Im Rahmen der IAA 2019 haben wir deutlich gesehen, die Zeichen stehen auf E-Mobilität. Fast jeder Hersteller bewegt sich in diesen Antriebsbereich und präsentiert entsprechende Elektroautos. Oder zumindest teilelektrifizierte Plug-In-Hybride. Doch der Durchbruch im Massenmarkt scheint nicht an der Fahrzeugauswahl zu scheitern, vielmehr an der nicht geeigneten Ladeinfrastruktur. Ein Thema, welches auch bei uns im Portal immer wieder zur Sprache kommt.
Zuletzt ins Gespräch hat dies Stephan Neugebauer, Leiter der globalen Forschungskooperation bei BMW, gebracht. Im Gespräch mit Innovation Origins macht er deutlich, dass eine geeignete Ladeinfrastruktur notwendig sei, dass Elektroautos im Alltag ankommen können. “Niemand wird ein Elektroauto kaufen, wenn man es nicht in der Nähe seiner Arbeit oder zu Hause aufladen kann. So einfach ist das”, sagte er.
Aus diesem Grund sei es auch notwendig, dass man sich “nicht mehr nur auf die eigentliche Entwicklung des Autos selbst konzentrieren müssen, wie es vor allem in den letzten Jahren der Fall war”, so Neugebauer weiter. Geht es nach ihm sollte man sich auf die “Zusammenarbeit mit anderen konzentrieren, wie Energieunternehmen und Kommunen.”
BMW ist nicht alleine mit der Meinung, dass Ladeinfrastruktur Bremse der E-Mobilität ist
Erst im Juli schlug Jaguars britischer Geschäftsführer Rawdon Glover im Gespräch mit Autocar in eine ähnliche Kerbe. Die Mängel in der britischen Ladeinfrastruktur würden interessierte Käufer zunehmend davon abhalten, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen. Dabei sei vor allem die Anzahl der verschiedenen Anbieter am Markt, die Variabilität der von ihnen angebotenen Dienste und die Vielfalt der Zahlungsmethoden abschreckend.
Auch der ADAC hat sich mit der Ladeinfrastruktur beschäftigt und im Juni 2019 berichtet, dass im Rahmen der Studie ersichtlich wurde, dass “in Kleinstädten, den großstädtischen Speckgürteln und im ländlichen Bereich mehr investiert werden muss.” Gerade der zunehmende Strombedarf wird dort stärker spürbar sein; denn die Pendler werden das Netz mehr als bisher in Anspruch nehmen.
Geeignete Ladeinfrastruktur wird Stück für Stück ausgebaut
Man kann es aber nicht nur negativ sehen. Schließlich bewegt sich auch etwas. Mitte August konnten wir beispielsweise berichten, dass es innerhalb eines Jahres gelungen ist, “die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte von 13.500 auf 20.650 zu steigern. Das ist ein Zuwachs von über 50 Prozent. Vor allem die Energiewirtschaft hat hier ordentlich Tempo gemacht – sie betreibt drei Viertel aller öffentlichen Ladepunkte”, so Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Aktuell steht immer noch unsere Meldung von Mitte Juni im Raum. Laut dieser soll, stärker als bisher angenommen, die Ladeinfrastruktur in Deutschland wachsen. Statt bisher 300 Millionen Euro sollen nun 600 Millionen Euro in das 2020 auslaufende Bundesförderprogramm Ladeinfrastruktur fließen. Des Weiteren wurde im Rahmen des Autogipfel festgelegt, dass an “einem Masterplan für die Ladeinfrastruktur” gearbeitet werde.
Ebenfalls im August teilte man mit, dass das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) seinen vierten Aufruf zur Förderung des Aufbaus von öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur veröffentlicht hat. Die Errichtung von bis zu 5.000 Normal- und 5.000 Schnellladepunkten wird hierdurch mit rund 100 Millionen Euro gefördert; Anträge sind bis Ende Oktober 2019 zu stellen. Es kommt also durchaus Bewegung ins Spiel.
BMW: Hausaufgaben in puncto Ladeinfrastruktur müssen gemacht werden
Trotz all dieser Ansätze hat Neugebauer Recht. Es wird noch zu wenig getan. Nicht nur vonseiten der Politik, auch vonseiten der Hersteller. Die Hersteller haben tatsächlich in verschiedene Ladelösungen investiert, um ihren Kunden zu helfen, wenn sie sich entschieden haben, elektrisch zu fahren. Was zu dem Problem führt, dass jeder Hersteller wieder seine “eigene Suppe kocht”.
Wichtiger sei es jedoch, dass “man nur irgendwo hinfahren könne und den Stecker in eine Steckdose stecke, damit man ein Auto aufladen kann. Das ist meine Vision für die Zukunft”, fügte Neugebauer hinzu.
Zumindest geht man auch vonseiten der Hersteller mit dem Schnellladenetz IONITY in Vorleistung. Das Joint Venture IONITY hat es sich zum Ziel gesteckt ein High-Power-Charging-Netzwerk entlang der Hauptverkehrsachsen Europas zu errichten. Rund 400 Schnellladestationen sollen bereits bis 2020 in Betrieb genommen werde. Was danach folgt ist noch unklar.
Quelle: BMW Blog – BMW: EVs Won’t Become Mainstream without proper infrastructure