Der deutsche Automarkt ist in diesem Jahr nur geringfügig gewachsen. Ende November lagen die Neuzulassungen mit 18.500 Autos 0,7 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das kleine Plus ist jedoch nicht auf Privatkäufe oder Firmenflotten zurückzuführen, sondern hauptsächlich auf die Neuzulassungen durch Hersteller, Händler sowie Autovermieter und Carsharing-Anbieter.
Der Anteil dieser Zulassungen lag Ende November 2024 noch bei 35,2 Prozent, in diesem Jahr lag er bei 35,8 Prozent, was etwa 22.800 Autos mehr als noch im Vorjahr entspricht. Taktische Zulassungen sind unter anderem nötig, weil etwa Händler Vorführwagen benötigen oder Hersteller ihre Mitarbeiter mobil halten müssen. Sie können aber auch genutzt werden, um Vertriebsziele zu erreichen, insbesondere wenn auf dem Markt eine geringere Nachfrage herrscht.
„Wie viele taktische Zulassungen gesund sind, ist sehr individuell. Entscheidend sind die Standtage und Rabatte, mit denen die Fahrzeuge am Ende verkauft werden“, sagt Benjamin Kibies, Senior Automotive Analyst beim Marktdatenspezialisten Dataforce der Automobilwoche zufolge. „Wenn man die Eigenzulassungen zügig abverkaufen kann, sind auch größere Volumen kein Problem“, erklärt Kibies.
Tageszulassungen bringen viel weniger Ertrag als eine Neuzulassung. Zudem heizen sie den Wettbewerb zwischen den Händlern an, was oftmals zu einem Preiskampf führt. „Anteile von 60 Prozent und mehr taktischen Zulassungen sind kein nachhaltiges Modell. Auf Dauer wird das nicht funktionieren“, ergänzt der Dataforce-Analyst.
Anteil bei chinesischen Herstellern hoch
Unter den deutschen Marken verzeichnen Opel mit 53 Prozent und Audi mit 47 Prozent die höchsten Anteile taktischer Zulassungen, die dadurch offensichtlich auf ihre rückläufigen Verkaufszahlen in diesem Jahr reagieren.
Nochmal deutlich offensiver setzen asiatische, vor allem chinesische Hersteller auf taktische Zulassungen. BYD erreicht bis Ende November einen Anteil von etwa 75 Prozent, MG mehr als 50 Prozent und Great Wall Motor kommt mit seinen Marken Wey und Ora auf 67 Prozent. Auch etablierte Marken wie Nissan kommen auf einen Anteil von rund 64 Prozent.
„Bei Gebrauchtwagen chinesischer Hersteller rate ich, Vorsicht walten zu lassen. Der Anteil der Vermieter- und Eigenzulassungen war und ist dort extrem hoch“, sagte Benedikt Maier, stellvertretender Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA), gegenüber der Automobilwoche. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt treffe ein großes Angebot auf eine niedrige Nachfrage, was sich „in niedrigen Preispunkten“ zeige, warnte Maier.
Für BYD scheint der Plan aufzugehen
Während die Händler auf der jüngsten Nissan-Händlertagung von „dramatisch“ sinkenden Renditen sprachen, könnten sich die taktischen Zulassungen für BYD rechnen. Laut eigenen Angaben will der chinesische Hersteller mithilfe der Vermieter- und Auto-Abo-Zulassungen Gebrauchtwagen für sein stark wachsendes Händlernetz generieren. Dazu schloss BYD unter anderem eine Vereinbarung mit dem Auto-Abo-Anbieter Finn über 5000 Autos, der kürzlich eine weitere Vereinbarung mit Drivio über die Lieferung von 2000 Autos gefolgt ist.
Das Händlernetz von BYD verfügte zu Jahresbeginn über 26 Standorte in Deutschland. Aktuell sind bereits Händlerverträge für 150 Standorte unterzeichnet, die bis Ende 2026 auf 350 Standorte ausgeweitet werden sollen. Ein BYD-Partner äußerte gegenüber der Automobilwoche zudem, dass es „brachial gut“ laufe. Aufgrund der guten Nachfrage besteht daher die Chance, dass die taktischen Zulassungen später auf dem Gebrauchtwagenmarkt Anklang finden und gute Preise erzielen.
Quelle: Automobilwoche – Automarkt 2025 wächst nur dank taktischer Zulassungen







Wird geladen...