikschas, die in pakistanischen Städten den Straßenverkehr dominieren. E-Bikes und elektrische Rikschas, die teilweise lokal produziert werden, bilden eine kostengünstigere Alternative, an der ein breiterer Teil der Bevölkerung teilhaben kann – sofern der Ausbau der Ladeinfrastruktur ebenfalls zügig vonstatten geht.

Die Pläne der pakistanischen Regierung sind dennoch ehrgeizig: Bis 2030 sollen 30  Prozent aller Neuwagen elektrisch sein. 30 Jahre später soll der gesamte Fahrzeugbestand emissionsfrei sein. Eine entsprechend leistungsfähige Fahrzeugproduktion im Inland könnte nicht nur die Preise für E-Autos senken, sondern auch Arbeitsplätze schaffen.

Der Strommix des Landes und die Energiekosten haben sich in den vergangenen Jahren jedoch eher negativ entwickelt: 1985 machte Wasserkraft 67 Prozent der gesamten Erzeugungskapazität in Pakistan aus. Im Jahr 2022 machten jedoch fossile Brennstoffe rund 66 Prozent der Gesamtkapazität aus, davon entfiel der größte auf Öl und Gas. Da Pakistan abhängig von Energieimporten ist und Pakistan als fünftgrößtes Land der Welt ein rasches Bevölkerungswachstum verzeichnet, sind die Stromerzeugungskosten dort unverhältnismäßig hoch. Der Erfolg der pakistanischen Verkehrswende wird also auch davon abhängen, ob das Land in kurzer Zeit ausreichend erneuerbare Energien zubauen kann.

Quellen: Reuters – China’s BYD to assemble EVs in Pakistan from 2026 / Redaktionsnetzwerk Deutschland – Pakistan: E-Mobilität auf dem Vormarsch / Agora Energiewende – Energieversorgung in Pakistan

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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