Alternative Antriebe, Tempolimit, Bußgelder: So ticken Deutschlands Autofahrer

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 4 min

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie sorgen aktuell für spürbar weniger Verkehr auf Deutschlands Straßen – die gesellschaftlichen Beschränkungen schlagen sich auch in der allgemeinen Individualmobilität nieder. Mit einer schrittweisen Rückkehr zur Normalität wird sich dieses Bild mittelfristig wieder wandeln. Spätestens dann werden die Einstellungen der Autofahrer wieder verstärkt in den Fokus von Politik und Automobilwirtschaft rücken.

Für die repräsentative Autostudie 2020 hat das Umfrageinstitut Forsa im Auftrag der Targobank in den vergangenen Wochen und Monaten erneut 1000 Autofahrer in Deutschland befragt. Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Kriterien für den Kauf eines neuen Autos, die Einstellung zu alternativen Antriebsarten sowie die grundsätzlichen Ansichten zu aktuellen verkehrspolitischen Fragestellungen und Maßnahmen. Hier die Ergebnisse.

Alternative Antriebe weiter hoch im Kurs

Auch 2020 stehen alternativen Antriebe bei den Verbrauchern weiter hoch im Kurs, wenn es um den nächsten Autokauf geht. Das gilt insbesondere für den Hybridmotor, der im Vergleich zum Vorjahr um sechs auf nunmehr 23 Prozentpunkte zulegt. Grundsätzlich halten 73 Prozent der Befragten Hybridfahrzeuge für einen guten Kompromiss aus geringer Umweltbelastung und Reichweite. Während der Benziner nur noch für 29 Prozent (Vorjahr 43 Prozent) der Befragten die erste Option ist, geht der Trend auch zulasten des Diesels, der von gerade noch 14 Prozent (Vorjahr 17 Prozent) präferiert wird. Auch der Wasserstoffantrieb kann – auf niedrigem Niveau – in der Gunst der Autofahrer um zwei auf sechs Prozentpunkte zulegen.

Den reinen Stromer würden aktuell acht Prozent der Befragten wählen (Vorjahr 6 Prozent). Allerdings halten nur noch 49 Prozent der Befragten E-Fahrzeuge für umweltfreundlicher als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – 2019 sagten das noch 57 Prozent. Insgesamt plant mehr als jeder dritte Fahrer eines Verbrennungsmotors den Umstieg auf einen alternativen Antrieb – 37 Prozent.

Wie bereits in den vergangenen Jahren sehen wir einen steigenden Trend hin zu emissionsärmeren Antrieben. Da diese Alternativen zum Verbrenner in der Regel bei der Anschaffung kostenintensiver und noch nicht in relevanter Anzahl auf dem Gebrauchtwagenmarkt zu finden sind, rechnen wir mit zunehmenden Finanzierungsanfragen“, sagt Markus Häring, Chef der Targobank Autobank. Damit dieser Trend stabil bleibt, sei aber auch die Politik gefordert. Bund, Länder und Kommunen müssten stärker in eine flächendeckende Ladeinfrastruktur investieren. „Aktuell ist das Angebot an Strom- oder Wasserstoffzapfsäulen nicht konkurrenzfähig“, findet Häring.

Innerstädtisches Tempolimit und Umweltspuren kontrovers

Die Verkehrsbelastung in den Innenstädten wurde in den vergangenen Jahren immer wieder kontrovers diskutiert – insbesondere vor dem Hintergrund verminderter Luftqualität rückte das Thema Gesundheitsschutz verstärkt ins Blickfeld politischer Maßnahmen. Der Aussage „In Innenstädten sollte ein generelles Tempolimit von 30 km/h gelten“ stimmen 41 Prozent zu, 58 Prozent nicht. Wenn dadurch allerdings Fahrverbote aufgrund zu hoher Emissionswerte verhindert werden könnten, würden es zwei Drittel der Befragten befürworten.

Bei den Umweltspuren, die vielerorts als Lösungsversuch eingeführt wurden, sind sich die Befragten bundesweit uneins: Jeweils etwa die Hälfte halten sie für sinnvoll bzw. nicht sinnvoll. In Düsseldorf, wo diese Maßnahme seit Einführung immer wieder heftig diskutiert wurde, halten zwei Drittel Umweltspuren für nicht sinnvoll.

Akzeptanz für Tempolimit auf Autobahnen steigt – höhere Bußgelder für Raser gefordert

Ähnlich kontrovers wurde in den vergangenen Jahren das Thema Tempolimit auf Autobahnen diskutiert. Deutlich wird, dass die Akzeptanz für den deutschen Sonderweg sinkt. Mittlerweile wird von 62 Prozent der Befragten ein generelles Tempolimit befürwortet, 2019 waren es noch 57 Prozent. Im Durchschnitt halten Befürworter 130 km/h als Tempohöchstgrenze für angemessen. Damit einher geht der Wunsch der Befragten, die Bußgelder für Geschwindigkeitsüberschreitungen anzuheben: 77 Prozent sprechen sich dafür aus.

Auto bleibt für den Weg zur Arbeit unverzichtbar

Das Auto ist für viele Menschen ein unverzichtbares Verkehrsmittel, um zu Arbeit zu gelangen. Drei von fünf Erwerbstätigen fahren laut Befragung immer mit dem Auto zur Arbeit, jeder Fünfte gelegentlich, nur 18 Prozent können gänzlich darauf verzichten. Entsprechend verbreitet sind die Stauerfahrungen. Jeder Vierte steht mindestens einmal wöchentlich im Stau. Im Schnitt verbringen die deutschen Autofahrer an einem Stautag 13,4 Minuten stehend.

Als Alternative zum Auto gelten so genannte Job-Bikes. Diese bieten aktuell allerdings nur 15 Prozent der Arbeitgeber ihren Arbeitnehmern an. Während rund 50 Prozent der Befragten von Job-Bikes bereits gehört haben, sind sie bei 34 Prozent gänzlich unbekannt.

E-Roller – Gewinn für die innerstädtische Mobilität?

Im vergangenen Jahr ergänzte der E-Roller die Sharing-Palette in zahlreichen deutschen Großstädten. Obwohl sich mittlerweile mehrere Anbieter in dieser Mobilitätsnische tummeln, konnte das Angebot bei den Befragten noch keine nachhaltige Wirkung erzielen – eher im Gegenteil: Nur zwei Prozent nutzen sie öfter, fast 90 Prozent standen noch nie auf einem E-Roller. Auch die Imagewerte fallen gemischt aus: Zwar sehen 44 Prozent der Befragten die Roller generell als nützliches Fortbewegungsmittel und 28 Prozent als Möglichkeit, den innerstädtischen Autoverkehr zu reduzieren. Gleichzeitig gelten sie vielen als gefährlich (77 Prozent), werden als störend für das Stadtbild (67 Prozent) oder grundsätzlich als nervig wahrgenommen (61 Prozent).

Quelle: Targobank — Pressemitteilung vom 03.05.2020

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Alex:

Umfragen sind überwiegend gefaked bis frei erfunden.
Im Prinzip müsste man man jedes Interview dokumentieren.
Das würde einen Aufschrei geben wenn das gesetzlich gefordert würde.
Das wird aber nie passieren da die Politik der potenteste Auftraggeber von Gefälligkeitsumfragen ist.
Aber zum Thema.
Härtere Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen haben wir eben bekommen.
Sollen die jetzt wöchentlich verschärft werden bis wir bald rückwärts fahren?
gegen ein tempolimit von 130Km/h habe ich persöhnlich nichts.Andere sehen das sicher anders
was ihr gutes recht ist.
Einen Zeitgewinn mit höherem Tempo kann man heute zumindest tagsüber kaum noch herausfahren.
Die meisten Leute die ich kenne aus verschiedensten Schichten hetzen sofort ab wenn sie E-Mobilität auch nur hören.
ich frage mich wo die ganzen E-Auto fans sind.Ich bin der Einzige von vielen die ich kenne.
Die Verkaufszahlen werden es ja zeigen.
Langfristig kommt es onehin was mit persöhnlich recht ist.
Auf einen E-Roller habe ich null Bock.Kleine Sachen mache ich mit dem Rad und in die Arbeit wenn ich nach der Corona Scheisse noch eine habe fahre ich mit dem Auto.

Titan:

Man hört die nur immer eeeewig, weil die sooo lahm sind. Und so kurz übersetzt, Drehzahlorgien für NIX

Andreas E.:

Und der Lärm den viele der kleinen Roller machen, auch wenn nicht daran rum gebastelt wurde.

Silverbeard:

Gerade bei E-Rollern könnte eine gesetzliche Regelung gefunden werden. Da kann wirklich Niemand behaupten, er müsse damit 1.000km in den Sommerurlaub fahren können. Roller mit 25 oder 45 km/h Höchstgeschwindigkeit sind für die Kurzstrecke und E-Roller können die genauso gut bewältigen.

Ganz abgesehen vom unnötigen CO2 Ausstoss ist Abgasbehandlung bei Rollern mit Verbrennermotor ein Fremdwort.

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