BMW-Logistik: 600 km mit Elektro-Lkw dank E-Trailer möglich

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die Logistik-Sparte des BMW-Konzerns hat in Kooperation mit Trailer Dynamics erfolgreich einen elektrisch angetriebenen Sattelauflieger auf verschiedenen Strecken und Distanzen im realen Logistikbetrieb getestet. Dabei seien beim eingesetzten Diesel-Lkw Kraftstoffeinsparungen von im Durchschnitt über 46 Prozent auf Kurz- und Mittelstrecken sowie mehr als 48 Prozent auf Langstrecken erzielt worden, so BMW in einer aktuellen Mitteilung. Und mit einer Kombination aus rein elektrischer Zugmaschine und E-Trailer sei eine Reichweite von mehr als 600 Kilometern ohne Nachladen erreicht worden.

Die Pilotversuche fanden über vier Tage auf kurzen und mittleren Distanzen im Bereich des BMW-Werks Dingolfing sowie darüber hinaus auf der Langstrecke über drei Tage zwischen dem niederbayerischen Mamming und dem mehr als 400 Kilometer entfernten BMW-Werk Leipzig statt. Dabei wurden die Fähigkeiten des E-Trailers von Trailer Dynamics geprüft, um die besten Einsatzszenarien für die BMW-Logistik zu identifizieren.

Als BMW Group sind wir – als erster deutscher Automobilhersteller – Mitglied der ‚Business Ambition for 1,5°C‘ der Science Based Targets Initiative und bekennen uns zu dem Ziel einer vollständigen Klimaneutralität über die gesamte Wertschöpfungskette. Daher treiben wir mit zukunftsweisenden Projekten konsequent die Green Transport Logistics Strategie der BMW Group voran. Die Pilotversuche mit dem E-Trailer von Trailer Dynamics haben gezeigt, dass der Einsatz solcher elektrifizierter Sattelauflieger den Kraftstoffverbrauch regulärer Diesel-Zugmaschinen deutlich reduziert und die Reichweite von E-Lkw bemerkenswert erhöht“, fasst Michael Nikolaides zusammen, Leiter BMW Group Produktionsnetzwerk und Logistik.

Sattelauflieger mit einer elektrischen Antriebsachse

Der E-Trailer von Trailer Dynamics aus Eschweiler bei Aachen ist im Vergleich zu einem konventionellen Sattelauflieger mit einer eigenen Batterie und einer elektrischen Antriebsachse ausgestattet. Diese Achse unterstützt den Motor der Sattelzugmaschine. Durch eine integrierte Sensorik am Königszapfen zwischen Zugmaschine und Auflieger werde ein optimales Lastverhältnis und damit eine bestmögliche Kraftstoffersparnis gewährleistet.

Neben der Verringerung des Energieverbrauchs der Zugmaschine bietet die angetriebene Achse des E-Trailers auch zusätzliche Leistung, etwa beim Anfahren oder bei Steigungen. In der Kombination mit einem Diesel-Lkw sei die Versorgungssicherheit darüber hinaus auch bei leerer Batterie des E-Trailers sichergestellt.

Die Tests auf der Mittelstrecke fanden an vier aufeinanderfolgenden Tagen auf realen Logistikstrecken rund um den BMW Group Standort Dingolfing statt. Die Rundlaufverkehre mit laut BMW anspruchsvollen Streckentopografien wurden mit dem Logistikdienstleister Gahr International durchgeführt. Pro Tag wurden bis zu 250 Kilometer auf Autobahn und Landstraßen zurückgelegt, bei denen eine automatisierte und simultane Datenerfassung von E-Trailer und Zugmaschine erfolgte. Diese ermittelte eine Verringerung des Dieselverbrauchs der Zugmaschine von durchschnittlich 46,59 Prozent.

Noch größere Kraftstoffeinsparung auf der Langstrecke

Die Langstrecken-Tests erfolgten ebenso auf einer realen Logistikrelation und mit einer Beladung von mehr als 16 Tonnen zwischen Leipzig und Mamming. Über eine Distanz von 450 Kilometern größtenteils auf Autobahnen wurden Batteriemodule für Elektroautos von BMW transportiert. Im Vergleich zu Fahrten mit einem konventionellen Auflieger und gleicher Beladung ergab sich eine Dieseleinsparung von im Schnitt mehr als 48 Prozent. Die Batterie des E-Trailers wurde CO2‑neutral mit 100 Prozent Ökostrom geladen. So könnte bei einem Serieneinsatz ein einziger elektrischer Auflieger eine CO2-Einsparung von rund 120 Tonnen pro Jahr ermöglichen („Well to Wheel“)

Ein rein elektrisches Szenario wurde am letzten Tag der Mittelstrecken-Tests rund um Dingolfing mit einem Elektro-Lkw von Volvo getestet. Dabei wurde bei normaler Beladung eine Fahrstrecke von mehr als 600 Kilometern ohne Zwischenladen erreicht.

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Den Kraftstoffeinsparungen beim Einsatz von E-Trailern steht ihr höheres Gewicht und die dadurch geringere Zuladung gegenüber, was aber teilweise durch eine Erhöhung des zulässigen Gesamtgewichts für Gespanne in der EU ausgeglichen werden kann. Den höheren Anschaffungskosten des E-Trailers wiederum wirken geringere Betriebskosten entgegen. Insbesondere auf der Langstrecke kann der Einsatz von E-Trailern eine signifikante Dekarbonisierung der Bestandsflotte bei gleichzeitiger Kosteneinsparung ermöglichen, so BMW in seiner Mitteilung.

Die Vision von Trailer Dynamics ist es, mit E-Trailern einen signifikanten Beitrag zur Dekarbonisierung der Wirtschaft zu leisten und eine nachhaltige, sowie im Idealfall emissionsfreie Logistik zu fördern. Mit unserem Partner BMW sowie den Speditionen Gahr International und Elflein Spedition & Transport gehen wir mit diesen Testfahrten den nächsten wichtigen Schritt, um unsere Vision in die Realität umzusetzen“, sagt Abdullah Jaber, CEO und Managing Director/Geschäftsführer von Trailer Dynamics.

Mit Pilotprojekten wie diesem will BMW die konsequente Umsetzung seiner ‚Green Transport Logistics‘-Strategie vorantreiben. Diese bereichsübergreifende Strategie ist fester Bestandteil der BMW iFACTORY.Uns ist es ein Anliegen, die Entwicklung von innovativen Technologien in der Transportlogistik zu unterstützen. Die Etablierung solcher Innovationen hilft unseren Logistikpartnern und uns, den CO2-Ausstoß zu reduzieren und den Footprint übergreifend zu verbessern“, erläutert Michael Nikolaides abschließend.

Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 25.10.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„… Wenn ein E-Lkw den normalen [beladenen] Trailer den Berg hochziehen kann, dann müsste er mit einer ähnlichen Kraft auch bergab auch rekuperieren, also ohne die Bremse „bremsen“ können – oder irre ich mich da?

Der entscheidende Irrtum liegt wohl darin, die Bergab-Bremsleistung könnte an der (e)SZM erreicht werden, tatsächlich aber muss – damit der Sattelzug nicht ins Schlingern kommt … wie schon oben erklärt – vor allem an den Achsen des Aufliegers „gebremst“ werden und da eben kann natürlich nur der eTrailer daraus wieder Energie rückgewinnen! Genauere Zahlen dazu kenne ich natürlich nicht, die werden wohl gerade erhoben …

Ich selber habe hier schon bei Vorstellung von Dethleffs E.Home, einem Wohnwagen mit eigenem E-Antrieb und Akku (am 16. Januar 2022) geschrieben, dass ich langfristig

“ … auf eine preisgünstige […] skalierbare Trailer-Plattform [setze], […] • die viele Anhänger-Hersteller – es müssen nicht nur Wohnwagen sein! – nutzen können!

Im E-Trailer von Trailer Dynamics (Eschweiler/Aachen) sehe ich jetzt so ein Meilenstein auf dem Entwicklungsweg reichweitenstärkerer Transport-eLkws hoher Zuladung – die angegebenen Einsparungwerte zeigen das Potential!

Daniel W.:

Meine Fragen:

Wieviele Bremsungen gibt es, bei denen Energie vernichtet werden muss und wieviel Energie wird dabei vernichtet im Verhältnis zum Aufpreis des E-Trailers?

Wenn ein E-Lkw den normalen Trailer den Berg hochziehen kann, dann müsste er mit einer ähnliche Kraft auch bergab auch rekuperieren, also ohne die Bremse „bremsen“ können – oder irre ich mich da?

Ich denke den meisten E-Lkws mit Trailern genügen E-Motor(en) in den Zugmaschinen als günstige Lösung.

Daniel W.:

Außerdem wir der in der Produktion deutlich einfacher als ein BEV LKW sein …

Der E-Trailer braucht einen E-Motor, Akkupacks und eine Steuerelektronik – ähnlich einem E-Lkw.

Ich vermute, dass es da ähnliche Aufpreise gibt wie zwischen Diesel- und E-Lkw.

Vielleicht kennt jemand die Preise von normalen Trailern und kann die E-Trailer-Preise schätzen.

brainDotExe:

Den E-Trailer kannst du aber heute mit der Bestandsflotte an Diesel LKWs nutzen.

Außerdem wir der in der Produktion deutlich einfacher als ein BEV LKW sein, sprich man kommt schneller auf Stückzahlen.

Der BEV LKWs welche man dann später eventuell mal anschafft, brauchen dann auch nicht unbedingt den größten Akku.

Wolfbrecht Gösebert:

@ Daniel W.

„Für die Reichweiten-Angsthasen gibt es die teuren E-Trailer …“

Die Preise werden noch deutlich fallen, wenn Stückzahl-Skalierungseffekte die Antriebs-/Rekuperationsachsen sowie die (komplexe) Steuerung von der Proto-/Einzel- in die Serienfertigung übergehen.

Zum anderen scheint es mir, dass noch viele die besondes kräftigen Gewinne aus der Rekuperation am Auflieger falsch – also zu niedrig! – einschätzen, weil vielfach nicht klar ist, das insbesondere bei höheren Lasten der Trailer immer besonders kräftig gebremst werden muß – im Extremfall (falls die Sattelzugmaschine zu stark bremste) würde sonst der Trailer die ZSM „überholen“! Wie sowas aussieht, konnte man schon oft bei Unfallbildern sehen … :(

Die Wahl beim Bremsen ist also a) viel Energie am Trailer zu vernichten (Wärme) oder b) dabei Energie wiederzugewinnen!

Daniel W.:

Ich gehe davon aus, dass sich LKW-Hersteller und Politk auf einen schnellen Ausbau der LKW-Ladeinfrastruktur und die Bereitstellung der benötigten Flächen verständigen können – aber bei der überzogenen Bürokratie in Deutschland weiß man das nicht wie schnell das geht.

TobiT:

Sie vergessen leider, dass LKW-Ladeinfrastruktur (noch) nicht an jedem Parkplatz vorhanden ist… Um die Pausenzeiten einzuhalten können die Fahrer sich aber leider nicht aussuchen, wo sie rechtzeitig einen Rast- / Parkplatz finden, sondern müssen den erstbesten nehmen der frei ist.

TobiT:

Wie kommen Sie denn darauf, dass der Batterie-Anhänger die Reichweite pauschal verdoppelt? Das hängt doch von dessen Kapazität ab! Wenn die beispielsweise für eine 50% Unterstützung über 500km reichen würde, dann verbliebe im Akku der Elektro-Zugmaschine bei einer ursprünglichen Reicheweite von angenommen ca 1000km noch Energie für 750km, macht also in diesem Beispiel insgesamt 1250km und somit eine Steigerung um 25% und nicht um 100%!
Anders ausgedrückt: die hypothetische Reichweite des Aufliegers alleine addiert sich zu der tatsächlichen Reichweite der Zugmaschine.

Daniel W.:

Wer will, der kann die teuren E-Trailer nutzen, aber bei BEV-Lkws und den 4,5 Stunden bis zur gesetzlichen Pause in der EU genügen günstige Trailer in Verbindung mit einem BEV-Lkw, der eine reale Reichweite von etwa 350 km hat.

Mein Divise ist die bedarfgerechte Ausstattung mit Akkupacks bei den Lkws, um Gewicht, Kosten und Resourcen zu sparen.

Für die Reichweiten-Angsthasen gibt es die teueren E-Trailer oder wenn es noch teuerer sein soll, dann die FCEV-Lkws mit hohem Kaufpreis und hohen Folgekosten.

Marc:

Vom Tesla Semi gibt es knapp 30 Prototypen in der Fahrerprobung. Aber es gibt keine Serienversion und es gibt nicht einmal Details zum Akku der Serienversion. Sicher ist nur, dass nicht der gleiche Akku verwendet wird, wie in den Prototypen. Insofern weiß man über den Tesla Semi datentechnisch gar nichts. Außer dass die Verbrauchswerte im Run on Less darauf hindeuten, dass man im Verbrauch nicht besonders effizient ist.

Im Guinness Book of Records weist der Rekordhalter für Serien-Elektro-LKW eine Reichweite von 1099 km auf. Das ist ein LKW von Futuricum, einer Volvo Tochter. Wir reden hier von einem in der Paketauslieferung von DPD im Einsatz befindlichen Fahrzeug, das für den Rekord einfach einen Tag aus dem Einsatz genommen wurde. Dieser LKW ist real und könnte mit einem Batterieanhänger 2000 km schaffen .

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