Der Audi E-tron hat bereits vier Jahre auf dem Buckel. Von der Nachbesserung profitiert auch das Topmodell. Der Audi SQ8 E-tron Sportback überzeugt nach wie vor mit Agilität, gewinnt durch die größere Batterie aber auch an Reichweite.
Der Audi Q8 55 E-tron Quattro mag der Verkaufsschlager sein, aber das Selbstverständnis des Ingolstädter Autobauer verschiebt sich mehr in Richtung Sportlichkeit. Die Kombination Quattro und S soll wieder ein Synonym für Agilität sein. Da mögen sich die Design-Fans an neuen Details wie den invertierten Grill oder den jetzt zweidimensionalen Ringen erfreuen. Um mit Konkurrenten wie den BMW iX M60 mithalten zu können, reicht ein schmuckeres Design nicht. Da muss schon an allen Komponenten gefeilt werden. Das wissen auch die Techniker in Ingolstadt und haben einen neuen Heckdiffusor kreiert sowie die Luftführung um die Vorderräder verbessert. Neben einem aerodynamischen Vorteil und damit mehr Reichweite helfen diese Details auch bei Agilität beziehungsweise dem Abtrieb.
Audi SQ8 e-tron Sportback: Mehr Agilität durch Gesamtpaket Technik
Wenn man es wie beim Audi SQ8 E-tron Sportback mit einem 2.650 Kilogramm schweren Trumm von Auto zu tun hat, tut man gut daran, an möglichst vielen Stellschrauben zu drehen. Das fängt bei der bei dem leichteren Batterieunterbodenschutz mit Glasfaserkunststoff (GFK, minus sieben Kilogramm) an und endet bei einem optimierten Fahrwerk samt Lenkung und Elektromotoren. Einfach das Fahrwerk zu straffen und mehr Dampf in die Windungen der E-Maschinen zu pumpen, ist nicht wirklich zielführend. Der ehemalige Top e-tron, der nun wegen der einheitlichen Nomenklatur den Zusatz Q8 erhält, soll ja in allen Lebenslagen Spaß machen, nicht nur, wenn man auf brettebenen Asphalt um die Ecke hämmert.
Um diese Spreizung zu erreichen, haben die Techniker unter anderem das Fahrwerk nachgeschärft. Die Fahrwerkslager an der Vorderachse sind um den Faktor zwei steifer als bisher. Solche Optimierungen wirken nur dann, wenn sie in ein ganzes Maßnahmenpaket eingebettet sind. Dazu gehören eine veränderte Achskinematik samt einer entsprechenden Abstimmung der Luftfederung inklusive der adaptiven Dämpfer, die für die spürbaren Unterschiede der Fahrmodi zuständig sind und dem SQ8 E-tron Sportback auf Wunsch mehr Komfort bescheren. Eine weitere Folge ist eine reduzierte Wankneigung. Der größte Fortschritt ist aber die Lenkung, bei der sich Audi in den letzten Jahren generell nicht mit Ruhm bekleckert hat. Die Ingenieure haben der Steuerung den Phlegmatikus ausgetrieben, ohne sie so hypernervös zu machen, dass das Vehikel schon nach rechts zieht, wenn man nur in diese Richtung denkt.
Das trägt auch zur Entspannung der Person auf dem Fahrersitz bei. Zumal man jetzt an den Handflächen spürt, wie es um das Zusammenspiel von Reifenprofil, Einlenkwinkel, Geschwindigkeit und Asphaltbeschaffenheit bestimmt ist. Also zirkelt der SQ8 e-tron behänder um die Ecken, als das seine Brüder tun. Das liegt aber auch an dem E-Maschinen-Dreierpack, von denen zwei mit jeweils 98 kW / 133 PS an der Hinterachse ihren Dienst versehen und ein 124 kW / 169 PS-Motor an der Vorderachse.
Das Zauberwort lautet Torque Vectoring. Erkennt das System den Wunsch des Fahrers, die Richtung schnell zu ändern, werden die Aggregate hinten aktiv und leiten blitzschnell die Kraft an das entsprechende Rad. Unterstützt wird diese Dynamik-Aktion durch gezielte Bremseingriffe an der Vorderachse. Das Resultat ist eine Agilität, die man bei einem gut 2,6 Tonnen schweren Kaliber nicht erwartet. Nur wenn man es in engen Ecken mit dem schnellen Kurven-Foxtrott übertreibt, macht sich das stattliche Gewicht des E-SUVs bemerkbar. Auch beim Verzögern, bei dem die Bremse dosierbarer sein könnte. Eine Folge des Brake-by-Wire-Systems.
Mehr Reichweite und bessere Stabilität bei Ladekurve
Dynamik ist ja schön und gut, nur ist die Freude an der Agilität überschaubar, wenn man nach ein paar Kilometern wieder an die Ladesäule muss, weil das Wedeln die Batterie leergesaugt hat. Ein Reichweiten-Weltmeister war der E-tron noch nie, wird er auch jetzt nicht, aber die Ingolstädter Techniker haben aber auch in diesem Bereich an einigen Stellschrauben gedreht. In erster Linie an der Batterie. Die hat beim SQ8 e-tron Sportback jetzt eine Kapazität von 114 Kilowattstunden (netto 106 kWh, bisher netto 89 kWh). Da die Abmessungen des Akkus unverändert sind, liegt der Grund für den größeren Energieinhalt an den Zellen, der 60 auf 72 Ah gestiegen ist. Dazu kommt eine bessere Aerodynamik um 0,02 Punkte auf einen Cw-Wert von 0,24. Das resultiert in einer Norm-Reichweite von bis zu 513 km. Wir brauchten bei unseren Testfahrten, bei denen wir auch mal flotter unterwegs waren, 33,6 kWh/100 km. Wenn man die Netto-Kapazität der Akkus heranzieht, wären das rund 315 Kilometer.
Beim Laden sind die Audianer traditionell gut dabei. Allerdings sind mit der 400-Voll-Technik des Q8 E-tron keine Top-Werte drin, wie etwa beim Audi E-tron GT, bei dem es 800 Volt sind. Dennoch hilft die neue Zell-Chemie beim Schnellladen, bei dem die Spitzenladeleistung von 150 auf 170 kW steigt. Um aber die Stromspeicher wieder schnell zu füllen, ist aber nicht nur die Spitze wichtig, sondern dass möglichst lange auf einem möglichst hohen Niveau geladen wird. Audi tüftelt nach wie vor daran, dieses Plateau ausgeprägt zu gestalten. Die 106 kWh-Speicher sind nach rund 31 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. An einer Wechselstrom-Säule sind es bis zu 22 kW.