Analyse: Europas Fortschritte in der Batterieindustrie

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Sebastian Henßler
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  —  Lesedauer 3 min

Im Interview mit Battery-News spricht Professor Heiner Heimes von der RWTH Aachen über den aktuellen Stand der europäischen Batterie-Industrie und die wichtigsten Erkenntnisse aus dem neuen „Battery Atlas 2024“ (Download bei RWTH Aachen). Dieser Atlas zeigt die Fortschritte und Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Batterieproduktion in Europa auf.

In den letzten zwei Jahren hat Europa demnach bedeutende Fortschritte in der Batterie-Industrie gemacht. Professor Heimes betont die Notwendigkeit von Unabhängigkeit bei kritischen Komponenten der Lithium-Ionen-Batterie, insbesondere angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage. Der neue „Battery Atlas“ umfasst neun thematische Karten, die verschiedene Sektoren der Batterie-Industrie darstellen. Aus der aktuellen Ausgabe geht hervor, dass Europa trotz hoher Energiekosten ein wichtiger Markt in der Batteriebranche bleiben wird.

Neben Deutschland entwickelt sich Ungarn zu einem bedeutenden Zentrum der Batterieproduktion. Diese wachsenden Kapazitäten eröffnen neue Möglichkeiten in der Modul- und Packproduktion, was sowohl für den Automobilsektor als auch für stationäre Energiespeicher gilt. Dies fördert auch die Ansiedlung von Maschinen- und Anlagenbauern sowie Unternehmen der Qualitätssicherung in Europa. Es gibt zunehmend Lieferanten für Batteriematerialien in Europa, die erkannt haben, dass die Zellproduktion stabile Lieferketten erfordert.

Im Recycling-Bereich gibt es viele Neugründungen mit innovativen Ansätzen, die auf Effizienz und Nachhaltigkeit abzielen, wie Heimes zu verstehen gibt. Da nicht alle ausgedienten Batterien sofort recycelt werden müssen, wächst auch die Zahl der Akteure im Bereich der Second-Life-Speicher und der Testzentren. Batterien müssen umfassende Tests durchlaufen, bevor sie zugelassen werden. Die wachsende Anzahl an Unternehmen, die sich mit Batterieentwicklung beschäftigen, erhöht den Prüfaufwand, von dem die Testzentren profitieren.

Auch der Batteriesektor leidet unter Fachkräftemangel

Trotz dieser positiven Entwicklungen gibt es Herausforderungen, insbesondere bei der Besetzung von Stellen im Batteriesektor. Eine Studie des Portals „Verdict“ zeigt, dass diese Jobs schwer zu besetzen sind. In Deutschland planen Fahrzeughersteller bis 2030 rund 20.000 Fachkräfte für die Batterieproduktion einzustellen, haben aber bisher nur 1000 Stellen besetzen können. Die Ausbildung solcher Fachkräfte findet oft im Rahmen von geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten statt. Deshalb sei es wichtig, dass Hochschulen, wissenschaftliche Einrichtungen und Unternehmen weiterhin staatlich unterstützt werden. Die jüngsten Mittelkürzungen der Bundesregierung in diesem Bereich seien daher besonders problematisch.

Professor Heimes betont die Wichtigkeit der Vernetzung der verschiedenen Marktteilnehmer entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Durch Kooperationen können „schlüsselfertige Lösungen made in Europe“ angeboten und Skaleneffekte genutzt werden. Dies würde die europäische Batterie-Industrie stärken und die Elektromobilität vorantreiben. „Wenn es den verschiedenen Akteuren gelingt, Kooperationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu etablieren, können wir Dienstleistungen als schlüsselfertige Lösungen ‚made in Europe‘ anbieten,“ so Professor Heimes. Dies sei entscheidend, um Europa im globalen Wettbewerb zu stärken und die zukünftige Mobilität zu sichern.

Wenn nationale Grenzen überwunden werden, können Investitionen in die Batterieproduktion eines Landes den Maschinen- und Anlagenbau in einem anderen Staat stärken oder zur Nutzung von Batterietestzentren in einer wiederum anderen Nation führen. Durch gegenseitige Unterstützung bei der Entwicklung neuer Projekte könne die europäische Batterie-Industrie robuster gemacht und die langfristige Versorgung mit diesem wesentlichen Bestandteil unserer zukünftigen Mobilität gesichert werden, wie Heimes abschließend erklärt.

Quelle: Battery-News.de – „Kooperationen können schlüsselfertige Lösungen ‚made in Europe‘ hervorbringen“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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wassermuellerin:

Europa kann derzeit nicht mit den globalen Marktführern wie BYD, LG und Panasonic mithalten, da diese Unternehmen technologisch und produktionsseitig weit überlegen sind. Der Fachkräftemangel in Europa ist weniger relevant, da es an modernen Produktionsanlagen und effektiven Forschungseinrichtungen fehlt. Hohe Energiekosten und strenge Regulierungen erschweren zusätzlich die Wettbewerbsfähigkeit. Ohne signifikante Investitionen in Infrastruktur und technologische Entwicklungen sowie strategische Partnerschaften mit den Marktführern bleibt Europa ein Nischenanbieter in der Batterieindustrie.

Daher ist der Bericht schön aufgeblasen, aber Pseudofakten sollen Fakten und Moral ersetzen. Schlechte Zusammenfassung – den Lehrstuhl kann man besser nach Japan, China oder Korea verlagern. Dort wäre er besser aufgehoben. Die Situation erinnert an die DDR-Anstrengungen vor der Wende – viel Aufwand, wenig Wirkung.

@Daniel kann kann dich nur unterstützen!!

Daniel W.:

Ich habe leider kein Mikroskop, um die Fortschritte zu erkennen.

Vielleicht bin ich schon draufgetreten und habe „Europas Fortschritte in der Batterieindustrie“ zerstört.

Aber mal im Ernst – wenn China Riesenschritte in der Batterieindustrie macht, wie will da Europa mit seinen Trippelschrittchen mithalten?

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