ACC-Batteriefabrik in Kaiserslautern „im Plan“

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Hier sollte eigentlich eine neue Batteriefabrik entstehen / ACC (Bild aus April 2023)

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

In Kaiserslautern entsteht derzeit eine größten Batteriezellenfabriken in Europa. Auf einem früheren Teil des dortigen Opel-Standorts laufen die Vorbereitungen für den Baustart. Der Autohersteller wuppt den Bau sowie die geplante Produktion in Zusammenarbeit mit dem Batterie-Joint-Venture ACC, an dem neben Opel und Mutterkonzern Stellantis auch Mercedes-Benz sowie Saft, ein Tochterunternehmen von TotalEnergies, zu jeweils einem Drittel beteiligt sind.

Die geplante Batteriezellfertigung schreitet plangemäß voran“, erklärte ein Sprecher von Opel dem Nachrichtenportal InRLP zufolge. Die Bauarbeiten für das Milliarden-Projekt haben bereits Ende 2022 begonnen. „In Kaiserslautern werden ab 2023 schrittweise drei Blöcke mit einer Kapazität von jeweils 13,4 Gigawattstunden entstehen“, so der Sprecher weiter. Der Produktionsstart ist die 2025 vorgesehen, ihre volle Kapazität soll die Batteriefabrik aber erst fünf Jahre später erreichen: „Nach Fertigstellung der drei Produktionsblöcke Ende 2030 wird die Gigafactory ihre volle Kapazität von 40 Gigawattstunden erreichen, Zellen und Module für bis zu 600.000 Elektrofahrzeuge pro Jahr produzieren.“

Über die Arbeiten auf dem früheren Teil des Opel-Geländes hatte ACC bereits zu Jahresbeginn berichtet. Im ersten Schritt mussten Versorgungsleitungen entworren und neu verlegt werden. Eine Drohnenaufnahme zeigt, wie der Rückbau einer alten Halle Platz für die neue Batteriezellfertigung schafft.

Neue Fabrik auf dem Gelände einer alten Halle

Die neue Batteriezellenfabrik wird auf dem Gelände des Opel-Standorts gebaut, der derzeit Komponenten für verschiedene Marken und Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe produziert. „Ein Ansatz, der für die Nachhaltigkeitsstrategie von ACC von wesentlicher Bedeutung ist. Die neuen Produktionshallen werden auf dem Gelände alter Hallen errichtet, sodass kein neuer Flächenbedarf entsteht“, erläutert ACC-Deutschland-Chef Peter Winternheimer. Das trage wesentlich zum Umweltschutz bei.

Um aus einem Fabrikgelände zwei eigenständige Standorte zu machen, wird großer Aufwand betrieben. Mit „Site-separation“ bezeichnen Fachleute die technische Trennung zwischen den bestehenden Produktionshallen am weiterhin aktiven Opel-Standort und dem „neuen“ Teil des Geländes, auf dem nun bereits der erste der drei geplanten Produktionsblöcke der Gigafactory entsteht.

Alle Anschlüsse wurden gekappt und neu verlegt

Diese technische Trennung der Hallen von Stellantis von den ACC-Hallen sei sehr aufwendig gewesen und habe besondere Fachkompetenz erfordert. Alle bisherigen Anschlüsse – Elektrokabel bis an jede Ecke, Wasser- und Abwasserleitungen, Wärmeleitungen, die gesamte Medienversorgung – zu den ehemaligen Hallen mussten aufwändig gekappt werden, da die meisten Anschlüsse unterirdisch oder in luftiger Höhe über dem künftigen Bauplatz verliefen. Gleichzeitig wurden bereits neue Kabel und Rohre verlegt und neue Verbindungen hergestellt, um die ganze Zeit über trotz der Arbeiten einen reibungslosen, unterbrechungsfreien Betrieb auf dem Gelände von Stellantis sicherzustellen.

Parallel zum Abschluss der technischen Vorbereitungen wurde außerdem auch die rechtliche Übertragung des künftigen ACC-Geländes von Stellantis an ACC abgeschlossen. Damit liege das Werk genau im Zeitplan, die erste Planungsphase zum Bau der neuen Fabrik in Kaiserslautern sei beendet, heißt es vom Unternehmen.

Ein europäisches Vorzeigeprojekt

ACC (Automotive Cells Company) ist im Jahr 2020 als Joint Venture zur Entwicklung und Produktion von Batteriezellen und -modulen für Elektroautos von den Konzernen Stellantis und TotalEnergies – zusammen mit ihrer Tochtergesellschaft Saft – gegründet worden. 2022 hat sich Mercedes-Benz als dritter Partner angeschlossen. ACC betreibt ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Frankreich in der Nähe von Bordeaux, sowie eine Pilot- und Testanlage in Nersac bei Angoulême.

Das Werk in Kaiserslautern soll die zweite Batteriefabrik von ACC werden. Ein erster Produktionsstandort entsteht derzeit in Billy-Berclau Douvrin, in Nordfrankreich. Dort will das Batterie Joint Venture in der zweiten Jahreshälfte 2023 mit einer Kapazität von zunächst mindestens 8 GWh die Produktion aufnehmen und bis Ende 2029 auf 24 GWh hochfahren, sobald die drei geplanten Produktionsblöcke fertig gebaut sind. Der Standort bietet sogar Platz für einen vierten Block, wenn höhere Kapazitäten notwendig werden sollten. Auch die Fabrik in Douvrin Billy-Berclau entsteht auf einem bestehenden Industriegelände.

In der italienischen Stadt Termoli wird voraussichtlich die dritte der drei geplanten Gigafactories entstehen. Nach eigenen Angaben werde ACC insgesamt rund sieben Milliarden Euro in die Entwicklung und Produktion „modernster Batterietechnologie für die Mobilität der Zukunft“ investieren – in eine Technologie, die von Frankreich, Deutschland und der Europäischen Union stark unterstützt wird.

In Kaiserslautern werden gut zwei Milliarden Euro investiert, von denen Bund und Land rund ein Viertel zuschießen – gut 437 Millionen Euro. Zum Start der Fabrik im Jahr 2025 sollen in Kaiserslautern 700 Mitarbeiter beschäftigt werden, 2030 sollen es schließlich 2000 sein – zum großen Teil Facharbeiter.

Quelle: InRLP – Opel äußert sich zum Standort Kaiserslautern / ACC – Pressemitteilung vom 11.01.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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