Die Automobilindustrie befindet sich im Wandel, doch die Einführung von Elektroautos schreitet langsamer voran als ursprünglich erwartet. Eine Umfrage von Kerrigan Advisors unter mehr als 110 US-amerikanischen Automobilmanager:innen zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen ihre Elektroauto-Verkaufsziele nicht erreichen werden. Als Folge davon wird mit einem höheren Absatz von Autos mit Verbrennungs- oder Hybridantrieb geplant, falls Elektroautos nicht den gewünschten Marktanteil erreichen, wie Automotive News Europe berichtet.
Die Nachfrage nach Elektroautos in den USA ist trotz des Anstiegs der Neuzulassungen um 40 Prozent im Jahr 2023 stark, aber nicht so hoch wie prognostiziert. Hohe Preise werden als Hauptgrund für die schwächeren Verkäufe angesehen. Tesla und andere führende Hersteller haben ihre Preise gesenkt, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Tesla senkte die Preise für seine Modelle 3 und Y um bis zu 6 Prozent, was den Markt dazu zwang, nachzuziehen und Margen zu verringern​​.
In Europa verzeichneten Länder wie Deutschland und Frankreich einen Anstieg der Elektroauto-Verkäufe, wobei Deutschland 2023 erstmals über 500.000 Neuzulassungen von Elektroautos meldete. Allerdings führten die Abschaffung von Kaufprämien in Deutschland zu einem Rückgang der Verkäufe gegen Ende des Jahres 2023 und die darauffolgenden Monate.
Die Umfrage, die von Dezember 2023 bis Mai 2024 durchgeführt wurde, zeigt als ein zentrales Ergebnis, dass zwei Drittel der Befragten davon ausgehen, dass die Elektroauto-Verkaufsziele verfehlt werden. 81 Prozent glauben, dass der Übergang zu Elektroautos länger dauern wird, als ursprünglich gedacht.
Führungskräfte schmieden Notfallpläne
Erin Kerrigan, Geschäftsführerin von Kerrigan Advisors, äußerte Überraschung über die Ergebnisse. Besonders auffällig sei, dass 86 Prozent der Führungskräfte Notfallpläne für den Fall schmieden, dass Elektroautos nicht den erwarteten Marktanteil erreichen. Für Autohändler bedeutet dies, dass der Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotoren weiterhin wichtig bleibt. Die Bedrohungen für den klassischen Servicebereich und das Risiko, dass diese Geschäftsfelder zu Elektroautos wechseln, sind somit noch in weiter Ferne, wie Automotive News Europe schlussfolgert.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Umfrage ist, dass mehr Führungskräfte die Einführung eines Agenturmodells in den USA ablehnen. Sie erkennen, dass Händler eine wichtige Rolle spielen, insbesondere wenn sich die Lagerbestände, vor allem bei Elektroautos, auf den Händlerhöfen häufen. Zudem glauben mehr Automobilhersteller, dass sie in den nächsten fünf Jahren die primäre Kundenbeziehung und die meisten Kundendaten besitzen werden. Dennoch sehen die meisten eine geteilte Verantwortung zwischen Herstellern und Händlern.
Quelle: Automotive News Europe – Automakers will miss U.S. EV sales goals, car executives warn in survey / IEA – Trends in electric cars – Global EV Outlook 2024 – Analysis​ / IEA – Trends in the electric vehicle industry – Global EV Outlook 2024 – Analysis​ / Nasdaq – EV Trends for 2024: What to Expect from the Electric Vehicle Market