Analyse von Tesla- und BYD-Batterien liefert überraschende Resultate

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BYD

Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Ein Team des Lehrstuhls Production Engineering of E-Mobility Components (PEM) der RWTH Aachen hat aktuelle Antriebsbatterien von Tesla und von Chinas führendem Elektrofahrzeug-Hersteller BYD zerlegt und die beiden Akkus miteinander verglichen. Die nun in der Fachzeitschrift Cell Reports Physical Science veröffentlichten Ergebnisse zeigen unter anderem, dass bei Teslas 4680-Zellen eine hohe Energiedichte im Vordergrund steht, während bei der Blade-Zelle von BYD die Volumeneffizienz und kostengünstigere Materialien bedeutsamer sind. Der Studie zufolge ist die Batterie von BYD effizienter, weil sie ein einfacheres Wärmemanagement ermöglicht.

„Beide Akteure haben immer nur wenige Daten zu ihren Batterien preisgegeben, so dass die mechanische Struktur und die meisten Eigenschaften der Zellen bis dato im Verborgenen geblieben sind“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker. Generell gebe es nur wenige detaillierte Daten und Analysen zu modernen Elektroauto-Batterien.

Die RWTH-Forschenden untersuchten daher die mechanische Konstruktion, die Abmessungen und die elektrischen und thermischen Eigenschaften der Zellen sowie die genaue Materialzusammensetzung der Elektroden. Außerdem ermittelten sie die Kosten der Zellmaterialien und die für den Zusammenbau verwendeten Verfahren.

„Wir waren überrascht, dass in den Anoden beider Batterien kein Silizium enthalten ist – vor allem bei Teslas Zelle, da Silizium in der Forschung weithin als Schlüsselmaterial zur Erhöhung der Energiedichte gilt“, sagt PEM-Leitungsmitglied Professor Heiner Heimes.

Ungewöhnlicher Verfahrensschritt für BYD-Batterie

Die Forschenden fanden zudem heraus, dass die beiden „hochgradig innovativen“ und „grundlegend unterschiedlich designten“ Batterietypen erhebliche Unterschiede in der Geschwindigkeit aufweisen, mit der sie sich im Verhältnis zu ihrer maximalen Kapazität aufladen oder entladen lassen.

Der Studie zufolge liegt der Blade-Zelle von BYD eine besondere Methode zugrunde, bei der durch Laminierung der Separatorkanten die Anoden und Kathoden im Elektrodenstapel in idealer Position zueinander fixiert werden. Die Tesla-Batterie nutze indes ein neuartiges Bindemittel, das die aktiven Materialien in den Elektroden zusammenhält.

Die Batterien wiesen allerdings auch unerwartete Ähnlichkeiten auf: So wurden ihre dünnen Elektrodenfolien jeweils mit dem noch ungewöhnlichen Laserschweißen anstatt mit dem marktüblichen Ultraschallschweißen miteinander verbunden. Und: „Obwohl die Zelle von BYD viel größer ist als die von Tesla, ist der Anteil der passiven Zellkomponenten wie Stromabnehmer, Gehäuse und Stromschienen ähnlich“, sagt Kampker. „Die Ergebnisse liefern der Industrie bereits einen Maßstab für großformatige Zelldesigns und dienen als belastbare Grundlage für weitere Optimierungen.“

Laut dem PEM-Experten und Hauptautoren Jonas Gorsch seien weitere Studien für andere Parameter erforderlich, „aber die aktuellen Ergebnisse liefern sowohl der Forschung als auch der Industrie bereits einen Maßstab für großformatige Zelldesigns und dienen als belastbare Grundlage für weitere Analysen und Optimierungen“.

Quelle: RWTH Aachen – Pressemitteilung vom 07.03.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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pionierska:

Wie Kirk bereits antwortete: es ist absolut normal, die Arbeiten oder Produkte anderer Forscher bzw. Hersteller zu reproduzieren und zu analysieren. So fliegen gefälschte Daten in wissenschaftlichen Publikationen auf (z.B. zu nicht reproduzierbaren supraleitenden Materialien) oder Patentverletzungen durch Wettbewerber. Nicht zuletzt liefern Wettbewerbsanalysen Inspirationen für die eigene Entwicklung.

Kirk:

Es ist allgemein üblich, den Markt zu beobachten. Ich habe eine Zeit im BMW-FIZ (Forschungs- und Innovationszentrum) in München gearbeitet. Dort wurde vor ca. 10 Jahren ein Tesla Model S bis auf die letzte Schraube auseinander genommen um sich Detaillösungen anzuschauen. Dann wurde Beurteilt, ob man davon neue Lösungsansätze in die eigene Produktion übernehmen kann.

Meines Wissens geht so jeder Fahrzeughersteller vor. Ein solches Vorgehen ist also absolut nichts Umrühmliches oder in irgendeiner Form ungewöhnlich.

Peter Bigge von Berlin:

Interessant, Deutschland forscht und analysiert, indem die Produkte ausländischer Hersteller seziert werden.
Vor paar Monaten war dies immer der Vorwurf den Chinesen über.
So wandeln sich die Zeiten.

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