Während das eine Micro E-Car Start-up offenbar zusperren muss, plant ein anderes den Neustart: nach einer Insolvenz im Sommer 2020 plant der Aachener Elektroautohersteller Next Ego nun den Börsengang. Schon im ersten Halbjahr 2022 soll es soweit sein. Sowohl ein normaler Börsengang als auch ein sogenannter Spac-Deal kämen in Betracht. Bei letzterem würde das Unternehmen mit einer bereits gelisteten Firmenhülle fusionieren und damit im Schnellverfahren eine Notierung erhalten.
„Bei einem jungen EV-Unternehmen kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich von einem privaten in ein öffentliches Unternehmen umwandeln muss„, wird Next-Ego-Verwaltungsratsvorsitzender Ali Vezvaei vom Handelsblatt zitiert. Deshalb wolle man nun Geld aufnehmen, um damit geplante Wachstumsschritte zu finanzieren. Die Bewertung soll rund 1,5 Milliarden Euro ausmachen, den Prozess organisiert die Investmentbank Citi.
Ein anderes deutsches EV-Start-up hat es schon vorgemacht: die MĂĽnchner Sono Motors – deren Autos sich durch eine im Dach integrierte Photovoltaik-Anlage auszeichnen – haben im November des Vorjahres mit einem solchen Spac-Deal an der Technologiebörse Nasdaq die Insolvenz abgewendet. Die Bewertung konnte auf 2 Milliarden verdoppelt werden.
Next Ego gehört mehrheitlich dem niederländischen Investor ND Industrial Investments. ND kaufte die Vermögenswerte der zum Autozulieferer ZF gehörenden Vorgängerfirma e.Go im Sommer 2020 aus der Insolvenzmasse heraus, nachdem Verzögerungen bei der Zulassung und Auslieferung des ersten Modells Ego Life das Unternehmen in Schieflage gebracht hatten. Corona brachte weitere Probleme, die Produktion stand monatelang still. Bislang konnten so nur gut 1.000 Autos des Modells Ego Life ausgeliefert werden. Mittlerweile sammelte Next Ego unter ND in zwei Finanzierungsrunden rund 90 Millionen Dollar von Investoren ein, darunter Moore Stratetic Ventures (MSV), Ex-US-Finanzminister John Snow, Elektrorennsport-Pionier Alejandro Agag und Schauspieler Edward Norton.
Das neue Modell Next Ego überzeugt aber noch nicht ganz: die ersten ausgelieferten Fahrzeuge mussten ohne Rekuperation auskommen. Dementsprechend war der Verbrauch des kleinen Stadtflitzers höher als bei einem massigen E-SUV. Dieses Problem ist zwar gelöst, die Konkurrenz ist aber groß, und damit der Preisdruck: der Next Ego muss sich unter anderem mit dem E-Up messen, der laut VW nun wieder verfügbar sein soll. Wegen extrem hoher Nachfrage hatte VW ja einen Bestellstop verhängt. Obwohl preislich auf ähnlichem Niveau, ist der E-Up dem Next Ego technisch überlegen. Letzterer hat mit 21 Kilowattstunden die kleinere Batterie und mit 120 Kilometern die geringere Reichweite. Auch kann der Next Ego nicht schnellgeladen werden. So dauert eine Vollladung bis zu sechs Stunden.
Im Frühjahr soll ein verbessertes Modell gelauncht werden, das mit einem Bonus daherkommt: Kunden können am CO2-Zertifikatshandel teilnehmen, da sie beim Fahren kein CO2 ausstoßen und diese Einsparungen monetarisieren können. Zumindest in Deutschland kann das jedoch mittlerweile jeder E-Autofahrer, über entsprechende THG-Anbieter.
Quelle: handelsblatt.com – Nach ĂĽberstandender Insolvenz: Elektroautohersteller Next Ego plant Börsengang