Audi Sphere-Studien sind mehr als nur eine Fingerübung, fast alle geben einen konkreten Ausblick auf die Elektro-Pläne des Ingolstädter Autobauers. Ein viertes Konzeptauto zeigt eine neue Facette.
Die Monterey Car Week ist der passende Ort für die Vereinigung der drei Audi-Sphere-Konzepte. Wo sonst als bei der exklusivsten Auto-Veranstaltung des Jahres bekommen die Autos die Aufmerksamkeit von derart vielen gut situierten Audi-Kunden. Aber ist die Vereinigung mehr als pure Effekthascherei, sondern auch ein klares Signal, wohin die Reise geht. Zumal mit dem Audi Activesphere Concept im nächsten Jahr noch ein viertes Modell den Reigen der rollenden Glaskugeln vervollständigt.
Mehr als eine schemenhafte Skizze rücken die Ingolstädter noch nicht raus. Kein Wunder, da die Studie erst Anfang nächstes Jahr erscheint. Der Name lässt es schon erahnen: Es geht um ein Crossover-Coupé oder zumindest ein Off-Road-Vehikel mit coupéartiger Linie. Die Scheinwerfersignatur gleicht der des Audi Skysphere Concepts, was die sportliche Note weiter unterstreicht.
„Das Audi Activesphere Concept wird ein Höchstmaß an Variabilität für einen aktiven Lebensstil offerieren – onroad wie auch offroad“, heißt es in Ingolstadt. Die Abmessungen sind dementsprechend: Die Studie wird etwa so lang wie ein Audi A7 sein und damit die Fünf-Meter-Marke nicht knacken.
Dass der Antrieb elektrisch sein wird, ist klar, allerdings wird bei diesem Modell die Quattro-Karte gespielt. Passt auch zu dem Stock-Stein-Charakter. Wer allerdings eine Neuauflage des Ur-Quattro als Stromer erwartet, wird enttäuscht. Dazu passen die runderen Formen der bislang erschienen Studien nicht. Dass auch dieser Sphere-Vertreter automatisiert fahren kann – vermutlich Level 4 – ist ebenfalls gesetzt.
Was aber noch nicht geklärt ist, ist die Frage, auf welcher Plattform der Activesphere stehen wird. Die anderen drei Brüder nutzen die Premium Platform Electric (PPE), die Audi und Porsche gemeinsam entwickeln und die die Basis für die Elektromobile bildet. Los geht es nächstes Jahr mit dem Q6 und etwa ein Jahr später kommt es eine elektrische Version des A6, wie ihn das Audi A6 e-tron Avant Concept bereits ankündet. Allerdings treibt VW die SSP-Architektur voran und wird auf Synergieeffekte pochen. Nur eine klare Technologie- und Produktstrategie wird eine Kannibalisierung der beiden Plattformen verhindern.
Egal auf welcher Technik das Fahrzeug basiert, ein Attribut ist allen gemein, die Variabilität. Das ist auch eine Folge der Möglichkeiten, die der elektrische Antriebsstrang bietet. Das beginnt beim Innenraum und zieht sich fort in den Karosserieformen. Die Audi-Produktplaner gehen davon aus, dass sich die typische Oberklassenlimousine im klassischen Dreibox-Design überlebt hat und es mehr Alternativen gibt. Die lassen sich auch bei den Elektromobilen einfacher realisieren.
Nachdem nun vier Konzept-Karten auf dem Tisch liegen und sich die Mobilitätskonzepte ständig ändern, bleibt zuletzt noch die Frage zu klären, welche der Studien den Sprung in die automobile Realität schafft. Die besten Chancen hat sicher das Audi Grandsphere Concept, das Mitte der Dekade das Flaggschiff A8 beerben soll und dessen Seriennähe laut Audi-Chefdesigner Marc Lichte bei 75 bis 80 Prozent liegt. Allerdings kommen die autonomen Fahrfunktionen des Level 4 erst später.
Gute Karten hat auch der vanartige Audi Urbansphere, der in erster Linie für den chinesischen Markt vorgesehen war. Doch hier zeichnet sich ein Umdenken der Ingolstädter Produktplaner statt. Besonders geräumige E-Fahrzeuge sind sicher auch in anderen Ländern gefragt. Gut möglich, dass in den USA ein E-Van das Comeback dieser Fahrzeuggattung einläutet und auch Europa rückt wieder in den Fokus.
Bleiben noch zwei Vertreter übrig. Dass mehr als ein elektrisches SUV Teil des Audi-Produktportfolios sein wird, steht außer Frage. Also wird auch der Audi Activesphere Concept seinen Weg in die Schauräume der Händler finden. Zumal coupéartige Crossover nach wie vor gefragt sind. Die schlechtesten Karten hat aktuell das Skysphere Concept, dessen futuristisches Aussehen den Studiencharakter des Fahrzeugs unterstreicht und elektrische Cabrios stehen aktuell auf der Prioritätenliste nicht zwingend ganz oben.
Aber auch hier ist das letzte Wort nicht gesprochen, wie der Polestar 6 zeigt. Wird der Oben-Ohne-Stromer ein Erfolg, werden sie auch in Ingolstadt die Hauben abnehmen. Vielleicht heißt es dann aus vier mach‘ vier.