Automobil-Analyst Matthias Schmidt geht davon aus, dass wir im Jahr 2027 die Spitze des Marktanteils chinesischer Marken in Europa erleben werden – der selbst im Peak weniger als zwölf Prozent des europäischen Elektroauto-Marktes ausmachen soll. Vorausgesetzt, dass sich an den aktuellen Gegebenheiten in Europa nichts Maßgebliches ändert. Was derzeit allerdings nicht als gegeben gesetzt werden kann, Stichwort Strafzölle und der Handelskonflikt zwischen Europa und China. Schmidt hat in seiner Betrachtung bereits eine Steigerung der Zölle von aktuell 10 auf 20 bis 25 Prozent berücksichtigt.
Den eher geringen Anteil chinesischer E-Autos in Europa macht er am steigenden Absatz europäischer Automobilhersteller fest, die entsprechend Marktanteile für sich beanspruchen dürften. Beziehungsweise sogar gezwungen sind, diese für sich zu beanspruchen, da ansonsten die CO₂-Flottenvorgaben nicht zu erreichen sein werden. Sollten diese im Jahr 2026 verschärft werden, oder die Zölle auf E-Autos aus China steigen noch stärker, kann sich das Gesamtbild weiter verändern.
Im Jahr 2023 schloss der Markt für batterieelektrische Pkw in Westeuropa mit fast zwei Millionen Einheiten ab. Experten prognostizieren, dass 2024 das erste Jahr sein wird, in dem diese Marke knapp übertroffen wird – trotz tendenziell negativer Berichterstattung, vor allem im deutschsprachigen Raum. Geht es nach Automobil-Analyst Matthias Schmidt, ist im Jahr 2024 mit einer Steigerung der Zulassungen von 0,3 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr zu rechnen. Damit würde der Anteil reiner E-Autos auf 17,2 Prozent des Gesamtmarktes steigen, was etwa 2,07 Millionen Einheiten entspricht. Dem gegenüber steht ein Anteil chinesischer E-Autos von 205.178 Einheiten, beziehungsweise prozentual betrachtet von 9,9 Prozent. Damit kratzen chinesische Hersteller erstmalig an der 10-Prozent-Marke.
Die zwei darauffolgenden Jahre soll sich der Absatz chinesischer E-Autos in Europa wieder eher ruhig entwickeln, so Schmidt weiter, und prozentual weiterhin bei um die zehn bis maximal zwölf Prozent liegen. Im Jahr 2027 soll dann “Peak-China” in Europa sein. Zu diesem Zeitpunkt geht Schmidt davon aus, dass gut 500.000 Einheiten von 4,27 Millionen E-Autos am europäischen Gesamtmarkt chinesische Wurzeln haben. Danach soll sich der Absatz prozentual gesehen wieder leicht rückläufig entwickeln, wenn Europäer verstärkt zu dann auch in günstigeren Varianten erhältlichen europäischen Elektroautos greifen. Für 2030 geht Schmidt von elf Prozent Anteil chinesischer Marken aus, bzw. gut 924.000 Einheiten von insgesamt 8,4 Millionen.
Betrachtet man somit die letzten Jahre und wirft einen Blick nach vorn, hat der China-Absatz in Europa seinen größten Wachstumsschub bereits hinter sich. Hierzu der Blick auf den Marktanteil der vergangenen Jahre und die grobe Vorschau von Schmidt.
Quelle: Matthias Schmidt – Chinese OEM West European Market Performance Study – Focus: BEV Passenger Cars (Published April 2024)