BYD könnte in den kommenden Jahren eine eigene Batterieproduktion in Europa aufbauen, da das Unternehmen steigende Absätze und damit einen Anstieg der Produktion von Elektroautos erwartet. Reuters zufolge hat der Sonderberater des Unternehmens, Alfredo Altavilla, vor wenigen Tagen auf der Automobilkonferenz in Mailand angedeutet, dass ein europäisches Batteriewerk nötig sei. Es mache keinen Sinn, in die Automobilmontage in Europa zu investieren, aber die Batterien aus China zu importieren, so Altavilla in Mailand. Die europäische Batterieproduktion wiederum steckt noch in der Entwicklungsphase und dürfte kaum als zuverlässiger Zulieferer für große Stückzahlen infrage kommen.
Um EU-Zölle auf Importe von Elektroautos zu vermeiden, wolle BYD alle in Europa zum Verkauf stehenden Elektroautos innerhalb von drei Jahren vor Ort produzieren, so Executive Vice President Stella Li. Kurzfristig könne es sein, dass Plug-in-Hybride den europäischen Absatz des Konzerns dominieren. Der chinesische Autohersteller verkaufte ursprünglich nur vollelektrische Autos in Europa, jedoch werden die Plug-in-Hybride bei Verbraucher:innen immer beliebter. Außerdem sind die Plug-in-Hybride, wie beispielsweise der BYD Seal U DM-I, für chinesische Hersteller eine lukrative Option, da sie nicht unter die Importzoll-Verordnung fallen.
BYD baut derzeit Werke in Ungarn und der Türkei. Ersteres sollte Ende dieses Jahres die Produktion aufnehmen, jedoch wurde kürzlich die Produktion auf 2026 verlegt. Auch das Werk in der Türkei soll 2026 mit der Produktion beginnen. Die Gesamtkapazität liegt bei rund 500.000 Fahrzeugen pro Jahr. Ein weiteres Werk soll in Spanien entstehen.
Ganz sicher ist eine europäische Batterieproduktion von BYD jedoch noch nicht, denn Altavilla zufolge müsse sich BYD noch entscheiden, ob die Marke dem dritten Montagewerk in Spanien oder einer Batteriefabrik Vorrang einräume. Grundsätzlich seien jedoch alle europäischen Länder als Standort der Investition denkbar. „Bei der Auswahl eines neuen Standorts spielen mehrere Faktoren eine Rolle … wie beispielsweise die Energiekosten, die objektiv gesehen einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren sind, da sowohl Montage- als auch Batteriefabriken energieintensive Betriebe sind“, sagte er. Ob auch Deutschland als Standort unter diesem Gesichtspunkt infrage kommt, bleibt fraglich.
Am Rande der Konferenz habe sich Altavilla außerdem zu einem Investorenrückzug geäußert, so Reuters. So hat sich Berkshire Hathaway von Warren Buffett erst kürzlich nach einer 17-jährigen Investition vollständig aus BYD zurückgezogen und damit Spekulationen zu Misstrauen gegenüber dem Unternehmen losgetreten.
Buffett habe, so Altavilla, einen Gewinn in Höhe des 20-fachen seines investierten Kapitals erzielt und mit seinem Vorgehen sehr gut gehandelt. „Wir waren sehr froh, Buffett gehabt zu haben, aber die Tatsache, dass er seine Position monetarisiert hat, entspricht genau dem, was Berkshire Hathaway tut: kaufen, verdienen und verkaufen“, so Altavilla.
Quelle: Reuters – BYD needs battery plant in Europe to support auto production increase, special adviser says