Berlin: Umbau von Straßenlaternen zu Ladepunkten stockt

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Ubitricity

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Es gibt Neuigkeiten von Ubitricity, das in Berlin mit wenig Aufwand 1000 Ladepunkte in Straßenlaternen nachrüsten will. Loch in Laterne, Kabel und Hardware anschließen, nach einer Stunde sollte sowas erledigt sein, so das Unternehmen, das diese Idee schon seit 2008 umsetzen will. Nur handelt es sich streng genommen um eine Nicht-News. Denn von den geplanten 1000 Straßenlaternen wurden bislang erst 58 mit Ladestationen erweitert. Und diese stehen ausgerechnet dort, wo sie kaum genutzt werden. Die Berliner Zeitung hat die Hintergründe recherchiert.

Eigentlich hätte es schnell gehen sollen: Anfang 2022 hatte Ubitricity eine Ausschreibung für die Umrüstung von 1000 Berliner Straßenlaternen gewonnen. Die ersten 200 davon sollten unmittelbar darauf in Steglitz-Zehlendorf und in Marzahn-Hellersdorf installiert werden. „Ende Juni werden die 200 Punkte installiert sein“, teilte Ubitricity damals mit. Doch mit dem Aufbau wurde erst Mitte Juli begonnen, und bis jetzt sind nur 58 Laternen-Lader fertig, 48 in Steglitz-Zehlendorf und zehn in Marzahn-Hellersdorf.

Senatsverwaltungssprecher Jan Thomsen begründet die Verzögerungen gegenüber der Berliner Zeitung mit der Vielzahl beteiligter Akteure, einem in Berlin insgesamt sehr hohen Netzanschlussaufkommen, einem aktuell sehr hohen Krankenstand und – es klingt absurd – sogar mit witterungsbedingten Einschränkungen beim Tiefbau, der für die Umrüstung einer bereits bestehenden Straßenlaterne eigentlich gar keine Rollen spielen sollte. Es handle sich insgesamt, so Thomsen, um „ein anspruchsvolles Pilotprojekt mit technischen, regulativen und logistischen Herausforderungen.

Auch Ubitricity beklage aufwendige Abstimmungen und lange Wartezeiten etwa bei der Freigabe durch den Stromnetzbetreiber Stromnetz Berlin. Firmensprecherin Nicole Anhoff-Rosin teilte der Zeitung mit, dass zudem viele der ausgewiesenen Laternenmasten nicht wirklich geeignet seien für den Einbau einer Ladestation. Manche könne man immerhin über einen zusätzlichen Adapter lade-tauglich machen. Alte, massive Betonmasten hingegen müssten zuvor erst ausgetauscht werden.

Der Ausbau erfolge „derzeit allmählich, aber kontinuierlich“, so der Senatsverwaltungssprecher weiter. Bis zum Sommer soll „eine dreistellige Anzahl an Laternenladepunkten“ installiert sein. Doch ob diese dann tatsächlich auch genutzt werden, ist eine andere Frage. Denn die Auswahl der Standorte sei ebenfalls nicht optimal, wie etwa in der Oberfeldstraße in Marzahn-Hellersdorf, links und rechts gesäumt mit Einfamilienhäusern, samt Garten, eigener Garage und Stellplatz und prädestiniert fürs Laden an der privaten Wallbox. Der Besitzer eines Ladens in unmittelbarer Nähe zu einer Ladelaterne teilte der Zeitung mit, dass diese seiner Einschätzung nach „höchstens“ einmal pro Woche genutzt werde. Anwohner berichten ähnliches.

Ubitricity hätte zwar konkrete Daten über die Nutzung, wolle sie aber in Abstimmung mit der Berliner Senatsumweltverwaltung nicht bekannt geben. Sprecherin Anhoff-Rosin versicherte der Berliner Zeitung, dass die Laternen-Lader „sehr, sehr gut“ angenommen würden. Die Anzahl der Ladevorgänge pro Ladepunkt steige kontinuierlich an.

Dass es auch anders geht, beweist London: Dort hat Ubitricity eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 6000 Laternen-Lader aufgebaut.

Quelle: Berliner Zeitung – Umbau von Straßenlaternen zu Ladesäulen kommt nicht voran

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Silli:

Manno manno … wir wohnen hier in Britz und hätten nichts lieber als eine Laterne zum aufladen. Oder zwei oder drei. Viele Nachbarn zögern mit der Elektro Mobilität weil wir uns keine Wallbox hinhängen können.

Anton:

Einfach DORT wo es Anforderungen von Ladewilligen gibt die Ladepunkte einrichten, in Holland geht das auch so…funktioniert bestens…!

MMM:

Nicht unbedingt.
Bei einer AC-Säule daneben sind Tiefbauarbeiten unvermeidbar. Die Säule braucht ja ein Fundament, und an Strom muss man auch irgendwie kommen.
Von daher macht das mit den Straßenlaternen schon Sinn, solange Bauraum für die neue Technik vorhanden ist, und der elektrische Anschluss die neue Anschlussleistung verträgt.
Und natürlich dort, wo es gebraucht wird. Nicht einfach irgendwo, weil es halt technisch funktioniert…

brainDotExe:

In der Großstadt, wie Berlin, vielleicht machbar. Auf dem platten Land nicht.

Nimm nur mal den Schneefall in den letzten Tagen als Beispiel. Der Bus kommt gar nicht mehr ins Dorf bzw. nicht mehr raus. Vom Fahrrad braucht man da erst gar nicht zu reden.

Michael Dierolf:

Individuelle Mobilität ist nicht das ziel . 15 Minuten Städte . Lasten Fahrrad , bus u Bahn . Das ist das Ziel .bin gespannt wann die wokeness e Auto People das realisieren

Marco Z:

Berlin kann‘s halt

Heiko:

ach …. herrlich zu lesen, beim Nachmittagskaffee. Ditt is mein Berlin! Stehen die da wirklich mit ihrem Werkzeug vor diesen Betonlaternen und wundern sich, dass es nicht geht?
und dann in Mahrzan- Hellersorf ? Dort hat niemand ein E Auto. Und am Ende fällt einem dieser woken ideologieverblendeten Schulabbrecher ein, dort eine Parkverbotszone einzurichten, oder diese Straße ganz für den Autoverkehr zu sperren. Das entlastet dort zumindest das Stromnetz.

heinr:

der Laternenanschluß klingt nur im 1. Moment logisch. Eine einfache AC Säule neben die Laterne zu stellen ist sicherlich schneller und günstiger realisierbar, ganz abgesehen von der Abrechnung.

gerd:

man könnte auch Steckdosen an die Wände der Supermärkte hinschrauben, dor wo diret Parkplätze sind.
oder die Pakplätze der Bahn; diese sind staatl. subventioniert, Pendler parken dort den ganzen Tag…

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