Eventuell erinnerst du dich an den März 2019, als VW-Betriebsratchef Osterloh zu verstehen gab: “Der Kunde wäre bereit für das Elektroauto, wenn die Infrastruktur zum Laden vorhanden wäre“. Im verlinkten Artikel haben wir einen Blick auf die damalige Ladesituation riskiert. Seitdem hat sich einiges getan. Aber ganz einwandfrei ist die Ladesituation immer noch nicht. Doch VW bringt kurz vor Jahresende die Laderoboter auf den Weg, die durchaus etwas verändern könnten.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag erlaubt VW einen Blick in die Zukunft, in der die Suche nach Ladeplätzen für E-Autos ein Ende hat. Denn geht es nach dem Wolfsburger Unternehmen soll der mobile Laderoboter der Volkswagen Group Components das Laden von E-Autos übernehmen. Vollkommen autonom, egal wo dieses parkt. Gestartet via App oder Car-to-X-Kommunikation steuert der Laderoboter eigenständig das zu ladende Fahrzeug an und kommuniziert mit diesem.
Dabei übernimmt das System das Öffnen der Ladeklappe, das Anschließen des Steckers bis hin zum Entkoppeln. Es lässt sich somit festhalten, dass der gesamte Ladevorgang ohne jegliche menschliche Beteiligung abläuft. Als ob dies noch nicht genug wäre bringt der mobile Roboter einen Anhänger als fahrbaren Energiespeicher zum Fahrzeug, schließt diesen an und lädt damit die Batterie des E-Fahrzeugs auf. Während die Batterie beim E-Auto verbleibt und dieses lädt schließt der Roboter weitere E-Fahrzeuge an und lädt diese. Ist der Ladeservice beendet, holt er den mobilen Energiespeicher eigenständig ab und bringt ihn zurück an die Ladestation.
„Der mobile Laderoboter kann eine Revolution beim Laden zum Beispiel in Parkhäusern, auf Parkplätzen oder in Tiefgaragen auslösen. Denn mit ihm bringen wir die Ladeinfrastruktur einfach zum Auto und nicht umgekehrt. Wir elektrifizieren damit auf einen Schlag ohne aufwändige infrastrukturelle Einzelmaßnahmen nahezu jeden Parkplatz. Es ist eine visionäre Studie, die aber durchaus schnell Realität werden kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.“ – Mark Möller, Entwicklungschef der Volkswagen Group Components
So abwegig wirkt das Gedankenspiel zum autonomen gar nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass VW bereits 2020 mit einer mobilen Schnellladesäule in Serienfertigung gehen will. Auch Audi hat bereits eine entsprechende, mobile Ladesäule getestet, welche durchaus in das System integriert werden könnte – in Hoffenheim wurde diese bereits getestet. Den passenden Ökostrom hat man ebenfalls im Angebot und kann durchaus von Erfahrungen aus der Elli Group profitieren, welche Energieangebote und Ladelösungen von Volkswagen unter einem Dach bündelt.
Autonom, kompakt und flexibel – der VW E-Laderoboter
Aktuell stellt die Studie einen kompakten, selbst fahrenden Roboter und flexibel beweglichen Energiespeichern, sogenannten Akkuwaggons vor. Diese verfügen voll aufgeladen über einen Energiegehalt von jeweils zirka 25 kWh. Ein Laderoboter kann mehrere der Akkuwaggons gleichzeitig bewegen. Der Fahrer eines E-Autos kann dann, auf Abruf via App oder Car-to-X-Kommunikation, einen Energiespeicher zum E-Fahrzeug bringen und eigenständig anschließen lassen. Am Fahrzeug ermöglicht der Akkuwagon mit integrierter Ladeelektronik das DC-Schnellladen mit bis zu 50 kW.
https://www.youtube.com/watch?v=yMC1H__xL3Y&feature=youtu.be
Der autonom fahrende Roboter ist ausgestattet mit Kameras, Laserscannern und Ultraschallsensoren. Die Kombination dieser Systeme ermöglicht ihm nicht nur, den Ladevorgang vollkommen eigenständig abzuwickeln, sondern auch, sich frei im Parkraum zu bewegen, mögliche Hindernisse zu erkennen und auf diese zu reagieren. Je nach Größe des Parkareals oder der Tiefgarage können mehrere Laderoboter parallel eingesetzt und so viele Fahrzeuge zeitgleich bedient werden.
VW bringt Flexibilität in die Parkhäuser
Fortan soll es dann in Parkhäuser keine festen Ladeplätze mehr geben, denn Fahrerinnen und Fahrer haben freie Parkplatzwahl. Denn der E-Laderoboter kann jeden Parkplatz frei anfragen. Für Betreiber von Parkplätzen, Parkhäusern und Tiefgaragen kann somit jeder Stellplatz schnell und einfach elektrifiziert werden. Durch seine kompakte Bauform eignet sich der Laderoboter perfekt für Anwendungen in begrenzten Parkräumen ohne Ladeinfrastruktur wie zum Beispiel Tiefgaragen.
„In diesem Ansatz steckt ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Denn nicht nur der bauliche Aufwand für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur, sondern auch die Kosten können durch den Einsatz der Roboter deutlich reduziert werden. Auch das vielfach bekannte Problem der von einem anderen Fahrzeug blockierten Ladesäule wird es mit unserem Konzept nicht mehr geben. Sie wählen einfach wie gewohnt einen beliebigen Parkplatz. Den Rest erledigt unser elektronischer Helfer.“ – Mark Möller, Entwicklungschef der Volkswagen Group Components
Der mobile Laderoboter ist eine Studie der Volkswagen Group Components, die damit einen Blick in die Zukunft der Ladeinfrastruktur ermöglicht. Für einen möglichen Marktstart des Laderoboters gibt es noch keinen Termin.
Quelle: Volkswagen AG – Pressemitteilung vom 26. Dezember 2019