BMW CE 02: Agiler Stadtflitzer ohne Stauraum

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Wolfgang Gomoll
Wolfgang Gomoll
  —  Lesedauer 5 min

Vor gut zwei Jahren waren wir mit dem BMW CE 04 unterwegs. Das elektrische Batmobil auf zwei Rädern überzeugte uns zwar vom Fahrverhalten, aber für die Stadt war uns der Elektroroller doch etwas zu wuchtig. Das hat man bei BMW wohl auch so gesehen und den CE 02 nachgeschoben. Schon der erste Anblick verrät, wohin die Reise geht: Der kleine Bruder ist zierlicher und schon von der ganzen Anmutung her wendiger.

Wie den CE 04 gibt es auch den kleinen Bruder in zwei Leistungsstufen: mit 4 kW / 5,5 PS und 11 kW / 15 PS. Wir waren mit der stärkeren Version unterwegs. Um diese fahren zu dürfen, benötigt man den Führerschein der Klasse A1 oder die B196-Erweiterung der Pkw-Fahrerlaubnis. Dann kommt man in den Genuss einer Höchstgeschwindigkeit von 95 km/h, eines Drehmoments von 55 Newtonmetern und einer Sprintzeit von 3,0 Sekunden von null auf 50 km/h.

Was diese Werte nur unzureichend vermitteln, ist die Tatsache, dass eine Tour mit dem BMW CE 02 auf jedem Meter Freude bereitet. Dank der Batterien hat der Münchner Stadtstromer einen tiefen Schwerpunkt, was der Straßenlage zugute kommt. Mit dem relativ kurzen Radstand von 1,35 Metern und den 14-Zoll-Reifen wieselt man entspannt durch die Stadt. Dagegen ist sogar eine Vespa Primavera ein Dampfer. Da passt die Bezeichnung „eParkourer“ für den E-Münchner ganz gut.

Auf kurvigen Landstraßen vermittelt der Zweiradstromer eine gutmütige Souveränität, die es einem leicht macht, zügig über den Asphalt zu fliegen. Die Agilität ist keine Raketenwissenschaft. Die Techniker nutzen einen Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, eine Einarmschwinge hinten und eine Hydraulik-Teleskopgabel vorne. Der Rest ist saubere Abstimmungsarbeit. Das Pfeifen des Elektromotors gibt die passende Geräuschkulisse. Allerdings bietet BMW nur ein ABS am Vorderrad und kein ESP an. Zwei Scheibenbremsen (vorne 239 Millimeter Durchmesser, hinten 220 mm) sorgen für eine standfeste Verzögerung.

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Das Prinzip des Antriebsstrangs ähnelt dem des BMW CE 04: Ein fremderregter, luftgekühlter Synchronmotor treibt über einen Zahnriemen das Hinterrad an. Serienmäßig gibt es zwei Fahrmodi: Surf mit einem starken Antritt und keiner Rekuperation für das Cruisen außerhalb der Stadt und Flow mit Rekuperation zum Mitschwimmen im Verkehr. Unser Test-Bike war mit dem optionalen Flash-Modus ausgestattet. Der Name ist Programm: schneller Antritt und maximale Rekuperation.

Bei Fahrtantritt zeige das Display eine Reichweite von 88 Kilometern an. Ein Balkensegment fehlte zu den vollständig geladenen Batterien, die eine Kapazität von 3,92 Kilowattstunden haben. BMW gibt die Distanz, die mit einer vollen Akkuladung zurückgelegt werden kann, mit 95 Kilometern an. Also alles im grünen Bereich. Aber wie jeder Elektromobilist weiß, sind diese Angaben nicht immer ganz exakt. Nach einer Spaßfahrt über 6,7 Kilometer, bei der wir den CE 02 auch mal mit Top-Speed bewegten, schrumpfte die Batteriekapazität um einen weiteren Balken, die Reichweite betrug aber nur noch 48 Kilometer. Schockschwerenot!

Leider sind die Akkus nicht entnehmbar

Ein Blick auf den Verbrauch von 6,8 kWh/100 km liefert die Erklärung. Vollgasetappen sind der Reichweite alles andere als zuträglich und das System kalkuliert die Rest-Distanz aufgrund des Verbrauchs der letzten Kilometern hoch. Am Ende der Testfahrt, die uns überwiegend über Landstraßen und zu einem geringeren Teil durch die Stadt führte, meldete der Bordcomputer einen Verbrauch von 6,0 kWh/100 km, was exakt dem Wert entspricht, den BMW angibt. Die Reichweite pendelte sich laut dem 3,5 Zoll-Informationsdisplay bei hochgerechneten 69,2 Kilometern ein. Andere Motorräder wie das Maeving RM1S kommen da weiter. Außerdem kann man bei diesem Konkurrenten beide Akkus leicht entnehmen und unabhängig von dem Bike laden.

Bei jeder Kritik bezüglich der Reichweite muss aber auch erneut erwähnt werden, dass der BMW CE 02 als Stadtroller konzipiert ist und die Reichweite dafür ausreichend ist. Am besten hat man einen Stellplatz mit Stromanschluss, dann ist alles im grünen Bereich. Mit dem optionalen 1,5-kW-Schnellladegerät sind die Akkus in 210 Minuten von null auf 100 Prozent gefüllt, beim serienmäßigen 0,9 kW-Lader sind es 312 Minuten.

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Der urbane BMW ist auch etwas für Menschen mit kürzeren Beinen, da die Sitzhöhe nur 750 Millimeter beträgt. Wer mehr Polsterung benötigt, wird im Zubehörhandel fündig. Dass es beim BMW CE 02 zwei Paar Fußrasten gibt, ist nicht nur einem potenziellen Sozius geschuldet, sondern auch der Option, die Füße nach hinten zu nehmen und so eine besonders sportliche Sitzhaltung einzunehmen. Wir haben es bei der bequemeren Standard-Position belassen und kamen wunderbar klar.

Mit einem Preis von 8500 Euro ist der BMW CE 02 alles andere als günstig. Unser Modell kam mit der Zusatz-Ausstattung Highline (kostet 840 Euro extra). Dafür gibt es unter anderem das 1,5-kW-Ladegerät, eine goldene Vorderradgabel, beheizbare Griffe, den bereits erwähnten dynamischen Fahrmodus Flash, eine Bluetooth-Schnittstelle und eine Halterung für das Smartphone, das als Navigationsgerät dient. Über einen USB-C-Anschluss direkt unter dem Lenker kann das Handy mit Strom versorgt werden.

Der Mangel an Ablagen ist ein dicker Minus-Punkt. Immerhin kann man bei BMW einen Gepäckträger ordern (kostet 200 Euro extra) und diesen mit unterschiedlich großen Taschen bestücken. Will man eine wasserdichte Gepäcktasche mit einem Volumen von 50 bis 60 Litern, muss man 360 Euro zusätzlich auf den Tisch des Münchner Hauses legen. Auch eine Seitentasche lässt sich montieren. Alles gegen Aufpreis, versteht sich. Das kennt man ja von den Pkws des Münchner Autobauers.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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tesnbb:

Der CE02 ist ein interessantes Spielzeug. Leider aufgrund der proprietären Lade-Technologie, kurzer Reichweite (schon im Sommer) und nicht vorhandenem Stauraum nur mit sehr geringem Nutzwert.
Ich hab den getestet – der macht definitive Spass!! – aber als Spielzeug für mich zu teuer.
(ich hab mich dann für ein anderes „richtiges“ elektrisches Motorrad entschieden)

Daniel W.:

Wer unbedingt das BMW-Logo braucht – die Anderen holen sich einen günstigen China-E-Chopper mit 4 kW und 86 km/h für knapp 4.000 Euro mit herausnehmbarem Lithium-Ionen-Akku (72V/40Ah = 2,88 kWh (15 kg)), der für kurzen Strecken in der Stadt und Überland ausreichend sein dürfte.

Tom:

Ansichtssache… ich habe Rucksäcke nicht gemocht und bin so immer mit Topcase gefahren. Außerdem kannst du ein als Stadtflitzer gedachtes Zweirad nicht direkt mit einem normalen Motorrad vergleichen. Eher schon mit einem Roller.
In der Form nur ein Design-Stück mit wenig Nutzen.

Philipp:

Selber schon Motorrad gefahren?

Meine Koffer oder den Tankrucksack hatte ich sehr sehr selten dabei (halt nur auf „Fern“reisen, einen Rucksack am Rücken aber bei Bedarf schnell drübergezogen).

Selbst zur Uni war der Rucksack am Rücken die richtige Wahl.

Alle Anbauteile am Motorrad sind auch immer anfällig für Diebstahl. Was nicht da ist, kann auch nicht aufgebrochen werden.

Ich sehe das also sehr entspannt, dass man bei so einem Gefährt keine Koffer oder einen Tankrucksack anbringen kann. Das Konzept passt also.
Auch wenn ich mir nicht das Ding anschaffen werden, dafür bin ich inzwischen zu alt und die Reaktionen zu langsam. Und meine gealterten Organe wollen auch nicht mehr so viele als Spende haben.

Mr.Hu:

Verstehe ich das richtig? Ist er als Spaßfahrzeug (wozu die Bezeichnung „eParkourer“ passen würde) oder als Alltags-Stadtmobil gedacht? Konzept a) wäre sinnlos, da niemand sowas braucht und Konzept b) wäre eine Fehlkonstruktion denn ein Alltagsfahrzeug ohne Stauraum ist wie ein Zugfahrzeug ohne Anhängerkupplung oder, weniger polemisch ausgedrückt, kein durchdachtes Konzept.

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