BMW befasst sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit dem Laden von Elektrofahrzeugen und der notwendigen Ladeinfrastruktur. Das Unternehmen verfolgt dabei laut eigener Aussage einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette abdecke und drei wesentliche Stoßrichtungen verknüpfe. Laden soll noch komfortabler als Tanken werden – flächendeckend verfügbar, bedienfreundlich und mit hoher Kostentransparenz. Der Erfolgspfad zur E-Mobilität führt an der Ladesäule vorbei – bei der BMW Group sei die entsprechende Infrastruktur deshalb Chefsache.
In einem von BMW selbst veröffentlichten und von uns verkürzt wiedergegebenen Interview erläutern die drei Vorstandsmitglieder Ilka Horstmeier (verantwortlich für Personal- und Sozialwesen, Arbeitsdirektorin), Pieter Nota (verantwortlich für Kunde, Marken, Vertrieb) und Dr. Nicolas Peter (zuständig für Finanzen), wie die BMW Group beim Thema Laden vorgeht, welche Vorteile und Potenziale Laden hat und welche Rolle Laden beim weiteren Hochlauf der Elektromobilität spielen sollte.
Die BMW Group hat kürzlich ihr einmillionstes elektrifiziertes Fahrzeug in Kundenhand übergeben. Ein Aspekt, der mit dem Hochlauf der Elektromobilität untrennbar verbunden ist, ist die Ladeinfrastruktur. Wie ist Ihre Einschätzung dazu?
Peter: Die Ladeinfrastruktur hält im Moment nicht Schritt mit dem Absatz von elektrifizierten Fahrzeugen. Deshalb ist ein schneller Infrastrukturausbau dringend erforderlich, vor allem in urbanen, dicht besiedelten Bereichen und für die Langstrecke. Hier ist auch die Politik gefordert: Der wirtschaftliche Betrieb muss gerade in der Ausbauphase der Infrastruktur gegeben sein und womöglich gefördert werden. Wer errichtet denn eine zweite Ladesäule, wenn die erste nicht kostendeckend zu betreiben ist? Auf lange Sicht muss sich der Markt im Sinne des Kunden allerdings selbst regulieren können. Was wir dafür brauchen, sind klare Zielsetzungen und Anreizsysteme. Das gilt auch für Flotten- und Fuhrparkbetreiber, deren Umstieg auf die Elektromobilität unterstützt werden sollte.
Ist es mit dem schnellen Infrastrukturaufbau getan? Oder gibt es weitere Hürden?
Horstmeier: Die Fokussierung auf den schnellen Aufbau greift an manchen Stellen zu kurz. Natürlich brauchen wir zeitnah viele öffentliche Ladepunkte, um den steigenden Bedarf zu decken. Aber vor allem braucht der Kunde einen einfachen Zugang zu möglichst vielen Ladepunkten – und zwar flächendeckend zu attraktiven Konditionen.
Ein Aspekt, der beim Laden häufig kritisch beurteilt wird, ist die längere Dauer im Vergleich zum Tanken. Wie beurteilen Sie das?
Peter: Laden hat heute schon einen großen Komfortvorteil – nämlich dann, wenn unsere Kunden bei sich zuhause laden können. Das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich fahre seit Jahren einen BMW i3, den ich zuhause an meine Wallbox anschließe. Jeden Morgen steige ich in ein geladenes Fahrzeug ein.
Gibt es noch weitere Möglichkeiten abgesehen vom öffentlichen Laden und Heimladen?
Horstmeier: Am Arbeitsplatz. Dort steht das Fahrzeug tagsüber sowieso. Auch hier gibt es einen großen Komfort-Vorteil gegenüber dem Tanken: Welcher Arbeitgeber hat denn eine eigene Tankstelle für Mitarbeiter?
Wie würden Sie Ihren Ansatz beim Laden denn in aller Kürze beschreiben? Und welche Bedeutung kommt dem Thema in Ihrem Unternehmen insgesamt zu?
Horstmeier: Laden ist ein interdisziplinäres Thema, das hohe Aufmerksamkeit genießt und in der Mitte des Unternehmens angekommen ist. Das können Sie schon daran erkennen, dass der Vorstand als Team aktiv involviert ist. Bei der BMW Group denken wir Elektromobilität ganzheitlich – mit Fahrzeugen sowie Produkten und Dienstleistungen, die Laden einfach und komfortabel machen. Unser Engagement beim Laden erstreckt sich deshalb über die gesamte Wertschöpfungskette: von Produkten und Dienstleistungen über die genannten strategischen Beteiligungen bis hin zum Aufbau unserer eigenen betrieblichen Ladeinfrastruktur. Ich fahre selbst einen BMW i3 und einen BMW iX und nutze alle Lademöglichkeiten: zuhause, am Arbeitsplatz und öffentlich. Laden hat heute schon so viele Stärken und Möglichkeiten. Die weitere Digitalisierung und Automatisierung bieten riesige Potenziale für die Zukunft.
Werden Sie in Zukunft ein eigenes, exklusives öffentliches Ladenetzwerk für Ihre Kunden aufbauen? Andere Hersteller haben hierzu schon ihre Pläne vorgestellt.
Peter: Wir setzen auf offene Netze. Damit werden der Hochlauf und die Verfügbarkeit der Infrastruktur für unsere Kunden am effektivsten unterstützt. Gleichzeitig lassen sich so die hohen Auslastungen realisieren, die für die Profitabilität der Netze essenziell sind. Mit unserer Beteiligung an IONITY sind wir intensiv am Aufbau eines öffentlichen Ladenetzes beteiligt.
Was dürfen wir 2022 von der BMW Group beim Thema Laden erwarten?
Nota: Bei der Elektromobilität haben wir uns im nächsten Jahr ambitionierte Ziele gesetzt: Wir wollen den Absatz unserer rein elektrischen Fahrzeuge im Vergleich zu diesem Jahr mehr als verdoppeln. Beim Laden stehen daher in 2022 zwei weitere Stoßrichtungen im Fokus, um das Laden noch attraktiver zu machen. Zum einen werden wir die Charging-Umfänge noch tiefer in unsere myBMW und MINI App integrieren. Damit haben unsere Kundinnen und Kunden in einer App alles, was rund um ihr Fahrzeug relevant ist – inklusive des Zugangs zu den öffentlichen Ladepunkten. Zum anderen werden wir die Vernetzung beim Laden weiter vorantreiben und den Ladevorgang damit weiter vereinfachen.
Horstmeier: Wir werden Laden 2022 noch einfacher und komfortabler machen. Wir planen, auch bei einer steigenden Zahl der öffentlichen Ladepunkte, die heute schon sehr hohe Abdeckung von mehr als 90 Prozent in Europa weiter auszubauen. Außerdem prüfen wir, wie wir beim öffentlichen Laden Nachhaltigkeit noch mehr in den Mittelpunkt rücken können, zum Beispiel durch freiwillige CO2-Kompensation oder die weitere Integration von Grünstromangeboten. Auch beim bidirektionalen Laden bleiben wir am Ball, da wir hier ein großes Potenzial sehen, gerade was den Beitrag von Elektrofahrzeugen zur Versorgungssicherheit und damit zur Energiewende betrifft.
Peter: E-Mobilität soll im nächsten Jahr noch alltagstauglicher werden – das ist die Voraussetzung, damit die Akzeptanz von Stromern weiter wächst. Qualitativ hochwertige E-Fahrzeuge sprechen für sich – sie überzeugen durch Leistung, Fahrdynamik und Reichweite. Die ausreichende Ladeinfrastruktur ist das Nadelöhr. Wenn sie vorhanden ist, kann der Umstieg zur E-Mobilität noch dynamischer verlaufen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dieser Wechsel in naher Zukunft gelingen wird. Wir sehen beispielsweise in Märkten wie China und bei einigen europäischen Nachbarn, wie schnell E-Mobilität an Fahrt gewinnen kann. Wichtig dabei ist: Das Gesamtpaket für unsere Kunden muss stimmen. Dafür setzen wir uns ein.
Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 27.12.2021
irgendeine Ausrede braucht es ja wenn man seit dem i3 10 Jahre geschlafen hat und von Verbrenner bis 2075 geträumt hat….
Da kriegt man ja einen richtigen Schrecken! BMW ist wach geworden und stellt jetzt fest, die Ladeinfrastruktur ist das Nadelöhr. Ich glaube, diese Erkenntnis hatten alle anderen Automobilhersteller schon vor Jahren. Einer soll sogar ein eigenes Ladenetz für die erste Zeit errichtet haben.
Der Finanzheini soll mal mit seinen Glotzaugen in den Unterlagen nachschauen. Dann wird er feststellen, dass BMW bei Ionity investiert hat. Diess und Källenius haben den Ionity-Freunden das Ohr umgedreht als da Stillstand in den Ausbau gekommen war. Bei der Gelegenheit war von BMW nichts zu vernehmen. Jetzt gibt hier bei Weihnachtsplätzchen die zweite Garde Allgemeinplätze zum Besten. In der Runde fehlt eigentlich nur noch der Datenschutzbeauftragte vom BMW, der uns verrät ein Elektroauto sei lokal emissionsfrei.
Wo ist denn der Chef und sein klares Commitment zu reinen Elektroautoplattformen und einem Verbrennerstop?
Ein Elektroato bringt seine vollen Vorteile in Verbindung mit einer Wallbox an seinem Standplatz.
Die größten Vorteile haben Pendler mit langen Pendelstrecken und Wallbox.
Es fehlt an der Ladeinfrastruktur bei vermieteten Stellplätzen oder Im Gemeinschaftseigentum und weniger an öffentlicher Infrastruktur.
Momentan lassen sich viele Privat-Hausbesitzer eine geförderte Wallbox auf Vorrat installieren.
Gerade weil die Ladeinfrastruktur in Zukunft das Nadelöhr sein wird muss mehr Ladeinfrastruktur aufgebaut werden.
Diese neue Ladeinfrastruktur ist inbesondere im urbanen Umfeld erforderlich für diejenigen, welche über keine eigene Wallbox oder beim Lademöglichkeit beim Arbeitgeber verfügen.
Wichtig werden Schnellladepunkte in Bereichen täglicher Einkaufsmöglichkeiten, wo sowieso einiges an Zeit verbracht wird.
Langsamladepunkte, wie auch Laternenlader, muss es sicherlich ebenfalls geben. Hier stelle ich aber einen zunehmenden Missbrauch durch Nicht(wirklich)lader fest, worunter auch Car-Sharing-Dienste gehören, welche ihre Fahrzeuge dort (gewerblich) abstellen.
Ein „eigenes, exklusives öffentliches Ladenetzwerk für Ihre Kunden“ sehe ich genauso kritisch auf Dauer und ist sicherlich der notgedrungenden Lösung eines Herstellers für die Vermarktung seiner Fahrzeuge und dessen damit verbundenen eigenen Steckertyps geschuldet gewesen. Glücklicherweise Kosten derartige Lösungen viel Geld und werden meiner Meinung nach keine Zukunft besitzen, weil diese sich keiner leisten kann/will und nur zur Vergeudung von viel Potenzial führt.
Frecheit dagegen sind Ladesäulenbetreiber mit Wucherpreisen, dessen weiterer Betrieb als erstes hinterfragt werden sollte, insbesondere wenn die Errichtung mit Fördergeldern erfolgte. Laden muss für alle gleichteuer sein, elitäre Systementwicklungen sind zu unterbinden.
Bei BMW ist eher das Angebot das Nadelöhr.