Volkswagen kann nicht nur E-Autos, sondern auch den Strom dazu. Mit der Tochtergesellschaft Elli Group GmbH, mit Hauptsitz Berlin, vereint der Volkswagen Konzern Energieangebote und Ladelösungen seit Januar 2019 unter einem Dach. Der Name ist übrigens die Kurzform von “Electric life”. Martin Roemheld, Leiter E-Mobility Services bei Volkswagen, hat sich im Gespräch mit Automobil Industrie über die aktuelle Entwicklung am Markt geäußert.
Dabei fällt auf, dass der Wolfsburger Konzern mit der Gründung von Elli einen weiteren Schritt in Richtung ganzheitlicher Denkweise der E-Mobilität gegangen ist. Das Angebot von Elli widmet sich sowohl dem B2B-Bereich mit Flottenbetreibern und Gewerbekunden als auch dem B2C-Sektor mit Elektroautofahrern und Haushaltskunden. Die Stoßrichtung zeigt VW von Anfang an klar auf und beschreibt diese mit Stichworten wie: erneuerbare Energien, intelligente Netze, dezentrale Erzeugung und Einbindung in den Energiemarkt. „Die Kompetenzen im Bereich Energie hatte Volkswagen schon im Haus: Das VW-Kraftwerk gibt es seit dem Beginn der Produktion in Wolfsburg. Wir haben also im Energiemarkt schon die Rollen als Erzeuger, Versorger und Netzbetreiber“, so Roemheld zur klaren Nachvollziehbarkeit, dass VW auch in diesem Segment aktiv wird.
Die Leistungen und das Angebot von Elli können überall dort genutzt werden, wo der neue VW ID.3 auf den Markt kommt. Des Weiteren werde der Ladedienst We Charge vom Start weg in ganz Europa funktionieren, so Roemheld. Anzumerken ist, dass Elli erst einmal auf Europa beschränkt ist. In China gibt es ähnliche Aktivitäten. In den USA wiederum gibt es „Electrify America“. Letztgenannte versorgen übrigens den M-BYTE von BYTON mit grünem Strom.
Mit der „Volkswallbox“ will VW zudem das Laden so einfach wie möglich gestalten. 11 kW Ladeleistung für die eigenen vier Wände bietet der ID. Charger von VW. Drei Varianten bieten die richtige Lösung für unterschiedliche Ansprüche. Mit dem ID. Charger können Kunden ihr E-Auto künftig bequem und schnell zuhause laden. Er bietet eine Ladeleistung von bis zu 11 kW und lädt fast fünfmal so schnell wie eine normale Haushaltsteckdose.
Der Leiter der E-Mobility Services VW gibt zudem zu verstehen, dass man sehr genau das Thema Rückspeisung betrachtet: „Das Fahrzeug soll im Energiemarkt die Rolle des mobilen Speichers übernehmen. Dann kann der Kunde sein E-Fahrzeug womöglich auch für sich gewinnbringend einsetzen.“ Wobei dies erst einer der nächste Schritt ist. Derzeit müsse man zunächst die Veränderungen im Ladeverhalten der Kunden beobachten.
„Die Early-Adopter, die bisher schon E-Autos fahren, setzen sehr stark auf ihre Heimleitungen. Das würde für eine hohe Zahl von Wallboxen sprechen. Es gibt aber auch eine große Zahl von Kunden, denen ihre Schuko-Steckdose reicht. Und über das Netz von Ionity und der dort angebotenen Schnellladefähigkeit wird es auch mehr Kunden geben, die mit rein öffentlichem Laden ihren Alltag bestreiten können. Die laden beispielsweise am Arbeitsplatz.“ – Martin Roemheld, Leiter E-Mobility Services bei Volkswagen
Für Roemheld steht fest, „dass die Ladeinfrastruktur nicht so einspurig wird wie die Tankwelt. Es wird sehr viele Lösungen geben.“ Hierfür bemüht er den Vergleich zum Verbrenner, etwa zu dem Zeitpunkt, als man Benzin noch von der Apotheke kaufen konnte. Erscheint zumindest derzeit noch recht passend dieser Vergleich.
Quelle: Automobil-Industrie – „E-Mobilität noch an dem Punkt wie der Verbrenner, als man Benzin noch von der Apotheke kaufen konnte“