40 Prozent der Autokäufer wollen ein Elektrofahrzeug anschaffen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Große Lust auf ein anderes Auto, und gerne auch mit E-Antrieb: Die Deutschen haben die Liebe zum Auto auch in Corona-Zeiten nicht verloren, so die zehnte Studie „Trends beim Autokauf 2021“. Denn 40 Prozent der befragten Personen beschäftigen sich ganz konkret mit einem Autokauf in den kommenden 18 Monaten, der zweithöchste Wert seit der Ersterhebung der Studie im Jahr 2003. Beim Thema Elektromobilität wachsen die Kundenanforderungen an Reichweite und möglichst kurze Ladezeiten. Gleichzeitig nimmt die Bereitschaft zu, für ein Elektroauto auch mehr zu bezahlen.

Das Auto hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren“, sagt Patrick Wendeler, Vorstandsvorsitzender von Aral. „Das Interesse der Kunden an einem Neuwagen war selten so hoch wie heute und die Bereitschaft wächst, für neue Antriebstechnologien auch mehr zu bezahlen. Für uns ein klares Zeichen, dass die E-Mobilität weiter an Fahrt gewinnen wird.“ Bei der Wahl der Antriebssysteme sieht Dr. Peter Sauermann, Leiter der Aral Forschung, die Branche vor einem Paradigmenwechsel: „Die Studie zeigt, dass Autofahrende aufgeschlossen für alternative Mobilitätskonzepte sind. Elektrifizierte Antriebe sind beim Kaufinteresse inzwischen gleichauf mit Diesel und Benziner.“

Der Tankstellenbetreiber Aral legt die repräsentative Studie „Trends beim Autokauf“ (als PDF verlinkt) im Zwei-Jahres-Rhythmus auf und befragt Autofahrende zu ihren Vorlieben beim Autokauf sowie ihrer Einstellung zu Mobilitätsthemen. Durch die lange Historie der Erhebung mit immer wiederkehrenden Fragen können Langfristtrends zuverlässig von modischen Episoden unterschieden und das Stimmungsbild unter den Autokäufern trennscharf wiedergegeben werden.

Die Schwerpunkte der 32-seitigen Studie des Tankstellen-Marktführers im Überblick:

Der Autohandel kann auf ein hohes Interesse bauen: Das grundsätzliche Kaufinteresse von 40 Prozent wurde seit der Ersterhebung der Studie nur einmal im Jahr 2017 geringfügig übertroffen. In den Jahren zwischen 2003 und 2013 lag dieser Wert dagegen nur zwischen 18 und 26 Prozent. Interessanter Teilaspekt: Während bei der Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 die Teilnehmenden noch nahezu gleich häufig einen Neuwagen oder einen Gebrauchtwagen auf dem Einkaufszettel hatten, gibt es jetzt einen klaren Favoriten: 19 Prozent der Kaufinteressierten wünschen sich einen Neuwagen – das entspricht einem deutlichen Zuwachs von 5 Prozentpunkten gegenüber der Erhebung des Jahres 2019. Dagegen sinkt das Interesse an einem Gebrauchtwagen von 12 auf jetzt 10 Prozent. Somit bleibt dem Gebrauchtwagen nur noch Rang 3 auf der Prioritätenliste, da 11 Prozent der Teilnehmenden demnächst einem Jahreswagen den Vorzug geben wollen.

Wechsel an der Spitze bei der Markenwahl: Ganz oben in der Gunst der Kaufinteressenten stehen nun Audi und Volkswagen mit einer Zustimmungsquote von jeweils 14 Prozent. Für BMW reicht ein kleiner Rücksetzer von 14 auf jetzt 13 Prozent im Vergleich zur 2019er Studie, um die Pole-Position einzubüßen. Hinter dem Spitzentrio folgt Mercedes mit einem deutlichen Rückstand. Ehemalige Volumenmarken wie Ford und Opel liegen inzwischen auf dem Niveau von Skoda und Tesla.

Paradigmenwechsel bei den bevorzugten Antriebsarten steht bevor: Bei der Erhebung im Jahr 2019 setzten zwei Drittel der Autofahrenden noch auf Diesel- oder Ottomotoren. Inzwischen ist das Kräfteverhältnis zwischen den konventionellen Antrieben und den Alternativen wie Hybrid- oder Elektromotor nahezu ausgeglichen. Jeder Vierte (27 Prozent) will sich ein Hybridfahrzeug zulegen. Auch das Interesse an einem rein elektrisch betriebenen Fahrzeug hat sich innerhalb von zwei Jahren auf 15 Prozent mehr als verdoppelt. Dagegen sind andere Optionen wie Erdgas oder Autogas fast in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

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Aral

Die Anforderungen an die Alltagstauglichkeit der E-Mobilität steigen: Vor zwei Jahren lag die durchschnittlich erwartete elektrische Reichweite noch bei 531 Kilometern, heute sollen es mit 680 Kilometern bis zum nächsten Ladestopp deutlich mehr sein. Bei der Mindestreichweite geht die Schere zwischen realem Angebot und Kundenwunsch somit weiter auseinander. Ähnlich ist die Situation bei der Ladedauer: Für 63 Prozent der Teilnehmenden verläuft die Schmerzgrenze bei 30 Minuten oder deutlich darunter. Nur 31 Prozent würden eine Stunde oder länger akzeptieren.

Zusatzausgaben für die E-Mobilität werden salonfähig: Wäre das gewünschte Modell auch als reiner Stromer verfügbar, würden Kaufinteressenten einen deutlich höheren Kaufpreis im Vergleich zu Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb akzeptieren. 7085 Euro sind es im Durchschnitt. Vor zwei Jahren lagen die akzeptierten Mehrausgaben dagegen nur bei 3210 Euro. Erstmals wurde in der aktuellen Studie auch abgefragt, ob der potenzielle Elektroauto-Kauf von der Umweltprämie abhängt. Dem stimmten 38 Prozent der Teilnehmenden zu. 62 Prozent würden ein Elektroauto auch ohne staatliche Förderung kaufen.

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Aral

Quelle: Aral – Pressemitteilung vom 23.08.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Johannes:

Von den meisten aktuell angebotenen Fahrzeugen würde ich die Variante mit dem kleinsten Akku wählen. Mit etwas Erfahrung erlischt ja die Reichweitenneurose.

David:

Da ist zwar was dran.

Aber wir wissen alle, es sind Milliarden in der Akkuforschung investiert, weil es gerade das Boom-Geschäft ist, wo du mit zweistelligen Milliardenbeträgen überschüttet wirst. Da wird was bei rauskommen. Denn die jetzigen Fortschritte sind mit Forschungsgeldern im nur zweistelligen Millionenbereich gemacht worden.

Wenn sich die Energiedichte verdoppelt, wird der Akku doppelt so groß werden, nicht kleiner oder leichter. So war das bei technischen Dingen zu Anfang stets. Heute haben sie ungefähr 30-110 kWh. Ende des Jahrzehnts sind es 60 bis 220 kWh. Ab dann erst wird es kleiner und leichter, weil mehr als 220 kWh benötigt man absolut nicht im PKW.

VW und Mercedes werden auf 800V umsteigen, wo es sich lohnt. Zwischenschritt kann stabil 220 kW bis 80% bei 400 V sein. Aber am Ende des Jahrzehnts wird man mit 440 kW bis 90% laden können. Da bist du bei 5 Minuten für übliches Nachladen.

KaiGo:

Die Studie zeigt eigentlich was der Herr Duessmann von Audi mal prognostiziert hat. Erstmal brauchen wir größere Akkus um die Leute zu überzeugen umzusteigen. Später werden die Akkus dann wieder kleiner wenn die Leute merken, dass sie das garnicht brauchen.
Aber auch Kia und Hyundai sind mit 800V und 18min Ladezeit auf dem richtigen Weg. Ich hoffe VW schwenkt auch noch auf 800V mit dem MEB um.

KaiGo:

Man kann auch Äpfel mit Birnen vergleichen. E-Up oder Model 3? Im Ernst? Das eine ist ein Kleinstwagen, ein Model 3 geht für eine keine Familie klar wenn man nicht zu zu viel Gepäck neigt.

Klar tut es für den Alltag auch ein eUp für viele. Ein Dacia oder Daihatsu auch. Aber soll tatsächlich Leute geben und davon garnicht zu wenig für die ein Auto mehr wie ein Gebrauchsgegenstand der einen wie auch immer von A nach B bringen soll. Und die heutigen Autos sind deutlich geeigneter für die Langstrecke. Alleine was den Komfort angeht. Dann natürlich auch Reichweite und Ladespeed. Und wenn ich nur maximal 120km/h fahren kann, funktioniert das nicht um die Allgemeinheit zu überzeugen.

David:

Wenn dir das Ergebnis nur passt, ist so eine Studie plötzlich toll. Aha.

Ich denke, da muss man einfach trennschärfer und kürzer, vielleicht nur die eine Frage, fragen und vor allen Dingen eine größere Personengruppe durch ein renoviertes Meinungsforschung und das im Jahresverlauf regelmäßig.

Dann bekommt man eine Idee, ob und wie Elektromobilität gefragt ist.

David:

Mir ist deine Rechnung nicht klar. Wenn der e-Upsilon 13k gekostet hat, wo gibt es ein M3 für 23k? Habe eben nachgeguckt: 35k nach Förderung. Die tricksen ja immer auch mit dem Preis. Und das sind nicht nur 22k mehr, sondern zum Preis eines M3 bekam man drei e-up in Grundausstattung.

Mike:

Das Thema Autokauf ist bei den meisten Menschen hoch emotional. Es geht nicht wirklich ums „brauchen“ sondern ums „haben wollen“.

Ein e-Up würde es für meine üblichen Strecken auch mehr als tun, trotzdem wird es ein BMW i4 werden.

Farnsworth:

Jaja, die liebe überschätzte Reichweite. Wenn jemand einen, auf sein E-Auto anspricht, dann wird als erstes gefragt, wie weit der so kommt. Die 260km von unserem E-Up sind für den Alltag völlig ausreichend und können bei Tempo 100 auf Langstrecke auch erreicht werden. Klar würde ich gerne etwas schneller fahren, so 120 würde mir reichen. Schneller bin ich mit meinem Hybriden früher auch nicht gefahren. Aber dafür reicht die Ladeleistung nicht aus, um das in einen Geschwindigkeitsvorteil umzuwandeln. Ich finde es völlig akzeptabel alle 200km eine Ladepause zu machen. Meine Erfahrung ist, dass das Reisen dadurch viel entspannter geworden ist. Man genießt die Fahrt statt auch zu stressen. Als nächstes Reiseauto könnte ich mit ein M3 SR vorstellen. Die Reichweite ist vollkommen ausreichend.

Interessant wäre bei so einer Umfrage welchen Aufpreis Leute für 100km mehr Reichweite bereit wären zu zahlen. Diese Bereitschaft ist bei mir äußerst gering. z.B. bietet ein Model 3 LR ca. 150km Reichweite für 10.000€ mehr. Mein E-Up hat mich 13.000€ gekostet. Soll ich für 3 Ladestopps weniger im Jahr ernsthaft den Wert eines Kleinwagens auf den Tisch legen? Ich habe das Gefühl, dass zu viele Leute das Thema zu emotional angehen.

Farnsworth

Peter Bigge von Berlin:

1+
Sehr interessante Studie, dessen Inhalt ich selbst voll beipflichten kann.

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