In einem aktuellen Pilotprojekt, im Stammwerk Ingolstadt, erprobt Audi welchen Nutzen man noch aus gebrauchten Lithium-Ionen-Batterien ziehen kann. Recyclen wäre eine Option, da diese aber noch über einen Großteil ihrer ursprünglichen Ladekapazität verfügen, wäre das sicherlich nicht die beste Wahl. Audi setzt daher die Batterien, welche aus Audi e-tron Erprobungsfahrzeugen oder aus Hybridmodellen wie Audi A3 e-tron und Audi Q7 e-tron stammen, in elektrisch angetriebenen Flurförderfahrzeuge ein.
Gabelstapler und Zugmaschinen fallen in die Einordnung Flurförderfahrzeuge (FFZ) und beziehen bisher ihre Energie aus Blei-Säure-Batterien. Sind diese leer, bauen Mitarbeiter die bis zu zwei Tonnen schweren Batteriepakete aus und schließen sie für mehrere Stunden an eine Ladestation an. Mit der Verwendung gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien kann dieses Problem künftig der Vergangenheit angehören.
Während der regelmäßigen Standzeiten, beispielsweise in Schichtpausen, lassen sich die Batterien direkt an ihren Stellplätzen aufladen. Allein die Einsparung des hohen manuellen Aufwands würde sich laut Audi, bei Umstellung der gesamten Flurförderfahrzeug-Flotte weltweit, auf einen Millionenbetrag belaufen.
„In jeder Lithium-Ionen-Batterie stecken ein hoher Energieaufwand und wertvolle Ressourcen, die es bestmöglich zu nutzen gilt. So gehört für uns zu einer nachhaltigen Elektromobilitätsstrategie auch ein sinnvolles Second-Use-Konzept für die Energieträger.“ – Peter Kössler, Vorstand Produktion und Logistik der AUDI AG
Einsetzen kann man die „alten“ Batterien in Flurförderfahrzeugen, da die verbleibende Ladekapazität der Lithium-Ionen-Batterie für die Anforderungen der Transportfahrzeuge mehr als ausreichend ist. Neben den Vorteil beim Laden der Fahrzeuge vor Ort bringen die E-Akkus einen weiteren Vorteil mit sich. So können Flurförderfahrzeuge mit Lithium-Ionen-Akkus ihre Geschwindigkeit auch auf schrägen Rampen konstant halten – mit Bleisäure-Batterie angetriebene FFZ können das nicht. Zudem beugt das regelmäßige Laden während der Pausen Stillstandzeiten während der Arbeitszeit vor.
Man muss jedoch anmerken, dass die Batterien nicht einfach nur dem Audi e-tron entnommen werden und in ein Flurförderfahrzeug eingebaut werden können. Hier gilt es zu beachten, dass der Akku aus dem e-tron aus 36 einzelnen Batteriemodulen besteht, die in Form eines flachen, breiten Blocks unter der Passagierzelle zwischen den Achsen liegt. Vor Einbau in entsprechende Gabelstapler oder Zugmaschinen wird nun zunächst jedes einzelne Modul nach der Rücknahme der Batterie auf ihre weitere Einsatzfähigkeit überprüft.
Anschließend baut das Audi-Projektteam jeweils 24 Module in eine neue Batteriewanne ein. Diese hat die gleichen Abmessungen und das gleiche Gewicht wie die bisherigen Bleibatterien der Flurförderfahrzeuge – so kann das Unternehmen alle FFZ ohne größere Investitionen weiter verwenden. Den Aufbau der Second-Use-Batterien könnten dafür spezialisierte Mitarbeiter künftig im hauseigenen Batterietechnikum übernehmen.
Bereits seit zwei Jahren arbeitet man bei Audi an dieser Zweitverwendung gebrauchter Batteriemodule. Nachdem erste Tests erfolgreich waren, erproben sie jetzt die ersten umgebauten FFZ im Produktionsalltag. Das zukunftsweisende Projekt ist eines von vielen, bei dem sich Audi für die sinnvolle und effiziente Weiternutzung von Elektroauto-Batterien einsetzt. Denkbar ist außerdem der Einsatz gebrauchter Module in mobilen Ladecontainern für E-Fahrzeuge oder in stationären Energiespeichern.
Des Weiteren ist bekannt, dass Audi und Umicore einen Kreislauf für Batterie-Recycling entwickeln. Ziel der beiden Partner ist es einen geschlossenen Kreislauf für Bestandteile von Hochvoltbatterien zu entwickeln, die dadurch immer wieder von neuem nutzbar sind. Besonders wertvolle Materialien sollen von einer Rohstoffbank abrufbar sein.
Quelle: Audi AG – Pressemitteilung vom 06. März 2019