Einblicke: Alltagstauglich E-Auto fahren als Vielfahrer

Cover Image for Einblicke: Alltagstauglich E-Auto fahren als Vielfahrer
Copyright ©

Iurii Vlasenko / Shutterstock.com

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 5 min

Im letzten Podcast hatte ich das Vergnügen, mit Larry Terwey zu sprechen, einem Vielfahrer und leidenschaftlichen Verfechter der Elektromobilität. Larry lebt südöstlich von München und ist seit über 25 Jahren auf den Straßen unterwegs, wobei er jährlich zwischen 80.000 und 130.000 Kilometer fährt. Seit fünf Jahren legt er diese immense Strecke komplett elektrisch zurück. Beruflich ist er im Bereich IT tätig, seine Arbeit bringt ihn oft quer durch Deutschland und darüber hinaus, was ihn zu einem der erfahrensten Elektroautofahrer macht, die ich kenne.

Vom Porsche 911 Cabrio zum Tesla Model S – und nicht zurück

Larry erzählte mir, wie sein Weg zur Elektromobilität aussah – von einem Porsche 911er Cabrio hin zu einem Tesla Model S. „Es war eine Reise“, sagt er. Bereits 2012/2013 machte er eine Probefahrt in einem Tesla Model S, war jedoch zunächst skeptisch. Die hohen Kosten und die damals noch unzureichende Ladeinfrastruktur hielten ihn zunächst davon ab, vollständig umzusteigen. Auch die Diskussionen um die Umweltbelastungen durch Rohstoffe wie Lithium und Kobalt schreckten ihn ab.

Erst 2019, nach tiefergehender Recherche und dem Konsum diverser Podcasts, erkannte er, dass die Herausforderungen nicht so gravierend waren, wie es oft dargestellt wurde. Er entschied sich, den Schritt zu wagen, und bestellte seinen ersten Tesla – ein Model 3. Ein echter Glücksgriff, wie sich schnell herausstellte: „Nach zwei, drei Monaten hab ich gemerkt, dass ich mit keinem der anderen Autos etwas hätte anfangen können als Vielfahrer, weil die Reichweite nicht groß genug war und die Ladeinfrastruktur einfach nicht da war.

Ein zentraler Punkt unseres Gesprächs war die Frage, ob die Elektromobilität für Vielfahrer wie ihn geeignet ist. Larry erklärte, dass er anfänglich durchaus Vorurteile hatte, vor allem in Bezug auf die Reichweite und das Aufladen. Diese Zweifel haben sich jedoch schnell verflüchtigt. Heute sieht er die Sache gelassen: „Ich habe überhaupt gar keine Reichweitenprobleme. Selbst auf langen Strecken habe ich durch eine gute Planung und die Nutzung der Tesla Supercharger keine Einschränkungen.“ Er beschrieb seine Ladestrategie, bei der er gezielt nur so viel lädt, wie für die nächste Etappe nötig ist, um die Ladezeit zu minimieren und die Geschwindigkeit hochzuhalten. Sein Ziel ist es, stets mit einem minimalen Ladezustand an der nächsten Station anzukommen, um den höchsten Ladestrom zu nutzen und möglichst schnell weiterfahren zu können.

Besonders hervorzuheben ist Larrys Begeisterung für die Tesla-Supercharger, die ihm als Vielfahrer ein Höchstmaß an Flexibilität böten. „Die Tesla Supercharger sind immer noch der Vorteil von Tesla. Andere Hersteller holen auf, aber die Dichte und Verfügbarkeit der Tesla-Ladestationen sind immer noch unübertroffen.“ Doch Larry sieht auch die Entwicklung bei anderen Anbietern positiv. Die Schnellladeinfrastruktur wird kontinuierlich ausgebaut, und mittlerweile kann man auch mit anderen E-Autos bequem Langstrecken zurücklegen. Trotzdem bleibt Tesla für ihn der Vorreiter, insbesondere aufgrund der Ladeinfrastruktur und der Effizienz der Fahrzeuge.

1500 Kilometer am Tag, kein Problem

Larrys Erfahrungen haben gezeigt, dass das Fahren eines Elektroautos nicht nur möglich, sondern auch angenehm und effizient ist – selbst für jemanden, der regelmäßig mehr als 1000 Kilometer am Tag zurücklegt. „Ich habe Tage, da fahre ich 1500 Kilometer. Das geht problemlos, solange man gut plant und die Ladezeiten sinnvoll nutzt, zum Beispiel für Telefonate oder Meetings.“ Dabei betonte er, dass die Ladezeiten heute so kurz sind, dass sie kaum ins Gewicht fallen: „Ich lade oft nur zwischen 12 und 15 Minuten. Das ist nicht länger als eine typische Pause, die man auch mit einem Verbrenner machen würde.

Ein weiteres Thema unseres Gesprächs war der Komfort beim Laden. Larry erinnerte sich an die Anfangszeit der Elektromobilität, als man für jede Ladesäule eine andere Ladekarte oder App benötigte – eine Herausforderung, die er als Vielfahrer gut kennt. Obwohl sich vieles verbessert hat, sieht er hier noch viel Potenzial für weitere Vereinfachungen. „Ich würde mir mehr Transparenz und einheitliche Standards wünschen, sowohl bei den Preisen als auch bei der Handhabung der Ladekarten und Apps.“ Seiner Meinung nach könnte ein zentrales Portal oder eine App, die alle verfügbaren Ladesäulen und deren Preise auflistet, die Situation erheblich verbessern.

Trotz dieser Herausforderungen sieht Larry die Zukunft der Elektromobilität sehr positiv. Er hat viele Freunde und Kollegen, die ebenfalls auf E-Autos umgestiegen sind und damit sehr zufrieden sind. „Ich kenne nur sehr wenige, die sagen, das war mein letztes E-Auto, ich steige wieder auf den Verbrenner.“ Für ihn ist klar, dass die Vorteile der Elektromobilität – von der Kosteneffizienz über den Fahrkomfort bis hin zur Umweltfreundlichkeit – langfristig überwiegen. Neben mehr Transparenz und besseren Informationen für die Nutzer hofft er, dass die Ladeinfrastruktur weiter ausgebaut wird, sodass jeder Fahrer – egal, welches Modell er fährt – schnell und unkompliziert laden kann. „Einfach in irgendeinem Portal zu sehen, welche Ladesäule verfügbar ist, welcher Anbieter dort zu welchem Preis lädt – das wäre ein echter Fortschritt.

Larry Terwey hat mit seiner Begeisterung und seinen Erfahrungen gezeigt, dass Elektromobilität heute schon eine alltagstaugliche und effiziente Alternative ist – auch für Vielfahrer. Nun aber genug der Vorworte lasst uns direkt in das Gespräch einsteigen und mehr über Larrys Erlebnisse und Einsichten erfahren.

Gerne kannst du mir Fragen zur E-Mobilität, die dich im Alltag beschäftigen, per Mail zukommen lassen. Die Antwort darauf könnte für andere Hörer des Podcasts ebenfalls von Interesse sein. Wie immer gilt: Über Kritik, Kommentare und Co. freue ich mich natürlich. Also gerne melden, auch für etwaige Themenvorschläge. Und über eine positive Bewertung beim Podcast-Anbieter deiner Wahl freue ich mich natürlich auch sehr! Danke.

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Marcel Gleißner:

Ganz genau

Bruno Grau:

130000 km ist enorm nachhaltig….

Alexander Sell:

Einen neuen könnte ich mir auch nicht leisten. Daher habe ich mir 2018 einen Renault Zoe Q90 gekauft. Bis Sep. 2024 damit 278.000 km gefahren und dann einen gebrauchten Tesla Model 3 Long Range von 2022 mit 106.000 km gekauft.
Der war günstiger als der Zoe damals und kommt fast viermal soweit und lädt ein -zig Faches schneller.

Alexander Sell:

Was ist dann nachhaltig? Nicht arbeiten?
Es gibt eben Aufgaben, bei denen man nach wie vor Vorort sein muss.

Gastschreiber:

Ich verstehe die Frage im Zusammenhang mit dem Artikel nicht. Wer sich das Profil der Person und die Beschreibung seiner Arbeit angesehen hat, dem dürfte klar sein, dass er nicht das ganze Jahr über Hardware tauscht und Kabel zieht.

Smartino:

„Das ergibt gerade mal 400 bis 650 Km pro Tag“
Das bedeutet, dass du täglich durchschnittlich 5 Stunden in der Karre hockst. Bleiben noch 4 Stunden für produktive Arbeit.
Da würde ich definitiv den Job wechseln!

Läubli:

Tja… oft hilft es einem in solchen Situationen, wenn man darüber nachdenkt, warum einige Menschen denn so viel fahren müssen, ich glaube kaum, dass sich das jemand freiwillig in der Freizeit leisten kann und will. Beruflich ist es ganz normal in einigen Sektoren, dass man im Schnitt pro Tag mehrere 100km fährt, das ist nicht neu und wenn man über den eigenen Tellerrand hinaus schauen will, auch sofort klar. Jedenfalls sind auch auf Langstrecke BEV’s viel nachhaltiger als es jeder Diesel ist, das ist ja schon lange bewiesen.

HANS-PETER:

Also auf jeden Fall nachhaltiger mit einem Elektroauto, als mit einem Verbrenner. Es gibt Berufe wo das fahren mit Autos zum täglichen Leben gehört. Ob sie nun Vertriebs Chauffeur, Vertreter, Fimenbetreuer oder IT Speziallist sind, die Arbeit kommt nicht zu Ihnen nach Hause. Auch Lastwagen Chauffeure haben viele Km zu fahren vor allem die Fernfahrer. Ob das nun in Ihre Art von Arbeits Ansicht passt oder nicht, spielt dabei gar keine Rolle. Ich selber bin 1 Jahr lang jede Nacht 420 Km, mit einem Opel Combo gefahren und habe Tankstellen mit Frischwaren beliefert. 5 Tage die Woche Sommer und Winter in der Schweiz und Lichtenstein. Davor hatte ich zwei schwere Autounfälle beide Male Unschuldig und sogar gestanden, das Ergebnis war 50% Invalide und keiner wollte mir einen Job geben. Ich wollte aber Arbeiten um Geld zu verdienen und deshalb habe ich jede Arbeit angenommen.

HANS-PETER:

Genau das ist das Problem der jetzigen Autokriese. 70 % der Deutschen kauften und kaufen nie ein Neues ab Fabrik geliefertes Auto. Der erste Abschreiber ist den meisten Menschen einfach zu groß. Im Normalfall ist das seit 40 Jahren so bei 20% des Preise den sie bezahlt haben, in dem Moment wo das Auto Immatrikuliert ist. Also sie kaufen ihr Auto mit Ihrer Nummer dran und wollen es auf dem Platz wieder zurückgeben, dann verlieren sie 20% des Geldes.

HANS-PETER:

Hallo Smartino nicht denken nicht lesen und schon gar nicht bewerten wenn man nicht weiß worum es geht. Er schreibt von 80000 -130000 Km pro Jahr! Das ergibt gerade mal 400 bis 650 Km pro Tag bei 200 Arbeitstagen gerechnet. Also absolut machbar. Natürlich wenn er dann mal einen Tag 1500 Km fährt hat er schon mehrere Tage die er nicht fährt. Also nicht von großen Zahlen erschrecken lassen, das ergibt auf den Arbeitstag gar nicht so viel. Ich selber fahre am Tag so gut wie nie mehr als 900 Km auch auf Ferienreisen, denn ich bin am Reisen und nicht auf der Flucht. Habe aber mit meinem Cupra Born e-Boost 77 auch viele Reisen gemacht, seit ich in vor 15 Monaten gekauft habe und der Tachostand ist jetzt bei 42000 Km.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Alle Daten und Fakten zum neuen BMW iX3

Michael Neißendorfer  —  

Alle bislang bekannten Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV iX3, den BMW kurz vor der IAA als erstes Serienmodell der Neuen Klasse präsentiert hat.

Cover Image for Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Weltpremiere des BMW iX3: Der ganz große Schritt

Stefan Grundhoff  —  

BMW will sich neu erfinden, die Neue Klasse bekommt mit dem iX3 ihr erstes Gesicht. Rein auf dem Papier hat das E-Auto das Zeug zum Technologieführer.

Cover Image for Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Klimakrise: Nichtstun wird am teuersten

Michael Neißendorfer  —  

Kosten für Klimaschutz-Maßnahmen sind niedriger als die Schäden, die anderenfalls durch einen verschärften Klimawandel entstehen, so zwei aktuelle Studien.

Cover Image for Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Fahrbericht: Wie sich das Xpeng G6 Facelift (2025) schlägt

Sebastian Henßler  —  

Der überarbeitete Xpeng G6 überzeugt im Kurztest mit starker Ladeleistung, verbessertem Fahrwerk und viel Komfort – trotz kleiner Schwächen im Detail.

Cover Image for Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Ohne Helmpflicht: BMW elektrifiziert den Dachroller

Tobias Stahl  —  

BMW stellt auf der IAA 2025 einen neuen Elektro-Roller vor. Der kommt mit Dach daher und befreit seine Fahrer dank Sicherheitsgurten von der Helmpflicht.

Cover Image for Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Umfrage: Deutschland zwischen Auto-Liebe und E-Zweifel

Sebastian Henßler  —  

Eine Umfrage von Finn zeigt: E-Mobilität fasziniert viele, doch Skepsis und hohe Kosten bremsen die Mehrheit beim Umstieg aufs Elektroauto.