In den zwei größten Absatzmärkten China und USA ist die Entwicklung der Elektromobilität im Jahr 2019 rückläufig. Im größten Elektrofahrzeugmarkt China sinken erstmals im Gesamtjahr die Neuzulassungen von New Energy Vehicles (NEV, Elektroautos und Plug-in-Hybride sowie Commercial Vehicles) um vier Prozent auf nunmehr 1,2 Millionen Fahrzeuge. In den USA wird ein Rückgang der Neuzulassungen von E-Autos um rund zehn Prozent auf 324.000 prognostiziert. Dagegen realisiert Deutschland den weltweit größten absoluten E-Mobilitätszuwachs mit einem Plus von 41.000 Elektroautos (+50 Prozent) auf jetzt 109.000 Neuzulassungen. Das sind die zentralen Ergebnisse des „Electromobility Report 2020“ des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.
Entsprechend zeigt sich die Absatzentwicklung von Elektrofahrzeugen in den wichtigsten globalen Automobilmärkten in 2019 sehr uneinheitlich. Vor allem die regulativen Bedingungen und unterschiedlichen Förderkulissen bestimmen die Marktentwicklung der E-Mobilität in den Regionen. Das Gesamtjahr 2019 wird damit global ein Übergangsjahr der E-Mobilität mit stagnierenden weltweiten Absatzzahlen. Ab 2020 ist jedoch bedingt durch weitere Regulationen und neuen Fahrzeugmodellen mit starken Zuwächsen der E-Mobilität vor allem in Europa zu rechnen, prognostiziert das CAM.
Rückläufige Zahlen in China und den USA
China verzeichnet als Leitmarkt der Elektromobilität in 2019 einen signifikanten Absatzrückgang bei Elektroautos und fällt in 2019 als Lokomotive des globalen E-Mobilitätshochlaufs aus. Seit der Reduzierung der E-Autoförderung Mitte des vergangenen Jahres ist der Elektrofahrzeugmarkt in China stark zurückgegangen. Im Gesamtjahr fällt in China die Zahl der reinen Elektroautos (BEV= Battery Electric Vehicles) auf rund 972.000 ab, was einem Anteil von 81 Prozent entspricht. Rund 19 Prozent der E-Fahrzeuge sind Plug-in Hybride (PHEV). Zum Jahresabschluss 2019 wurden auf dem chinesischen Markt rund 1,2 Millionen Elektrofahrzeuge abgesetzt. Der Marktanteil der E-Fahrzeuge an den Gesamtzulassungen steigt aufgrund der hohen Dynamik im ersten Halbjahr dennoch von 4,5 auf 4,7 Prozent. Der Kfz-Gesamtabsatz sank mit acht Prozent noch stärker als der E-Fahrzeugverkauf. Wie jüngst bekannt wurde, hat sich die chinesische Regierung dazu entschlossen, das eigentlich für Mitte 2020 geplante Ende der E-Fahrzeugförderung aufzuheben.
Mit den USA schwächelt im Jahr 2019 auch der zweitgrößte E-Fahrzeugmarkt. Im Vergleich zum Vorjahr wird ein Rückgang um rund fünf Prozent auf 324.000 Einheiten erwartet (Q4 geschätzt). Trotz rückläufiger Absatzzahlen bleibt die USA jedoch nach China mit weitem Abstand immer noch der zweitwichtigste Markt für Elektromobilität. Insgesamt sinkt in den USA der Marktanteil von E-Autos von 2,1 Prozent auf 1,9 Prozent. Rund 75 Prozent der abgesetzten E-Fahrzeuge sind dabei BEV.
Deutschland rückt auf Rang drei vor
Deutschland steigt im Gesamtjahr 2019 zum drittgrößten E-Fahrzeugmarkt auf und nimmt zunehmend eine Treiberrolle beim Wachstum der Elektromobilität ein. Bis zum Jahreswechsel wurden mit einem Plus von 50 Prozent rund 109.000 Elektrofahrzeuge neuzugelassen. Der Marktanteil steigt von zwei Prozent auf erstmals drei Prozent an. Darunter sind 58 Prozent reine Elektroautos (BEV) und entsprechend 42 Prozent PHEV. Durch das erweiterte Angebot von Plug-In-Hybriden wie beispielsweise dem BMW 330e, dem Audi A6 TFSI e oder dem Mercedes-Benz C 300 de hat sich der Absatz von PHEVs im letzten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht. Damit wurden im letzten Quartal auch erstmals wieder mehr Plug-In-Hybride als rein elektrische Fahrzeuge neuzugelassen.
„Das Jahr 2019 ist ein Übergangsjahr der Elektromobilität mit zwiespältigen Tendenzen. Es zeigt sich, dass die Absatzdynamik im positiven wie im negativen Sinne durch regulatorische Rahmenbedingungen in erheblichem Maße beeinflusst ist. Um Fehlsteuerungen und daraus folgende Marktverzerrungen zu vermeiden, muss die Politik langfristig angelegte Förderkulissen entwerfen, die sowohl die umweltpolitischen als auch soziale und wirtschaftspolitische Ziele adressieren. In Deutschland besteht hier Anpassungsbedarf, etwa im Hinblick auf die ‚artgerechte‘ Förderung von Plug-in Hybriden oder auch bezüglich der Dauer und Höhe der Förderung. Grundsätzlich erwarten wir im neuen Jahr in Deutschland und Europa eine sehr hohe Dynamik, die neben der Regulatorik vor allem von den massiven Produktanstrengungen vieler Hersteller getrieben sein wird.“ — Stefan Bratzel, Studienleiter am Center of Automotive Management
Norwegen ist jetzt nach Deutschland nur noch das zweitstärkste E-Automobilland in Europa. Im Gesamtjahr 2019 steigen die Neuzulassungen von E-Autos um zehn Prozent auf 80.000 Einheiten. Gleichzeitig bestätigt das Land seine Ausnahmeposition beim Marktanteil, der von 49,1 Prozent im Vorjahr auf 55,9 Prozent steigt. Rund 76 Prozent der E-Fahrzeuge sind BEVs, während entsprechend lediglich 24 Prozent als PHEV zugelassen werden.
In den weiteren europäischen Ländern kommt Großbritannien auf rund 73.000 E-Fahrzeuge, während in den Niederlanden mit einem starken Wachstum von rund 150 Prozent jetzt etwa 67.000 E-Pkw neu zugelassen worden sind. Somit ziehen die kleinen Niederlande gemessen am absoluten Absatz an Frankreich vorbei. In punkto E-Automarktanteil belegen die Niederlande mit 15 Prozent den zweiten Platz. Auslöser des starken Marktzuwachses ist die Reduzierung der Steuervorteile für E-Fahrzeuge im nächsten Jahr, vor allem das Model 3 von Tesla hat davon im letzten Quartal profitiert. Allein im Dezember 2019 wurden rund 12.000 Model 3 in den Niederlanden neu zugelassen. Auch der Audi e-tron nimmt mit rund 3000 neu zugelassenen Einheiten im Dezember langsam Fahrt auf.
In Frankreich ist der E-Absatz auf rund 61.000 Fahrzeuge (+35 Prozent) angestiegen. Dort steigt der Marktanteil auf 2,8 Prozent. In Europa kommt ferner Schweden mit 40.300 E-Fahrzeuge und Spanien mit 24.300 EV- Neuzulassungen auf Rang sechs bzw. sieben.
Quelle: CAM — Pressemitteilung vom 14.01.2020