BMW plant Batterie-Montagewerk in Niederbayern

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Die BMW Group richtet ihr Produktionsnetzwerk nach und nach auf die E-Mobilität und die zukünftige Fahrzeuggeneration der Neuen Klasse aus. Eine wesentliche Komponente von E-Autos ist die Hochvoltbatterie, die den Elektroantrieb mit Strom versorgt. Die Hochvoltbatterien der nächsten Generation sollen für die bayerischen Fahrzeugwerke von BMW an einem neuen Standort in Straßkirchen und lrlbach im niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen gefertigt werden.

Der neue Standort spielt eine entscheidende Rolle bei der Transformation zur Elektromobilität. Hier entsteht eine hochmoderne Produktion, von der aus zukünftig unsere Automobilwerke in München, Dingolfing und Regensburg mit Hochvoltbatterien versorgt werden“, sagt Milan Nedeljković, Produktionsvorstand der BMW AG.

Den geplanten Produktionsstandort bezeichnet BMW als ein klares Bekenntnis des Unternehmens zum Innovations- und Produktionsstandort Bayern. Bereits im Februar hat die BMW Group die benötigten Grundstücke auf dem Gebiet der beiden Gemeinden Straßkirchen und Irlbach erworben. Am neuen Standort sollen künftig mehr als 1000 Arbeitsplätze entstehen, die zu einem guten Teil mit bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Standorten und zum Teil neu besetzt werden sollen. In den kommenden Monaten erfolgen die behördlichen Genehmigungsverfahren wie etwa die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung eines Bebauungsplans, teilt BMW mit.

Rund 36.000 Menschen sind derzeit in Bayern allein in den drei BMW-Fahrzeugwerken München, Dingolfing und Regensburg beschäftigt. Der neue Standort soll die Zukunft dieser Werke stützen, indem er sie mit den für die E-Mobilität benötigten Hochvoltbatterien versorgt. Durch die Standortentscheidung sollen auch außerhalb des Unternehmens Arbeitsplätze erhalten und neue geschaffen werden. So pflegt das Unternehmen aktuell Geschäftsbeziehungen mit rund 1000 Lieferanten und Dienstleistern aus Niederbayern, davon etwa 120 aus dem Landkreis Straubing-Bogen: von Lieferanten für Serienbauteile über Handwerks- und Baufirmen bis hin zu Busunternehmen und Bäckereien.

Die BMW Group ist seit Jahrzehnten ein relevanter Gewerbesteuerzahler mit Abgaben im hohen dreistelligen Millionenbereich pro Jahr allein an die Kommunen ihrer Standorte in Deutschland. Auch die Gemeinden Straßkirchen und Irlbach würden künftig durch Steuereinnahmen signifikant von dem Autohersteller profitieren. In einem offenen Dialog mit den Anwohnern der beiden Gemeinden plant die BMW Group nun die weitere Umsetzung des neuen Standorts – der nicht unumstritten ist.

Anwohner fürchten Ungemach

Anwohner der beiden Gemeinden befürchten der Süddeutschen Zeitung zufolge vielerlei Unannehmlichkeiten: Lauten und häufigen Lkw- und Pendler-Verkehr etwa, oder höhere Mieten und Überlastungen von Kindergärten, Schulen und anderer lokaler Einrichtungen, sollten allzu viele Beschäftigte des neuen Werks nach Wohnungen in der Gegend suchen. Auch die Versiegelung von Ackerflächen des besonders fruchtbaren Gäuboden-Untergrunds stößt vielen Kritikern des Projekts sauer auf. Kleine und mittelständische Unternehmen im Umkreis der geplanten Fabrik wiederum haben die Sorge, dass Fachkräfte zum attraktiveren Unternehmen BMW abwandern könnten.

Die BMW Group sucht daher laut eigener Aussage im Rahmen des Bauleitverfahrens aktiv den Kontakt mit den Anwohnern der Region und hat eine eigene Internetseite zum Projekt erstellt. Details und aktuelle Informationen zum neuen Standort finden sich auf der neuen Projekt-Website unter www.bmwgroup-werke.com/irlbach-strasskirchen.

Neuer Standort als Dreh- und Angelpunkt für die E-Mobilität

Die Hochvoltbatterie ist die Energiequelle für batterieelektrische Fahrzeuge und treibt den E-Motor an. Die Bauteile inklusive der Batteriezellen sollen von Lieferanten ins neue Werk angeliefert und anschließend von speziell ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einer Einheit zusammengefügt werden. Anschließend sollen die Hochvoltbatterien in den Fahrzeug-Werken München, Dingolfing und Regensburg in E-Autos verbaut werden. Mit dem Bau der Batterie-Montagefabrik soll 2024 begonnen werden.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Standortauswahl sei die gute logistische Anbindung an die bayerischen Werke gewesen, so BMW, etwa über die nahe gelegenen Autobahnen A3 und A92. Auf dem von der BMW Group erworbenen, rund 105 Hektar großen Areal sind zunächst 60 Hektar als Produktionsstandort vorgesehen, so der Hersteller. Für die verbleibenden 45 Hektar gebe es Ausbauszenarien, aber noch keine Entscheidungen hinsichtlich des Umfangs und Zeitpunkts der Bebauung. Für weitere 36 Hektar habe die BMW Group eine Kaufoption. Für diese Fläche gebe es aktuell keine konkreten Umsetzungsmaßnahmen, sie sei weiterhin im Besitz der jeweiligen Eigentümer und werde von diesen bewirtschaftet.

Versorgung mit Grünstrom und hohe Umweltstandards

Der neue Standort soll dem KfW 40-Gebäudestandard entsprechen, dem höchsten Standard für Energieeffizienz bei Gebäuden. Geplant sind zudem der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen und der Bezug von Grünstrom aus regenerativen Quellen. Ein zentraler Wärmespeicher soll die Abwärme aus der Produktion zur Gebäudeklimatisierung nutzen. Für die Fertigung der Hochvoltbatterien werde grundsätzlich kein Wasser benötigt, beschwichtigt BMW. Regenwasser soll für die weitere Verwendung im Werk aufgefangen werden. Überschüssiges Regenwasser könne über Versickerungsflächen ablaufen. Ein umweltfreundliches Lichtkonzept soll die Lichtintensität der Außenbeleuchtung sinnvoll minimieren.

Die Gebäudedächer können dort begrünt werden, wo keine Photovoltaik-Anlagen vorgesehen sind. Die Experten der BMW Group arbeiten zusammen mit Architekten an schlüssigen Architekturkonzepten, die die lokalen Gegebenheiten und den Einsatz jeweiliger regionaler Rohstoffe und Recycling-Materialien berücksichtigen sollen. Die Begrünung der Dächer und des Geländes soll sich zusammen mit den flachen Gebäudestrukturen gut in das Landschaftsbild einfügen. Um die Bebauung der Fläche zu kompensieren, sollen zudem ökologische Aufwertungsmaßnahmen im Nahbereich entstehen.

Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 21.03.2023 / Süddeutsche Zeitung – „Was da gelaufen ist, ist eine Werbeveranstaltung“ / Süddeutsche Zeitung – Bürgerinitiative lehnt Batteriefabrik von BMW entschieden ab

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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