BMW startet Alltagserprobung mit Wasserstoffauto Hydrogen NEXT

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Die BMW Group startet die Alltagserprobung von seriennahen Fahrzeugen mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb auf europäischen Straßen. Mit den Prototypen des BMW i Hydrogen NEXT soll das Zusammenwirken zwischen dem CO2-freien Antrieb, der modellspezifischen Fahrwerkstechnik und den Systemen der Fahrzeugelektronik unter praxisnahen Bedingungen getestet werden. Der SUV auf Basis des X5 ist ein rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug, das Wasserstoff als Energieträger nutzt und diesen in einer Brennstoffzelle zu Strom umwandelt.

Mit dem jetzt gestarteten Erprobungsprogramm werden die Voraussetzungen dafür geschaffen, Ende 2022 eine Kleinserie des Modells präsentieren zu können. Diese Fahrzeuge dienen dazu, in einem breitangelegten Feldversuch Praxiserfahrungen beim Einsatz dieser nachhaltigen Antriebstechnologie zu gewinnen.

Die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie besitzt langfristig das Potenzial, innerhalb der flexiblen Antriebsstrategie der BMW Group eine Ergänzung zu Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybrid-Systemen und batterieelektrischen Fahrzeugen darzustellen, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung. Sie kann zukünftig besonders für jene Kunden eine attraktive Alternative zu batterieelektrischen Antrieben sein, die keinen eigenen Zugang zu elektrischer Ladeinfrastruktur haben oder häufig auf Langstrecken unterwegs sind.

„Besonders bei größeren Fahrzeugklassen ist die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie eine interessante Option für nachhaltige Antriebe. Deshalb ist die Straßenerprobung von seriennahen Fahrzeugen mit einem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antrieb ein wichtiger Meilenstein in unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit.“ – Frank Weber, Mitglied des Vorstands der BMW AG für Entwicklung

Ähnlich wie der Kraftstoff-Tank eines konventionellen Verbrennungsmotor-Modells lassen sich auch die Wasserstoff-Tanks des BMW i Hydrogen NEXT innerhalb von drei bis vier Minuten mit Energie füllen, die unter allen Witterungsbedingungen für mehrere Hundert Kilometer Reichweite sorgt.

Ein zentrales Element der jetzt gestarteten Erprobung des BMW i Hydrogen NEXT auf der Straße ist die Feinabstimmung der Software, mit der alle Fahr- und Betriebsfunktionen gesteuert werden. Zuvor sind bereits das Brennstoffzellen-System, die Wasserstoff-Tanks und die Leistungspuffer-Batterie ebenso wie das zentrale Fahrzeug-Steuergerät sowohl individuell als auch gemeinsam in Hunderten von Testläufen auf Prüfständen erprobt worden.

BMW-Wasserstoff-Brennstoffzelle-Hydrogen-Next-Prototyp
BMW

Dieser Funktionserprobung folgt jetzt der Praxis-Test auf der Straße. Das intensive Programm unter Alltagsbedingungen und über Tausende von Kilometern im realen Verkehrsgeschehen dient den Entwicklungsingenieuren zur Absicherung aller Komponenten in Bezug auf Effizienz, Sicherheit, Komfort und Zuverlässigkeit. Gleichzeitig soll im Verlauf der Erprobungen sichergestellt werden, dass auch bei der lokal emissionsfreien Mobilität mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie die für BMW Modelle charakteristische Fahrfreude entsteht.

Im BMW i Hydrogen NEXT kommen Brennstoffzellen aus der Produkt-Entwicklungs-Kooperation mit der Toyota Motor Corporation zum Einsatz, die mit dem Mirai in bereits zweiter Generation schon seit mehreren Jahren ein Serien-Wasserstoffauto im Portfolio hat. Die einzelnen Zellen der Brennstoffzelle stammen von Toyota. Der als Stack bezeichnete Brennstoffzellen-Stapel sowie das Gesamtantriebssystem sind originäre Entwicklungen der BMW Group. Die seit dem Jahr 2013 bestehende Zusammenarbeit zielt darauf ab, durch einen intensiven Erfahrungsaustausch die Alltagstauglichkeit und die Skalierbarkeit von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie für den Einsatz in jeweils eigenen Serienfahrzeugen zu optimieren.

275 kW Systemleistung

Das Gesamtantriebssystem des BMW i Hydrogen NEXT kombiniert die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie mit BMW eDrive Technologie der fünften Generation, wie sie bereits im BMW iX3 sowie schon bald auch im BMW iX und im BMW i4 erlebbar ist. Die Energiegewinnung in der Brennstoffzelle erfolgt als Ergebnis einer chemischen Reaktion zwischen dem mitgeführten Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft. Dabei wird eine elektrische Leistung von 125 kW (170 PS) erzeugt. Ein unterhalb der Brennstoffzelle angeordneter elektrischer Wandler passt deren Spannungsniveau an das des Elektromotors an, der für den Antrieb des BMW i Hydrogen NEXT sorgt.

Für dynamische Beschleunigungsmanöver und Zwischenspurts zum Überholen wird zusätzlich die in einer Leistungspuffer-Batterie gespeicherte Energie genutzt. Damit steht eine Systemleistung von 275 kW (374 PS) zur Verfügung, die exakt dem Niveau des derzeit stärksten in BMW Modellen eingesetzten Reihensechszylinder-Ottomotors entspricht und damit für markentypische Fahrdynamik sorgt.

Die in der Leistungspuffer-Batterie gespeicherte Energie wird BMW zufolge auf besonders effiziente Weise während der Fahrt mittels Rekuperation in Schub- und Bremsphasen gewonnen. Der zur Versorgung der Brennstoffzelle benötigte Wasserstoff wird in zwei 700-bar-Tanks aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) gespeichert. Gemeinsam fassen sie sechs Kilogramm Wasserstoff. Bei seiner präzise gesteuerten Reaktion mit Sauerstoff in der Brennstoffzelle wird Strom erzeugt und als einzige Emission des Antriebs Wasserdampf freigesetzt.

Quelle: BMW – Pressemitteilung vom 16.06.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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MrX:

Die Direktmethanolbrennstoffzelle (DMFC) z.B. im Auto von Gumpert „Nathalie“, der großer Verfechter der Technologie ist, liefert 15 kW. Gleichzeitig hat das Auto einen 60 kWh großen Akku. Das ist der Grund, warum man gleich auf Akkus setzen kann, und die teure und schwache DMFC besser weglassen sollte. Wenn Brennstoffzelle, dann lieber direkt Wasserstoff.

Peter:

Warum hat man bei BMW vor ca 25 Jahren mit H2 aufgehört
war da etwa die staatliche Förderung ausgelaufen und jetzt gibt es frisches Geld für alte Technik
mal wach werden Jungs

Rudolf Peters:

EIn Vorteil ist wohl, dass das Nachtanken wesentlich schneller geht. EIn zweiter dürfte sein, dass weniger Akku-Kapazität als in einem rein Batteriebertriebenem Fahrzeug benötigt wird, weil der Akku fast ständig geladen wird.
Zum Thema Verzetteln: nur weil jetzt – was sich vielleicht als kollosaler und sehr teurer Irrtum erweisen kann – einseitig auf BEVs gesetzt wird und wohl recht elegante Alternativen wie Methanol von den „MArktmachern“ verworfen werden, ist der VW-Ansatz, ausschließlich BEVs zu produzieren und per Marktmacht zum Standard zu pushen nicht zwangsläufig der klügste.

Methanol läßt sich ohne zusätzliche Freisetzung von CO2 mit überschüßiger bzw regenerativer Energie herstellen. Es kann als Benzin- oder Dieselersatz oder als „Wasserstoffträger“ dienen.Es wird transportiert und gelagert wie Benzin / Diesel. Es wird im Fahrzeug mittels „Reformer“ wieder aufgespalten in Wasserstoff und CO2, der H2 wird mittels Brennstoffzelle in Strom verwandelt, das CO2 wird wieder freigelassen. (Es war schon vorher in der Atmosphäre).

Die Vorteile: Lade-Infrastruktur ist weltweit vohanden (die Tankstellen). Das „Nachladen“ dauert nicht länger als das Tanken heutzutage, die Fahrzeuge brauchen nicht so viel Akku-Kapazität, weil der Akku (oft) nur für Verbrauchs-Spitzen benötigt wird.

Aber her Diess will vielleicht Tesla ausschließlich mit dessen Technik überholen

Helmuth Meixner:

Hilft man denn dem Klima, wenn man Akku-Autos fährt und wenn ja wie denn? Mit viel zu viel Fantasie? Ich sehe mir lieber einige Kurven an. Nicht die Sie denken mögen. Solche: https://youtu.be/DKc7vwt-5Ho

Helmuth Meixner:

Sargnagel? Na den Sarge möcht ich zuerst einmal sehen. Vlt. hat man schon bemerkt, mit wem BMW seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Natürlich kommen immer wieder die uralten „Platten“. Man stelle sich vor, das Wasserstoff tatsächlich brennt. Man sollte schleunigst die H2-Experten verständigen. Die haben das bis dato noch gar nicht bemerkt. Schlimm, schlimm, sogar hoch moderne Akku sollen sogar brennen, aber nur unter vorgehaltener Hand……

Farnsworth:

2022 … Kleinserie …

Also nix, was den H2 Fan glücklich macht. Das ist das Fatale. Der H2 Fan wartet und wartet auf sein bezahlbaren Fahrzeug und fährt in der Zeit Verbrenner weiter. Der Umwelt ist so nicht geholfen. Auch der Umstieg auf ein H2 PKW würde der Umwelt nicht wirklich helfen, bei nur 5% Anteil von grünem Wasserstoff. Andere fahren seit Jahren elektrisch und fragen sich was an so einem FCEV so toll sein soll mit Betriebskosten als würde man ständig am Schnellader laden müssen.

…und wenn er nicht gestorben ist, dann wartet er noch heute.

Farnsworth

Jens:

mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie die für BMW Modelle charakteristische Fahrfreude entsteht.

Da musste ich doch etwas schmunzeln. Diese „charakteristische Fahrfreude“ scheint sich in den letzten Jahren ja recht stark verändert zu haben, wenn dazu ein X5-SUV gezeigt wird.

Oder… vielleicht hat BMW der Brennstoffzelle jetzt das Knattern und Dröhnen beigebracht?

Man muss nicht verstehen, wieso BMW sich in eine weitere Zulieferer-Abhängigkeit begibt und diesen verkappten Erdgas-Antrieb als „nachhaltig“ preist. Lassen wir sie spielen… gekauft werden wird so etwas nur von ein paar Lokalfürsten und Überzeugungstätern (bis zum ersten Fahrzeug- oder Tankstellenbrand).

Markus Doessegger:

Ich bin für Technologieklarheit. Endlich Farbe bekennen, damit auch der Kunde weiss woran er in Zukunft mit BMW ist. Würde wesentlich beim Kauf eines zukünftigen Elektroautos beitragen, wenigstens bei mir :-)

Fabian Uecker:

Das denke ich nicht. Ich unterstelle denen die Technologie offen bleiben ein rosige Zukunft.

Daniel W.:

Daimler hat sich an H2-Autos „die Finger verbrannt“, BMW will jetzt auch „die heiße Herdplatte“ anfassen, das sei ihnen und der Familie Quandt gegönnt – einige Hundert Millionen sind bei Milliardären kein Problem.

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