Wie Bürokratie die Elektromobilität ausbremst

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Es wird kein Einzelfall sein, doch der beispielhafte Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers zeigt auf, wie überbordende Bürokratie in Deutschland den Hochlauf der Elektromobilität ausbremst. Damit in der Millionenstadt eine Ladestation errichtet werden kann, müssen insgesamt 18 Ämter involviert werden, heißt es da. Somit verzögern sich die Zulassungen neuer Ladepunkte für Elektroautos deutlich – und das, obwohl die Stadt eigentlich Verfahren vereinfacht hatte, um den Bau von Ladeinfrastruktur voranzutreiben.

„Der Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Autos in Köln kommt nicht voran, obwohl die Stadtverwaltung das Verfahren für Anbieter, die neue Ladesäulen errichten wollen, nach einem Ratsbeschluss im Dezember deutlich vereinfacht hat“, heißt es im Bericht. Seit Februar könnten demnach Interessenten den notwendigen Rahmenvertrag online beantragen. „Bisher haben das 37 Unternehmen getan, mit 21 wurden Verträge abgeschlossen, kein einziger Antrag abgelehnt“, heiße es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung auf Anfrage der FDP-Ratsfraktion.

Mehr als 700 Anträge für Ladestationen seien bis September eingegangen, doch bis heute wurde keines der Projekte tatsächlich umgesetzt. Knapp 300 davon befänden sich zumindest in einer Vorprüfung, was die Kapazitäten der Behörden aber offensichtlich bereits deutlich ausreizt. „Das liege daran, dass die Genehmigung jedes einzelnen Standortes mit insgesamt 18 Ämtern abgestimmt werden müsse“, heißt es dazu im Artikel des Kölner Stadt-Anzeigers. 18 Monate dauere diese Abstimmung durchschnittlich, also einen Monat pro involvierter Behörde.

Beschleunigung ist nicht in Sicht

Doch mit der Vorprüfung ist es natürlich nicht getan. Nach erfolgreichem Durchlaufen muss im dreistufigen Verfahren abermals ein umsetzungsreifer Entwurf vorgelegt werden, der natürlich erneut geprüft werden muss. Anschließend werden noch die politischen Gremien „angemessen beteiligt„. Ob bei diesem ganzen Procedere auch Passierschein A38 von Schalter 1 benötigt wird, ist nicht übermittelt (Asterix lässt grüßen).

Zumindest wurde in Köln im Februar ein Büro für Ladeinfrastruktur geschaffen, wo neben der Bearbeitung der Anträge auch die erforderlichen Systemanpassungen, das Berichtswesen und Bürgerbeschwerden auflaufen. Anzahl der Mitarbeiter: 1. „Bei Urlaub oder Krankheit gibt es keine Vertretung“, heißt es im Artikel. Eine Beschleunigung der Verfahren sei indes nicht in Sicht, das Verkehrsdezernat schreibe dazu: „Da die Prüfkriterien einheitlich für die gesamte Ladeinfrastruktur gelten, sind hier keine zusätzlichen Beschleunigungsmaßnahmen möglich.“ Hoffentlich sind nicht die ersten E-Auto-Fahrer in Köln wieder verzweifelt aus Verbrenner umgestiegen, bis es tatsächlich mal neue Ladestationen gibt.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger – Jede E-Ladesäule in Köln muss vor dem Bau durch 18 Ämter

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Kirk:

Ein schöner Traum, der einer bleiben wird.

Marcel Gleißner:

Deutschland ist ein Bürokratie Land !!!! Irgendwann wird Deutschland an seiner Bürokratie ersticken !!!!
Das deutsche Beamtentum besteht nun mal auf diese ganze unnötige Bürokratie, sonst ist deren Existenz ja nicht zu rechtfertigen.

Smartino:

Vielleicht hat die Wahl von Trump wenigstens einen positiven Effekt, nämlich dass
Europa endlich aufwacht, die Bürokratie radikal verschlankt, alte Zöpfe abschneidet und wieder selber mutig und innovativ wird.

MiMaTu:

Würde es eher so sagen. Bis nicht jeder seinen Senf dazugegeben hat, kann etwas nicht durchgewunken werden.
Ich kenne diese Ausschreibungen und man muss ehrlich sagen, eine AC Säule ist normalerweise nicht besseres als eine Steckdose für die E Mobilität.

ABER: alle ladesäulen müssen barrierefrei sein. Verbraucht schon mal mehr Platz. Aus Sicherheitsgründen soll nur diagonal eingepackt werden können. Dann müssen x Bezahlsysteme installiert werden. Natürlich die lastregelung nicht vergessen. Ach stimmt, evtl einen Trafo muss man auch noch stellen. Aber nicht vergessen wegen Emission. Lautstärke und Abwärme geht wegen KlimaSchutz natürlich auch nicht. Das Menü darf Menschen nicht Ausgrenzung, also müssen müssen die mehrsprachig gestaltet sein. Und Ausfallzeiten müssen auch null sein. Die Stadt will ja auch was verdienen, also lässt sie sich das sondernutzungsrecht auch nochmal bezahlen.

Bestimmt noch was vergessen…. aber hey endlich geschafft. Aber die Nachweise muss ich dann erstmal Leuten vorlegen, die ihre amtsrechner noch mit win95 betreiben.

Kein Wunder wollen die Betreiber irgendwie die Kosten wieder Reinhold.

Wie gesagt, ein ac Lader sind eine normale Steckdose mit zusätzlichen dc Schutz und zwei control Pins für die ladefähikeit des Kabels und zum steuern der ladeleistung des Autos….

Mit einfachen Systemen wäre wir heute schon viel weiter und wir hätten nur die Probleme der Stromnetze statt völlig überladenenen ladesäulen

Robert:

Tatsächlich habe den letzten absatz übersehen, habe das Thema schon auf anderen Seiten gelesen dachte deswegen das es hier nichts neues dazu gibt

heinr:

Deutschland ist einfach Spitze darin sich auszubremsen, nur sich abzuschaffen kann nicht schnell genug sein. Kein Wunder das sich immer mehr Bürger damit beschäftigen auszuwandern.

Kirk:

Bezüglich deines letzten Absatzes:
Wie wahr, wie wahr!

Ich mag Deine Kommentare hier, lieber Robert.
Aber diesen Beitrag hast Du anscheinend nicht richtig gelesen, denn allein die „Vorprüfung“ dauert 18 Monate! Danach folgt:
„Doch mit der Vorprüfung ist es natürlich nicht getan. Nach erfolgreichem Durchlaufen muss im dreistufigen Verfahren abermals ein umsetzungsreifer Entwurf vorgelegt werden, der natürlich erneut geprüft werden muss. Anschließend werden noch die politischen Gremien “angemessen beteiligt“.“

Somit stehen die Chancen sehr gut, dass der Vorgang ein weiteres halbes Jahr oder noch länger dauert.
Armes Deutschland.

Robert:

18 Ämter beim vereinfachten verfahren und nur 18 Monate bis zum Bau einer Ladestation, da will ich liebe nicht wissen wie lange und wiviele Behörden beim komplizierten Verfahren notwendig ist. Kein wunder warum Deutschland derzeit bei der Wirtschaft nach hinten durchgereicht wird.
Das erinnert mich an einen witz den ich mal gehört habe (oder war das gar kein witz?)

Ein amerikanischer und ein Deutscher Bauunternehmen schließen eine Wette ab wer schneller ein Hochhaus bauen kann, Der amerikaner nach 6 Monaten zum Deutschen noch 18 Stockwerke und ich bin fertig. daraufhin antwortet der Deutsche noch 18 Formulare und ich kann anfangen.

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