In einem Bürgerentscheid haben die Hamburger am Sonntag entschieden, dass die Hansestadt schon ab 2040 klimaneutral sein soll und nicht – wie bislang vorgesehen – erst 2045. Möglich wird dies nur durch konsequente Maßnahmen, die auch stark den Verkehr betreffen. Der ADAC schreibt nun in einer Pressemitteilung mit Blick auf die Entscheidung für mehr Klimaschutz von einer „Katastrophe für den Verkehr“.
Die Kritik des ADAC bezieht sich vor allem auf zwei Details, die mit dem sogenannten Zukunftsentscheid einhergehen: Tempo 30 soll innerorts flächendeckend zum Standard werden, zudem dürfen ab 2040 in Hamburg nur noch emissionsfreie Fahrzeuge, also keine mit Verbrennungsmotor, unterwegs sein – also nach heutigem Stand nur Elektroautos und die fast vom Markt verschwundenen Wasserstoffautos.
„Zwar gilt ab 2035 europaweit ein Verbrenner-Aus beim Neuwagenkauf, allerdings sind zu diesem Zeitpunkt schätzungsweise noch rund 40 Million Verbrenner auf Deutschlands Straßen unterwegs“, führt der Automobilclub aus. Hamburger seien aber nun ab 2040 dazu gezwungen, zur Elektromobilität zu wechseln, wenn sie mit dem Auto unterwegs sein wollen. „Ein Fahrverbot für Verbrenner ist ein Verbot dieser Fahrzeuge“, stellt der ADAC fest. Ein „Verbrennerverbot“ für neu zugelassene Taxis gilt in Hamburg übrigens bereits. Und selbst die Feuerwehr hat sich in der Hansastadt schon zukunftssicher aufgestellt.
Werden Busse ausgebremst?
„Der öffentliche Nahverkehr wird die aus dem Verbrennerverbot resultierenden zusätzlichen Fahrgäste nicht auffangen können“, ist Hanno Huijssen, Vorstandsvorsitzender des ADAC Hansa, überzeugt. Und auch mit Blick auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist Huijssen skeptisch und sagt: „50 Prozent der ÖPNV-Nutzer werden schon jetzt von Bussen transportiert. Ein flächendeckendes Tempo 30 bremst die Busse aber aus. Dabei wurde gerade viel Geld in ein Beschleunigungsprogramm gesteckt, um die Menschen besser von A nach B fahren zu können. Eine Bewältigung des steigenden Fahrgastzahlen ist deswegen nicht möglich. Auch wenn man U- und S-Bahnen miteinbezieht.“
Verschiedene Untersuchungen hätten zudem gezeigt, dass Tempo 30 bei konstanter Geschwindigkeit bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu einem höheren Verbrauch an Treibstoff, einem vermehrten Ausstoß an Stickoxiden sowie zu mehr motorbedingtem Feinstaub führt. „Wenn es aber ein Fahrverbot für Verbrenner gibt, ist es für das Klima irrelevant wie schnell die E-Autos fahren. Der Schadstoffausstoß ist gleich null“, schreibt der ADAC. Welchen Einfluss die Geschwindigkeit auf die Entstehung von Unfällen hat, könne zudem nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Nachvollziehbar ist eine weitere Überlegung des ADAC: Sollte künftig auch auf Hauptverkehrsstraßen in Hamburg Tempo 30 gelten, gäbe es keine Notwendigkeit mehr, sich vor allem an diesen Hauptverkehrsachsen zu orientieren. Mehr Menschen würden mit dem Auto den direkten Weg fahren – und der geht oft mitten durch Wohngebiete, in denen heute schon Tempo 30 herrscht. Somit könnte der Verkehr dort zumindest vielerorts deutlich zunehmen, wo man ihn eigentlich nicht haben möchte.
Freude vor allem bei Grünen und Linken
Trotz der Kritik an einem Verbrennerverbot in Hamburg ab 2040 befürwortet der ADAC „eine klimafreundliche Mobilität bis 2045“. Die Elektromobilität spiele dabei eine wichtige Rolle. „Der weitere Erfolg hängt maßgeblich von erschwinglichen Fahrzeugmodellen und günstigem Strom für das Laden ab. Ebenfalls wichtig sind ein flächendeckendes und verbraucherfreundliches Ladenetz inklusive Preistransparenz sowie einfachen Bezahl- und Abrechnungssystemen“, schreibt der ADAC. Dazu gehörten in Hamburg vor allem auch die Förderung privater Ladeinfrastruktur in Mehrparteienhäusern.
In der Hamburger Politik rief das Ergebnis des Bürgerentscheids unterschiedliche Reaktionen hervor. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dennis Thering sagte laut NDR: „Durch das Zustandekommen des sogenannten Zukunftsentscheids wird ein Kurs eingeschlagen, der unserer Stadt in vielerlei Hinsicht schadet.“ Die AfD stempelte das Ergebnis der demokratischen Abstimmung als „irrsinnige Klima-Ideologie“ ab. Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD, kündigte an, das Ergebnis respektieren zu wollen. Begeisterung herrschte hingegen bei den Grünen und Linken. Klima-Aktivisten Luisa Neubauer, die eine der treibenden Kräfte des Zukunftsentscheids war, schreibt dem Ergebnis sogar eine historische Bedeutung zu: „Wir haben Geschichte geschrieben.“
Quelle: NDR – „Zukunftsentscheid“: Hamburger stimmen für mehr Klimaschutz; ADAC – Pressemitteilung vom 12. Oktober 2025