Der weltgrößte Chemiekonzern will sich stärker auf Geschäft mit Elektroautos konzentrieren. „Batteriematerialien für Elektromobilität sind ein riesiger Chemiemarkt, der im Moment entsteht“, sagte der Vorstandsvorsitzende der BASF, Martin Brudermüller, dem Berliner Tagesspiegel. Das Unternehmen wolle bei dem Thema „ein wesentlicher Spieler werden.“ Das Geschäft sei allerdings „sehr kapitalintensiv, da müssen wir viel Geld in die Hand nehmen“. Um die erforderlichen Mittel zu generieren, soll die Gas- und Ölfördertochter Wintershall an die Börse gebracht und das Geschäft mit Bauchemie verkauft werden.
Brudermüller zufolge wird „viel zu wenig beachtet“, wie es um die Verfügbarkeit der Batteriematerialen in Europa steht und der dafür notwendigen Rohstoffe, also Nickel, Kobalt und Mangan. „Diese Materialien stehen heute stark unter der Kontrolle der Chinesen, deshalb sollten wir uns für die Zukunft den Zugang sichern“, sagte Brudermüller. Vor allem in Russland gebe es viel Potenzial, was die Rohstoffe betrifft, weshalb BASF hierbei mit dem russischen Bergbauunternehmen Norilsk Nickel kooperieren will.
BASF will in Finnland ein Vorprodukt für das sogenannte Kathodenmaterial der Batterie herstellen, das dann an anderen Standorten weiterverarbeitet wird. Schwarzheide in der Lausitz sei dafür eine Option, so Brudermüller zur möglichen Standortauswahl. „Da die Produktion energieintensiv ist, und wir mit sauberen Strom arbeiten wollen, spielt das bei der Standortauswahl eine Rolle.“ Am Standort Schwarzheide betreibt BASF „ein modernes Gasturbinenkraftwerk, das würde also passen“, so Brudermüller.
Bis Mitte nächsten Jahres solle über die Investition entschieden werden. Das könnte allerdings zu spät sein. Denn die Nachfragen nach Elektroauto-Batterien und deren Rohstoffen ist so hoch, dass die Preise stetig steigen. Zudem haben sich Länder wie China oder Autohersteller wie Volkswagen schon frühzeitig Batterie- und Rohstoff-Kontingente zu Festpreisen gesichert. Ob BASF noch zu ähnlichen, attraktiven Konditionen einsteigen kann, wird spannend.
BASF wettet auf niedrigen Kobalt- und Nickelanteil
Gut möglich ist aber, dass BASF eine riskante Wette gewinnt: Und zwar jene auf eine neue Technologie bei Elektroautobatterien, welche die Abhängigkeit von Nickel und Kobalt senkt, um Kosten zu sparen und einen wachsenden Markt zu erschließen. Derzeit steigern BASF und andere Unternehmen den Nickelgehalt in Batterien. Dabei ersetzen sie teures Kobalt, das größtenteils aus Minen im Kongo stammt, wo die Ausbeutung von Arbeitern und der Umwelt ein großes Problem ist.
BASF plant allerdings auch, den Nickelgehalt um mehr als die Hälfte zu senken und gleichzeitig den Anteil an billigem und reichlich vorhandenem Mangan zu erhöhen, sagte das Unternehmen auf Fragen von Reuters.
Nickel macht derzeit etwa 60 Prozent der Kathodenmaterialien aus. Für 2021 sieht BASF eine Batterie mit Kathodenmaterialien vor, das aus nur 20 Prozent Nickel und 70 Prozent Mangan besteht. Das Kathodenmaterialgeschäft ist ein relativ kleiner Teil von BASF, aber es ist eines der Hauptinnovationsprojekte von Brudermüller.
Quellen: Tagesspiegel – „Wir wollen auf dem Batteriemarkt mitspielen“ // Reuters – BASF makes low-nickel wager amid scramble for battery metals