Bugatti Tourbillon: Die maximale Analogie

Bugatti Tourbillon: Die maximale Analogie
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Bugatti

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 4 min

Alle Welt stellt derzeit auf Elektrosportler um. Bugatti, exklusivster Hersteller von Hypersportwagen, geht mehr als überraschend einen völlig anderen Weg. Der neue Tourbillon wird von einem gigantischen 16-Zylinder-Saugmotor angetrieben – immerhin aber mit elektrischer Vorderachse. 1800 PS kosten 3,8 Millionen Euro. Mehr Analogie geht nicht.

Mate Rimac, von vielen seit Jahren als großer Innovator der E-Mobilität gefeiert, hat sich insbesondere mit seinem elektrischen Hyperboliden Rimac Nevera einen Namen gemacht. Der überzeugte Elektrojünger machte seine ersten automobilen Erfahrungen als Entwickler mit einem alten BMW 3er aus den 1980ern. Als das Sechszylinderaggregat seines getunten BMW E30 bei einem Driftrennen explodierte, hatte er kein Geld für den Traummotor, einen Fünfliter-V8 aus dem BMW M5. Kurzerhand baute Rimac den Elektromotor eines Gabelstaplers in seinen giftgrünen Dreier BMW ein. Mit ihm pulverisierte der Kroate bei Beschleunigungsrennen die gesamte Konkurrenz. Die YouTube-Clips gingen um die halbe Welt.

Parallel zu Rennen, Schule und Studium bastelte Rimac im Geiste bereits an seinem Traumwagen herum – einem elektrischen Hypersportwagen mit mehr als 1000 PS, der nicht weniger als das schnellste Elektroauto der Welt sein wollte. Als die Pläne immer konkreter wurden, stellte Mate Rimac zum April 2011 die ersten drei Mitarbeiter ein. Zwei Scheichs aus den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden auf die kroatischen Tüftler aufmerksam und erteilten ihm Anfang 2013 den Auftrag, jenes Elektroauto Realität werden zu lassen. Einziger Nachteil: Bisher gab es den Rimac C One ausschließlich in seinem Kopf, auf dem Papier und in elektronischen Konstruktionszeichnungen auf dem Computer. Und die beiden reichen Kunden hatten zwar Geld vorgeschossen, doch sich garantieren lassen, dass der Prototyp auf der Internationalen Automobilausstellung im Herbst 2013 seine Weltpremiere feiern sollte.

Deutlich professioneller war die Entwicklung des Geschwisterpärchens Rimac Nevera und Pininfarina Battista mit jeweils knapp 2000 PS. Nachdem Rimac mittlerweile unter Porsche-Obhut wandelt und Firmenchef Mate Rimac ganz nebenbei zum Herrn über Bugatti wurde, ist der Nachfolger der beiden Übersportler Bugatti Veyron und Chiron keinesfalls ein Elektrobolide mit mehr als 2000 PS.

Bugatti-Tourbillion-Heck
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Vielmehr wird das neueste automobile Spielzeug der Schönsten und Reichsten hinter dem Steuer mit Namen Tourbillon von einem 16-Zylinder angetrieben, der sogar auf eine Aufladung verzichtet. Pure Saugerleistung mit 8,3 Litern Hubraum entlocken dem Geschoss 735 kW / 1000 PS. Elektropower im Dreierpack gibt es ergänzend an Vorder- und Hinterachse, die weitere 588 kW / 800 PS beisteuern. Macht zusammen mehr als imposante 1324 kW / 1800 PS für maximalen Vortrieb.

Immerhin 60 Kilometer schafft er rein elektrisch

Die zwei Elektromotoren vorn und der E-Hilfsmotor an der Hinterachse werden von einer gerade einmal 25,4 kWh starken 800-Volt-Batterie gespeist. Mehr Größe muss nicht sein, da der mächtige V16-Sauger – entwickelt mithilfe der britischen Motorspezialisten von Cosworth – für den Basisvortrieb sorgen. Doch immerhin reicht das Akkupaket, um für den Fall der Fälle bis zu 60 Kilometer rein elektrisch unterwegs sein zu können.

Bugatti Tourbillon-Motoren
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Setzen der Sechzehnzylinder und die drei Elektromotoren die Vortriebswünsche des Fahrers unter Volllast um, geht es für den Allradler aus dem Stand in zwei Sekunden auf Tempo 100, in unter fünf Sekunden auf 200 und in unter zehn Sekunden auf 300 km/h. Damit nicht genug, denn auch bis zur analog angezeigten 400er-Marke vergehen nicht einmal 25 Sekunden die Höchstgeschwindigkeit liegt bei unfassbaren 445 km/h. Für solche Tempi ist das Angebot an Reifen dünner denn je und so wurden die Pneus im Format 285 / 35 R 20 vorn und 345 / 30 R 21 hinten zusammen mit Michelin entwickelt, die hierfür einen eigenen Pilot Cup Sport 2 kreierten, den es noch nie gegeben hatte.

So spektakulär das Konzept eines 16-Zylinder-Saugaggregats mit drei Elektromotoren anmutet, so wenig gehen einem beim Design des neuen Bugatti Tourbillon die Augen über, denn die millionenschwere Straßenrennwagen sieht eher aus wie eine Überarbeitung des bisherigen Chiron – zumindest von außen. Denn wer sich in die edle Lederschale schmiegt, dem gehen beim Anblick von Instrumenten und Lenkrad wahrhaft die Augen über. Keine Displayorgie modernster Machart, sondern rein optisch die maximale Analogie.

Bugatti Tourbillon-Cockpit
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Das ist einer der Höhepunkte, denn das einzigartige Anzeige-Bedienkonzept mit seinen zahlreichen Zeigern und Rädchen im Stile einer Richard-Mille-Armbanduhr dürfte reichen, dass sich einige Sammler den Bugatti Tourbillon selbstverständlich maximal individualisiert in die eigene Sammlung entführen wollen. 250 Fahrzeuge werden zum Preis von 3,8 Millionen Euro (netto) in der Bugatti-Manufaktur in Molsheim gebaut und nach der finalen Festphase im kommenden Jahr ab 2026 ausgeliefert.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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