BMW-Chef Zipse bezeichnet das Verbrenner-Ende als „naiv“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Oliver Zipse, CEO von BMW, nennt die Einführung des fossilen Verbrennerverbots in Europa ab 2035 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) „naiv“, verweist auf die Dringlichkeit, auch die Verbrenner-Bestandsflotte klimafreundlicher zu machen und erklärt, welchen strategischen Fehler andere Hersteller gemacht haben sollen.

Mit „eindeutig nein“ beantwortet Zipse die eingangs gestellte Frage, ob die deutsche Autoindustrie in eine Krise fährt. Die Marktbedingungen lägen „in einer normalen Schwankungsbreite“, sagt der BMW-Chef. BMW selbst liege seit neun Quartalen, trotz Corona und Halbleiterkrise also, „exaktin seinem Zielkorridor von 8 bis 10 Prozent Ebit-Marge.In dieses allgemeine Klagelied stimmen wir also ausdrücklich nicht ein“, stellt Zipse klar. Er räumt zwar ein, dass das aktuelle Nullwachstum „unerfreulich sein mag – aber es ist noch lange keine Krise. Eine Krise ist, wenn Sie nicht mehr wissen, was Sie tun sollen“.

Den Beschluss zum Verbrenner-Aus in der EU ab 2035 nennt der BMW-Chef „naiv“, und er erklärt auch, warum: „In einer solchen Dimension Märkte regulieren zu wollen macht am Ende alles schlechter: die Wettbewerbsposition, die ökologische Wirkung und die Arbeitsplatzsicherheit“, findet Zipse. Die Folgen für die industrielle Basis in Europa, wenn das Regelwerk so bliebe, wären „eklatant“, warnt er: „Nach unserer Schätzung würde sich die Wertschöpfung der Automobilindustrie in etwa halbieren – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Beschäftigung“.

Eine Anpassung, wie sie innerhalb der EU für 2026 vorgesehen ist, hält Zipse für „unumgänglich“, da mit dem Aus fossiler Verbrenner im Jahr 2035 „eine gesamte Industrie erpressbar geworden“ sei. „Denn jeder internationale Wettbewerber, jeder Lieferant weiß: Die sind abhängig von einer einzigen Technologie. Damit hebeln Sie Marktmechanismen aus und machen zum Beispiel die dafür benötigten Rohstoffe deutlich teurer“, erklärt der BMW-Chef im FAZ-Interview.

In dem Zusammenhang verweist Zipse auch darauf, dass es nicht reiche, nur Neuwagen klimafreundlicher zu machen, etwa durch Elektroautos, da allein in Europa mehr als 250 Millionen Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen seien. „Dieser riesige Bestand älterer Fahrzeuge ist der Hauptemittent, er ist aber von der Regulierung gar nicht betroffen“, kritisiert Zipse. Diese könnten fahrzeugseitig problemlos auf E-Fuels umgestellt werden, so der Manager – der in dem Gespräch allerdings leider nicht erklärt, wie die enorme dafür notwendige Menge an Treibstoff klimaneutral hergestellt werden soll.

Das abrupte Ende des Umweltbonus Ende des vergangenen Jahres findet Zipse unproblematisch: „In einem halben Jahr wird sich der Markt wieder normalisiert haben“, sagt er. „Starke Produkte werden sich durchsetzen und den Elek­tromarkt deutlich wachsen lassen“. Problematisch sei der Vorsprung der chinesischen Automobilindustrie, gerade was die Produktion der kostenintensiven Batterien betrifft: „Das wird sich selbst in zehn oder 15 Jahren nicht mehr signifikant verändern“, so der BMW-Chef.

Ihren technologischen Vorsprung nutzen nun immer mehr Autohersteller aus China dazu, günstige E-Autos nach Europa zu bringen. Diese nun mit hohen Zöllen zu belegen, sei „eine Absurdität“, wie Zipse es formuliert – zumal man von aktuell 0,8 Prozent Marktanteil „nicht ernsthaft von ‚überschwemmen‘ sprechen“ könne, wie es manch übertriebenes Szenario an die Wand malt. Mit Strafzöllen aber laufe Europa Gefahr, „dass der Handelspartner mit Gegenmaßnahmen antwortet. Vielleicht wird dann plötzlich die Verfügbarkeit essenzieller Rohstoffe für Elektrofahrzeuge schwieriger. Hier wird viel zu kurz gedacht“, warnt der Manager in dem Interview.

„BMW glaubt fest an die Zukunft der E-Mobilität. Aber eben nicht ausschließlich.“

Nicht verkneifen kann sich Zipse einen kleinen Seitenhieb auf Marktbegleiter, ohne aber Namen zu nennen: „Wenn jetzt europäische Hersteller nervös sind, hat das eher damit zu tun, dass strategische Fehler gemacht wurden: vor allem, alles auf eine Technologie zu setzen, auf das Elektroauto“, sagt der BMW, der das für eine „Fehleinschätzung“ hält.

BMW glaube zwar „fest an die Zukunft der E-Mobilität. Aber eben nicht ausschließlich“. Diese Zukunft manifestiert sich bei den Münchnern ab 2026 in der Neuen Klasse, der nächsten E-Auto-Plattform, auf der innerhalb von zwei Jahren sechs neue Modelle debütieren sollen.

Quelle: FAZ – „Unsere Industrie ist erpressbar geworden“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Läubli:

Genau das „muss“ Zipse ja auch sagen, denn er ist ein Abhängiger von BMW und seiner Aufgabe selbst. Das steht immer fest und hat die volle Geltung, das kann niemand in Abrede stellen.
Jeder redet in seinen eigenen Geldbeutel… wir sind alles nur Menschen. Daher kann man dem Verbrenner/e-Fuels Fan nicht viel über BEV’s glauben, aber genauso kann man einem BEV Fan nicht alles über Verbrenner glauben. Weil bei letzterem aber die Fakten viel bekannter sind und grösstenteils von der Vergangenheit stammen, kann man es durchaus viel höher gewichten!

BMW wird das schon hinkriegen, denn auch ein Manager redet nicht immer die gleichen Töne, es kommt sehr stark drauf an, auf welchem Konzert er gerade spielt!

Läubli:

Genau. Das steht immer fest und hat die volle Geltung. Jeder redet in seinen eigenen Geldbeutel… wir sind alles nur Menschen. Daher kann man dem Verbrennerfan nicht viel über BEV’s glauben, aber genauso kann man einem BEV Fan nicht alles über Verbrenner glauben. Weil bei letzterem aber die Fakten viel bekannter sind, kann man es durchaus viel höher gewichten!

Groß:

Solche verrückten Manager haben die deutsche Industrie an den Abgrund des Zusammenbruchs gefahren.

Andreas V.:

Zeig mir den Verbrenner-Verkäufer, der noch nie gelogen hat! ;-)

Andreas V.:

Ach Oli … !!

Groß:

Solche verrückten Manager haben die deutsche Industrie an den Abgrund des Zusammenbruchs gefahren.
Ihre Fehler bezahlen die deutschen Arbeiter welche wegen solchen möchte gerne Groß-Köpfe ihre Jobs verlieren.

MatthiasGe:

BMW wird die Zweispurigkeit Verbrenner und Elektro auf Dauer nicht durchhalten. Die überteuerten Modelle werden nach und nach durch Tesla und andere einkassiert. Die halten sich nur am Markt durch die Flotten- und Firmenfahrzeuge und die Politik der FDP.

Spiritogre:

Von den E-Auto Herstellern aber auch, z.B. dass die billiger sein werden als Benziner.

Die hohen Kosten schrecken die normale Bevölkerung nun mal gehörig ab.

Dann kommt das Reichweiten- und Ladeproblem. Wer kein Eigenheim mit eigener Garage oder Auffahrt hat, der schaut halt in die Röhre. Der Aufwand das Auto zu laden ist riesig und merklich günstiger als Benzin ist es auch nicht.

Joerg:

@ brainDotExe: Setz Dir einen Kopfhörer auf für den Motorenlärm. Du hast Deinen Spaß und andere Leute werden nicht belästigt.

Hiker:

Komm schon, dass ist doch vollkommener Mumpitz den Du da nachplapperst. Der Anteil an Elektroautos steigt weltweit stetig. Und zwar massiv.

Du musst hier nicht den Bockmist nachbeten der in den Deutschen Medien verbreitet wird. Deutschland hat keinerlei Bedeutung auf dem Weltmarkt. Nur weil das Wachstum in Deutschland eine Delle hat, ist das bedeutungslos für den Rest der Welt.

Im übrigen war das zu erwarten nachdem Deutschland seine völlig missglückte Förderung auch noch apprupt einfach eingestellt hatte. Vollkommen korrupte Händler haben vorher Autos in DE gekauft, die Förderung kassiert und diese dann mit Gewinn ins Ausland weiterverkauft.

Das kann ja nicht der Sinn gewesen sein. Jetzt wo das weggefallen ist sinken logischerweise auch die Verkaufszahlen. Hier von einer Krise zu sprechen ist totaler Schwachsinn. Oder gar vom Ende des Endes der Verbrenner.

Zipse ist nichts als ein totaler Versager der BMW riesigen Schaden zufügen wird. Und das mit den E-Fuels ist völlig lächerlich und kann ja wohl niemand wirklich ernst nehmen.

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